Casting für Werder-Wechsel: So hat sich Dor Peretz gegen Dänemark präsentiert

JACK GUEZ/Getty Images
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In den Werder-Foren wird seit einigen Tagen intensiv über den israelischen Nationalspieler Dor Peretz diskutiert. Am vorgestrigen Donnerstag hat wie erwartet ein Werder-Scout den 25-jährigen defensiven Mittelfeldspieler beim Länderspiel gegen Dänemark vor Ort in Tel Aviv beobachtet. Welche Schlussfolgerungen hat der Einsatz von Peretz geliefert?


Zunächst einmal sollte man betonen, dass Werder Bremen den Scouting-Trip laut dem israelischen Sportsender Sport1 eigentlich geheim halten wollte, um den Einsatz von Peretz nicht zu beeinflussen. Zumindest kann sich aber der Leistungsträger von Maccabi Tel Aviv die 0:2-Niederlage, die er gegen die Dänen am Donnerstag erlitt, nicht wirklich zu Schulden kommen lassen.

Peretz erhielt vom größten Sportmedium Israels Sport5 für seine Leistung die beste Benotung von allen israelischen Akteuren in dieser Partie - und das aus guten Gründen, die wir in diesem Artikel beleuchten werden.

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Dor Peretz überwindet Yussuf Poulsen mit einer schnellen Richtungsänderung im Zweikampf / JACK GUEZ/Getty Images

Israel-Coach Willi Ruttensteiner bot Peretz wie erwartet zunächst im defensiven Mittelfeld auf, wo der 1,85-Meter große Spieler seine Vorzüge durchaus zur Schau stellen konnte. Peretz war einer der wenigen Israelis, die mit dem dänischen Pressing dank seiner Gedankenschnelligkeit, Physis und Ruhe klarkommen konnte. Beim Vorwärtsgang suchte er immer schnell den Weg zum Vordermann mit präzisen Pässen und verzichtete im Gegensatz zu seinen verängstigten Mitspielern auf Rückpässe.

Peretz machte vor allem bei seinen Zweikämpfen mit den beiden Bundesliga-Spielern Yussuf Poulsen und Thomas Delaney einen guten Eindruck, sowohl im Ballbesitz als auch im Defensiv-Part. Hier und da schaltete er sich auch aufgrund seiner Kopfball-Gefahr in den Strafraum ein.


In der zweiten Halbzeit wurde Peretz als linker Verteidiger in der Dreierkette aufgestellt. Ruttensteiners Umstellung wurde von Peretz-Berater Avi Nimni in seiner Kolumne bei One scharf kritisiert, da Israel durch den Wechsel komplett den Zugriff auf das Mittelfeld verlor und über keinen richtigen Strippenzieher mehr verfügte.

Peretz durfte mit dem neugewonnen Freiraum in der Abwehr weiterhin als Spieleröffner agieren, seine Vorzüge in der Spielleitung kamen jedoch im Mittelfeld deutlich besser zum Vorschein.

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5000 Israelis durften ihr Nationalteam im Bloomfield-Stadion anfeuern / JACK GUEZ/Getty Images

Ruttensteiners Idee war eigentlich nicht schlecht: Peretz sollte mit seiner Schnelligkeit, seinen Anführer-Qualitäten und seiner Spieleröffnung der in der ersten Halbzeit völlig verunsicherten und tollpatschig agierenden israelischen Abwehr mehr Sicherheit verleihen. Damit hat er aber zugleich das Mittelfeld völlig aufgegeben und somit jegliche Hoffnung auf den durchaus erreichbaren Ausgleich nach dem 0:1-Rückstand zur Pause zerstört. Israel war nämlich was Torschüsse und Ballbesitz anbelangt mit den Dänen absolut auf Augenhöhe, die Physis und Größe der Skandinavier war jedoch für die Nationalspieler des jüdischen Nationalstaats ein großes Problem.

Über den Einsatz von Peretz sagte Ruttensteiner auf der Pressekonferenz am Samstag folgendes: "Ich denke, dass er einen sehr guten Job geleistet hat. Er war sowohl im hinteren als auch im vorderen Teil des Mittelfelds exzellent."

Fazit: Dor Peretz hat sich für einen Werder-Wechsel empfohlen

Freilich wird man solch eine Erkenntnis nicht nur einem einzelnen Spiel abgewinnen können. Die Leistung gegen Dänemark hat jedoch den Eindruck, den Peretz in der bisherigen Saison in Israel und in der Europa League hinterlassen hat, eindeutig bestätigt.

Am morgigen Sonntag werden Werder-Fans Peretz erneut gegen Schottland beobachten können. Israelische Medien spekulieren, dass er diesmal von Beginn an in der defensiven Dreierkette auflaufen wird. "Es gibt darüber eine Diskussion im Trainerteam, ich habe mich diesbezüglich noch nicht entschieden", sagte Ruttensteiner hierzu.