Büskens warnt vor Entfremdung auf Schalke: "Dürfen die Menschen nicht verlieren"

Mike Büskens macht sich Sorgen um sein Schalke
Mike Büskens macht sich Sorgen um sein Schalke / TF-Images/Getty Images
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Das größte, aber derzeit bei Weitem nicht einzige Problem auf Schalke ist die sportliche Krise - es droht ein langer und bitterer Abstiegskampf. Nebenher geraten auch die Werte des Vereins und die Identifikation mit jenen auf die Nebenspur, finden viele Fans. Mike Büskens beklagt diese Probleme und warnt vor einer Entfremdung.

Sportlich steht Schalke 04 seit inzwischen vielen Monaten auf sehr wackeligen Beinen. Eine Situation, die mit dem Beginn einer Sieglos-Serie im Januar und Februar 2020 begonnen hat, und nun - in der Nähe zum Jahreswechsel - in einen bitteren und sehr schwierigen Kampf um den Klassenerhalt mündet. Diese Krise ist es vor allem, die den Fans und Anhängern starke Kopfschmerzen bereitet.


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Das insgesamt noch größere Problem: Die aktuellen Sorgen gehen über die sportliche Krise hinaus. Sie betrifft einen Punkt, der über wirklich viele Jahre die eine Konstante im Verein war, nämlich die Identifikation und die Leidenschaft nicht nur im, sondern primär auch für den Klub. Als Beispiel passt die vermeintliche Entlassung von drei Abteilungsleitern, die seit ein, zwei Jahrzehnten für Königsblau arbeiten - diese Nachricht, zumindest in Teilen seitens des Vereins thematisiert worden, sorgte bei vielen Fans für Empörung.

Mike Büskens mit Michael Reschke beim Testspiel in der Saisonvorbereitung
Mike Büskens mit Michael Reschke beim Testspiel in der Saisonvorbereitung / DeFodi Images/Getty Images

Darunter fallen auch die Entlassung der Knappenschmiede-Fahrer, die offenbar auf Mindestlohn-Basis arbeiteten oder die von einigen Anhängern kritisch gesehene geplante Ausgliederung. All diese Stimmung bereitet auch Mike Büskens Sorgen. Gegenüber der WAZ erklärte das S04-Urgestein seine Ansichten dazu: "Wir müssen die Menschen wieder mitnehmen und dürfen sie nicht verlieren. Wir müssen den Leuten zuhören und nahbar sein." Schalke, so Büskens weiter, sei schon immer "mehr als nur ein Fußballverein" für die Menschen in und rund um Gelsenkirchen gewesen.

Dieses Gefühl dürfe keinesfalls verloren gehen, meint der ehemalige Spieler und auch Trainer der Knappen. Auch heute ist er noch an Bord, ist beispielsweise für die Beobachtung der verliehenen Spieler verantwortlich.

"Das sehe ich mit großer Sorge": Büskens warnt vor dem Egal-Werden

"Dass sich Schalke-Fans abwenden und von unserem Verein entfremden", das höre er in letzter Zeit häufiger: "Das sehe ich mit großer Sorge, weil der Zusammenhalt auf Schalke für mich immer etwas Besonderes war." Der 52-Jährige spricht dabei vom "sozialen Kitt" und "dem kleinsten gemeinsamen Nenner", den der Klub immer dargestellt habe. Er sei etwas, "worauf die Leute stolz sind und was sie lieben".

Schon direkt nach seiner Zeit als Spieler habe er selbst erfahren, wie viel die zahlreichen Fans auch im wörtlichen Sinne für diesen Verein investieren und was sie dafür auf sich nehmen. "Das müssen wir alle verstehen und dürfen nicht Gefahr laufen, das Wichtigste zu verlieren, was Schalke hat: Die Liebe und die damit verbundene Leidensfähigkeit der Gelsenkirchener und der Fans."

Vor anderthalb Jahren war Büskens mit Huub Stevens noch ein Retter des S04
Vor anderthalb Jahren war Büskens mit Huub Stevens noch ein Retter des S04 / TF-Images/Getty Images

Eine Gefahr, die tatsächlich nicht zu unterschätzen ist - zumal die Knappen eigentlich eine große Dynamik entfachen könnten, wie auch Büskens erklärt: "Diese unfassbare Energie, die von Schalke ausgeht, müssen wir kanalisieren und in eine Richtung strömen lassen. In diesen sportlich wie wirtschaftlich schwierigen Zeiten geht es nur miteinander."

Es ist ein Appell des Eurofighters von 1997, den wohl sehr viele S04-Anhänger sofort unterschreiben würden, der derzeit aber nur schwer umzusetzen ist. Die Kritik am Vorstand ist in manchen Teilen und aus verschiedenen Gründen groß, die sportliche Krise sorgt für Frust, die wirtschaftliche für fehlende Zuversicht. Es bleiben schlechte Vorzeichen, gerade in Zeiten, in denen die Mannschaft aufgrund der leeren Stadien und der fehlenden Möglichkeiten, sie direkt zu unterstützen, so weit entfernt zu sein scheint.