Deliberate Play erklärt: Absurde Abseitsentscheidung bei Leipzig gegen Union

Timo Werner (l.) und Daniel Schlager (r.)
Timo Werner (l.) und Daniel Schlager (r.) / Stuart Franklin/GettyImages
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RB Leipzig ist wütend. Und das zurecht. Im Top-Spiel gegen Union Berlin wurde den Sachsen der vermeintliche Treffer zum 2:2-Ausgleich aufgrund einer kruden Abseitsentscheidung geklaut. Dabei ist die Regelauslegung eigentlich glasklar.


Der VAR offenbart in der jüngeren Vergangenheit ein ganz offensichtliches Problem: Bundesliga-Schiedsrichter haben Probleme mit Regelkenntnis und Entscheidungsfindung. Aktuell jagt eine Fehlentscheidung die nächste, so nun auch im Topspiel zwischen RB Leipzig und Union Berlin.

Wie funktioniert die Regelung bei "Deliberate Play"?

Was war geschehen? Einen langen Ball von Leipzig versuchte Union Berlins Aissa Laidouni unbedrängt mit der Hacke zu klären. Hinter dem Tunesier stand noch ein weiterer Union-Spieler zur Absicherung. Die Klärungsaktion ging aber nach hinten los, der Ball sprang von Laidounis Hacke zu Timo Werner, der sich zum Zeitpunkt des Leipziger Zuspiels im Abseits befand. Aus der Situation resultierte schließlich der vermeintliche Treffer zum 2:2.

Schiedsrichter Daniel Schlager bewertete die Klärungsaktion von Laidouni in der Folge - nach Ansicht der Bilder am Monitor - allerdings nicht als bewusste Ballaktion und entschied daher auf Abseits, der Treffer wurde zurückgenommen.

Das ist eine Fehlentscheidung. Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe verwies auf Twitter auf die Regeländerung im Sommer zum Thema "Deliberate Play", bei der es um absichtliches oder unabsichtliches Spielen des Balles geht. Zur neuen Saison wurde die Regelung dahingehend geändert, dass reflexartiges Verteidigen nicht mehr als absichtliches Spielen des Balles gewertet werden soll, sondern nur noch kontrollierbare Situationen.

Zur Bewertung werden verschiedene Kriterien herangezogen. "Je länger die Distanz, je langsamer der Ball, je freier die Sicht und je besser die Koordinationsmöglichkeit desto mehr deliberate play", schreibt Gräfe auf Twitter. Diese Kriterien sind bei der versuchten Klärungsaktion von Laidouni mehr als gegeben. Der Spieler entscheidet sich bewusst dazu, sich wegzuducken und den Ball per Hacke zu spielen. Das muss der Schiedsrichter sehen und in der Folge als nicht strafbares Abseits werten. Es sei denn, er kennt die Regeln nicht.

Strittige Abseits-Entscheidung: Das sagen Schiedsrichter Schlager und Leipzig-Trainer Rose

RB Leipzig brachte die Auslegung des Schiedsrichters zurecht auf die Palme. Die beiden verletzten Christopher Nkunku und Dani Olmo redeten nach dem Abpfiff im Spielertunnel auf Schiedsrichter Schlager ein. Cheftrainer Marco Rose wurde im Interview nach dem Spiel ebenfalls deutlich.

"Die Jungs trainieren jeden Tag Fußball. Vielleicht sollte ein Schiedsrichter mal gucken, was die so machen. Die Jungs können mit der Hacke jonglieren ohne dass sie den Ball sehen und zwar 20-mal, wenn sie wollen. Weil sie Fußballer sind, weil sie ihren Job verstehen, weil sie ihren Job lieben, weil sie jeden Tag kicken. Und mir kann keiner erzählen, dass dieser Spieler den Ball nicht mit der Hacke kontrolliert bewusst spielen wollte", wütete Rose.

Schiedsrichter Schlager erklärte die Entscheidung mit fehlender Kontrolle beim Spielen des Balles: "Man muss da ein bisschen unterscheiden: Bis zum Sommer war die Regelauslegung so, dass es um absichtliches Spiel des Balls ging. Das hat der Verteidiger zwar gemacht, absichtlich hat er den Ball gespielt, aber eben nicht in einer kontrollierten Art, weil er versucht, in der Not den Ball mit der Hacke zu klären. Am Ende sieht er den Ball hinter sich eben nicht und deswegen ist es für mich in diesem Fall unkontrolliert."


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