Choupo-Moting, Roca & Co.: Hansi Flick vertraut seiner Bank nicht

Hansi Flick.
Hansi Flick. / Lars Baron/Getty Images
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Hansi Flick hat wenig Vertrauen in die Breite des Kaders beim FC Bayern, das hat das Spiel bei Borussia Mönchengladbach am Freitagabend wieder deutlich gezeigt - trotz aller Beteuerungen des Trainers. Doch eine gute zweite Garde ist wichtig.

Dass Hansi Flick nicht vollstes Vertrauen in die Breite seines aktuellen Kaders beim FC Bayern München hat, dürfte am Freitagabend jeder deutlich gesehen haben: In dieser physisch so anspruchsvollen Saison, mit Blick auf eine wahnsinnige Terminhatz in den kommenden Wochen und während eines sehr kräftezehrenden Spiels bei Borussia Mönchengladbach, wechselte der Trainer des Rekordmeisters nur einmal und ließ bei der Niederlage vier weitere Möglichkeiten verstreichen.

Zwei offensive Optionen hätte Flick noch gehabt, um die Aufholjagd im Borussia-Park anzutreiben: Shootingstar Jamal Musiala und Eric-Maxim Choupo-Moting. Doch beide blieben draußen, Flick traute offenbar nur Kingsly Coman zu, am Rückstand gegen einen starken Gegner noch etwas ändern zu können.

Lewandowski spielt immer

Was bedeutet das für den weiteren Verlauf der Bayern-Saison? Muss vor allem Torjäger Robert Lewandowski jetzt jedes halbwegs wichtige Spiel über die volle Distanz bestreiten? "Ich brauche ihn nicht in der 90. Minute auf dem Platz. Er muss gesund bleiben, das ist das Wichtigste", hatte Sportdirektor Hasan Salihamidzic zuletzt bei Sky gesagt. Doch Flick scheint das anders zu sehen, in der Bundesliga stand Lewandowski zuletzt neun Mal in Serie über die volle Distanz auf dem Rasen, lediglich in der Königsklasse bekam er mal seine Pausen, als es um nichts mehr ging.

Robert Lewandowski.
Robert Lewandowski. / Lars Baron/Getty Images

Anscheinend ist ein Spieler wie Eric-Maxim Choupo-Moting nur dazu da, Lewandowski mal eine Pause zu verschaffen, wenn das Spiel keine große Bedeutung mehr hat. In engen Partien in der Schlussphase kommt er aber fast nie ins Spiel. Lothar Matthäus' Kritik an der Breite des Bayern-Kaders in der Bild ("Der erste Teil der Bank ist gleichwertig besetzt, aber danach fehlt es bei Bayern an Qualität. Da sind andere Teams besser aufgestellt") war völlig berechtigt, wie sich am Freitagabend zeigte.

Auch ein Blick auf die Einsatzzeiten verdeutlicht das: In der Bundesliga, wo die Bayern bis zum Spiel am Freitag zwar nicht verloren hatten, aber permanent Rückstände aufholen mussten, kam Choupo-Moting in den vergangenen sieben Spielen gerade einmal auf vier Minuten. Lediglich in den beiden unbedeutenden letzten Spielen der Gruppenphase der Champions League durfte er mal ran, als Lewandowski wie erwähnt ausnahmsweise geschont wurde. Bei den Spielen gegen die Spitzenteams aus Dortmund, Leipzig und Mönchengladbach saß der 31-Jährige immer 90 Minuten draußen, selbst bei Rückstand am vergangenen Freitag.

Flick vertraut der zweiten Garde nicht

Dann wäre da für die Offensive noch Jamal Musiala, der zwar mehr gespielt hat als Choupo-Moting, aber gleichzeitig keine Sturmspitze ist und als 17-Jähriger nicht behaupten kann, dass er engen Spielen gegen starke Teams nochmal seinen Stempel aufdrückt. Doch genau solche Spieler braucht es, vor allem in dieser Saison mit diesem eng getakteten Spielplan. Bayern hat sie aber nicht, auch wenn Hansi Flick betonte, er habe am Freitag keineswegs nicht gewechselt, weil er seiner Bank nicht vertraue. Seine Taten aus der bisherigen Saison sprechen da eher eine andere Sprache.

Marc Roca, Eric-Maxim Choupo-Moting und Bouna Sarr.
Marc Roca, Eric-Maxim Choupo-Moting und Bouna Sarr. / Alexander Hassenstein/Getty Images

Dass die Bayern trotzdem nicht auf dem Transfermarkt aktiv werden wollen, ist verständlich. Der Markt wird nichts hergeben, was ihnen entsprechend weiterhelfen kann. Die Münchener müssen jetzt irgendwie mit dem durchkommen, was sie haben. Das kann gut gehen, doch das Risiko ist groß, dass der Mannschaft hinten heraus die berühmten Körner fehlen. Schon jetzt gibt es offenkundig Probleme. Flicks Vertrauen in seine zweite Garde wird sich wohl schon am Mittwoch beim Pokalspiel in Kiel zeigen: Wenn Spieler wie Choupo-Moting, Sarr oder Roca beim Zweitligisten nicht ran dürfen - wann dann?