Die Eisernen ärgern den nächsten Top-Klub: Union Berlin fühlt der Bundesliga auf den Zahn

Der Heimsieg von Union Berlin über Borussia Dortmund (2:1) war kein Zufall
Der Heimsieg von Union Berlin über Borussia Dortmund (2:1) war kein Zufall / ANNEGRET HILSE/Getty Images
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Mit einem 2:1-Sieg über Borussia Dortmund verabschiedete sich Union Berlin am Freitagabend aus der Bundesliga, die sich vor den Zweitrundenpartien im DFB-Pokal in die Winterpause verabschiedet. Die Köpenicker sind somit gegen drei der Top-Fünf Mannschaften ungeschlagen und auf dem besten Wege, eine gefestigte Bundesliga-Mannschaft zu werden.

Aufsteiger und insbesondere Neuankömmlinge haben in der Bundesliga von Beginn an einen schweren Stand. Aufgrund der finanziellen Unterschiede zwischen den beiden obersten deutschen Spielklassen sind die Mittel für die sportliche Leitung stark begrenzt, wichtig ist es daher, kluge Transfers zu tätigen und einen Trainer zu haben, der ein klares Konzept mitbringt und eine klare Vision hat, wie sich die Mannschaft entwickeln und in der Bundesliga behaupten soll.

Für Union Berlin geht es seit dem Aufstieg einzig und allein um den Klassenerhalt. Diesen erreichten die Köpenicker, trainiert von Urs Fischer, in der vergangenen Saison mit einer kompakten Defensive, mannschaftlicher Geschlossenheit und einer klaren Spielidee: Mittelstürmer Sebastian Andersson wurde in viele Luftzweikämpfe verwickelt, anschließend sollten die Mitspieler um ihn herum die zweiten Bälle gewinnen und schnell in das letzte Drittel vorstoßen.

In der Endabrechnung landete Union mit 41 Punkten und 41:58 Toren auf Platz elf. Doch bereits in der Rückrunde erkannte Fischer, dass lange Bälle allein nicht ausreichen würden, um langfristig in der Bundesliga zu überleben. Also brachte er seiner Mannschaft bei, das Spiel flach aufzubauen und sich durch ein kluges Positionsspiel bis ins letzte Drittel durchzuspielen. Hinzu kam noch mehr Bundesliga-Erfahrung, die die sportlichen Verantwortlichen in den Kader gestreut haben: Mit Andreas Luthe, Loris Karius, Robin Knoche und nicht zuletzt Max Kruse wurden vier erfahrene Neuzugänge verpflichtet. Obendrein wurde für keinen von ihnen eine Ablösesumme fällig.

Clevere Transfers, eindeutige Handschrift

Der Kader wurde aufgerüstet, die Spielidee stringent einstudiert. Schon nach 13 Spieltagen lässt sich ablesen, dass die Arbeit Früchte trägt: In der vergangenen Saison hatten die Köpenicker zum gleichen Zeitpunkt 16 Punkte auf dem Konto, aktuell sind es 21. In beiden Spielzeiten hat die Fischer-Elf jeweils fünf Spiele gewonnen, dafür aber erst zwei in dieser Saison verloren; vorige Spielzeit standen bereits sieben Niederlagen zu Buche. Union hätte also durchaus mehr Punkte sammeln können, wenn nicht die vielen Remis gewesen wären.

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort: Urs Fischer ist der perfekte Trainer für Union Berlin
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort: Urs Fischer ist der perfekte Trainer für Union Berlin / Christian Kaspar-Bartke/Getty Images

Interessanter ist jedoch die Tor-Statistik: Stand diese vor einem Jahr noch bei 16:19, so sind es aktuell 27:18 Tore. Die Abwehrleistung bleibt konstant, dafür ist die Offensive umso gefährlicher. Statistisch betrachtet macht Union sehr viel aus den eigenen Chancen. Laut fbref.com beträgt die Zahl der expected Goals rund 20 - es wurden also sieben Tore mehr erzielt, als anhand der kreierten Chancen zu erwarten waren. Und genau wie man mehr Punkte hätte sammeln können, hätte man noch mehr Tore erzielen können - doch insbesondere Taiwo Awoniyi ist noch zu hektisch und unpräzise im Abschluss.

Union Berlin fühlt der Bundesliga auf den Zahn

Union Berlin beweist eindrucksvoll, dass man mit Ballbesitz Lösungen finden und aktiv am Spiel teilnehmen muss, wenn man sich in der Bundesliga behaupten will. Das reaktive Spiel von Mannschaften wie Schalke 04, Mainz 05, Werder Bremen, dem 1. FC Köln oder dem FC Augsburg ist hingegen nicht sonderlich vielversprechend.

Das wird besonders in den Duellen gegen die Spitzenmannschaften der Liga deutlich. Der Schlüssel ist, mutig zu agieren - nicht nur im Pressing, sondern auch im Ballbesitz. Das kompakte 4-4-2 hat Bayern, Dortmund und Gladbach bereits in der vergangenen Saison Schwierigkeiten bereitet, das saubere Pass- und Positionsspiel gekoppelt mit der Stärke bei Standardsituationen hat es ihnen aber noch schwerer gemacht. In Mönchengladbach wurde ein Rückstand egalisiert, gegen Bayern und den BVB ging Union sogar in Führung. Die Spiele gegen RB Leipzig und Bayer Leverkusen stehen zwar noch aus, doch man darf schon jetzt den Hut vor Fischer ziehen. Der Schweizer ist auf dem besten Wege, einen gestandenen Bundesligisten zu formen.