Calhanoglu über Seitenwechsel in Mailand: "Nur Pioli wollte mich halten"

Hakan Calhanoglu wechselt in Mailand die Seiten
Hakan Calhanoglu wechselt in Mailand die Seiten / Jonathan Moscrop/Getty Images
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Nach vier Jahren bei der AC Mailand entschied sich Hakan Calhanoglu, in diesem Sommer ein neues Kapitel aufzuschlagen. Den Türken zog es ausgerechnet zum Stadtrivalen Inter - weil Calhanoglu sich bei den Rossoneri nicht ausreichend wertgeschätzt fühlte.


Calhanoglu ist beileibe nicht der erste Spieler, der die Seiten in Mailand gewechselt hat. Vor ihm haben schon ganz andere Akteure für beide Mailänder Klubs gespielt - wie der Türke auch per direktem Wechsel. Andrea Pirlo, Clarence Seedorf und Christian 'Bobo' Vieri sind hier zum Beispiel zu nennen. Dennoch bleibt - insbesondere im Fanlager - natürlich immer ein Geschmäckle dabei, wenn ein Spieler ausgerechnet zum Stadtrivalen wechselt.

"Habe viel für Milan getan"

"Es ist normal, dass die Fans verärgert sind. Aber ich bin nicht der Erste, der das macht und ich werde auch nicht der Letzte sein, denn viele Spieler sind von Milan zu Inter gegangen oder umgekehrt", stellte Calhanoglu im Interview mit DAZN klar. "Ich wollte nur in meine Zukunft schauen, bei allem Respekt vor Milan. Ich habe vier Jahre lang viel für Milan getan, ich habe jeden respektiert, aber ich habe ein neues Kapitel bei Inter aufgeschlagen und muss jetzt nach vorne schauen."

Bei den Tifosi der Rossoneri hatte Calhanoglu nie das beste Standing, was vor allem an seinen sehr inkonstanten Leistungen lag. Auf ein halbwegs ordentliches Spiel folgten meist fünf schlechte, seine richtige guten Performances, mit denen er ein Spiel für Milan entschied, konnte man in den ersten Jahren quasi an einer Hand abzählen.

Erst mit der Ankunft von Stefano Pioli und Zlatan Ibrahimovic änderte sich das und Calhanoglu entwickelte sich zu dem Spieler, den Milan sich bei seiner Verpflichtung 2017 erhofft hatte. Nach dem Restart nach der Corona-Pandemie zauberte der Türke einige Monate am Stück und war maßgeblich an der damaligen Siegesserie beteiligt.

Doch je näher das Jahresende 2020 rückte, desto mehr ließ der Ex-Bundesligaprofi auch wieder nach. In der Rückrunde der abgelaufenen Spielzeit war er plötzlich wieder der Spieler, der die Milan-Fans zuvor jahrelang zur Verzweiflung getrieben hatte. Konstant inkonstant.

Daher ist es nur allzu verständlich, dass Paolo Maldini den hohen Gehaltsforderungen des 27-Jährigen nicht nachkommen wollte. Maximal vier Millionen Euro boten die Rossoneri ihrem Spielmacher dem Vernehmen nach an - doch der wollte mindestens fünf, eher sechs bis sieben Millionen Euro. Inter erfüllte ihm diesen Wunsch.

"Pioli war der einzige, der mich wirklich in Mailand haben wollte", klagte Calhanoglu. "Ich habe viele Male mit ihm gesprochen, aber er hat meine Entscheidung respektiert und mir alles Gute gewünscht." Mit Ibrahimovic habe er dagegen noch nicht wieder geredet: "Ich war bei der EURO und er war im Urlaub mit seiner Knieverletzung und hat darüber nachgedacht. Wir haben noch nicht über meinen Transfer gesprochen, aber wir werden es irgendwann besprechen."

Bei seinem Wechsel zu den Nerazzurri "ging alles sehr schnell. Ich habe viele Anrufe von Direktor Piero Ausilio und Trainer Simone Inzaghi erhalten. Wenn die Leute zeigen, dass sie dich in ihrem Team haben wollen, bringt dich das dazu, dorthin zu wollen."

Calhanoglu will Alberto-Rolle einnehmen

Bei Inter wird sich der türkische Nationalspieler auf ein neues System einstellen müssen. Während er bei Milan stets im 4-2-3-1 auflief, gilt Simone Inzaghi als Verfechter des 3-5-2-Systems. "Ich mag dieses System, da Luis Alberto diese Rolle für Inzaghi bei Lazio übernommen hat und wir uns sehr ähnlich sind", so Calhanoglu. "Pioli hat wirklich gut mit mir gearbeitet, er hat mich in der Rolle spielen lassen, die mir gefällt, deshalb habe ich auch so viele Assists geliefert. Jetzt kann ich es kaum erwarten, Chancen für Romelu Lukaku und Lautaro Martinez zu kreieren."

Damit es beim Stadtrivalen besser läuft, sollte der 27-Jährige aber dringend an seiner Konstanz arbeiten.