10 Tops & Flops der Bayern-Hinrunde: Viel Licht und ein wenig Schatten

Die Münchner können mit der Hinserie weitgehend zufrieden sein
Die Münchner können mit der Hinserie weitgehend zufrieden sein / Catherine Ivill/GettyImages
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Der FC Bayern hat unter dem neuen Trainer Julian Nagelsmann eine beeindruckende Hinrunde bestritten. Die Bilanz wurde lediglich durch einen größeren Schönheitsfehler getrübt. Neben dem Platz machten die Münchner dagegen nicht immer die beste Figur. Wir blicken auf die Tops & Flops der Hinrunde zurück.


1. Top: Der Auftritt in der Champions League

Jamal Musiala, Frenkie De Jong
Quality Sport Images/GettyImages

Wo viel Schatten ist, leuchtet der Stern des Südens umso heller. Der FC Bayern war in der diesjährigen Champions-League-Gruppenphase der einzige deutsche Vertreter, der die Bundesliga würdig vertreten hat. Ohne die Münchner würde der Gegner in der Fünfjahreswertung nicht Italien, sondern Frankreich oder Portugal lauten.

Die Nagelsmann-Elf hat eine wahrlich beeindruckende Gruppenphase gespielt und seine Gegner geradezu deklassiert. Letztlich standen nach den sechs Partien gegen Benfica, Barcelona und Kiew sechs Siege und 22:3 Tore auf der Tableau. Damit stellten die Bayern sowohl die beste Offensive als auch die beste Defensive. Die Münchner haben sich definitiv in eine Favoritenrolle gespielt.

2. Top: Attraktiver Offensivfußball

Robert Lewandowski, Thomas Mueller, Leroy Sane
Alexander Hassenstein/GettyImages

Einmal ins Rollen gekommen, fegt die Münchner Offensive wie eine Lawine über ihre Gegner. Insbesondere in den ersten Monaten der Saison funktionierte das Offensivspiel einfach prächtig. Der FC Bayern agiert unberechenbar, spektakulär und konsequent.

Selbst wenn Lewandowski ein wenig aus der Masse heraussticht, haben seine Kollegen Müller, Sané, Coman, Gnabry und Musiala eben auch voll abgeliefert. Die offensiven Aktionen sind nicht auf einen Fixpunkt fokussiert, sondern variabel und als eine tolle Teamarbeit hervorzuheben.

Konsequenterweise lassen sich die Ergebnisse auch gut sehen. 22 Tore in der Champions-League-Gruppenphase sind eine Ansage und 56 Buden in der Bundesliga absolut rekordverdächtig. Der Bayern-Offensive zuzusehen macht einfach Spaß, zumindest wenn man es nicht gerade mit den Gegnern hält.

3. Top: Julian Nagelsmann

Julian Nagelsmann
Matthias Hangst/GettyImages

Ganze 25 Millionen haben die Bayern für Nagelsmann nach Leipzig überwiesen und den Coach für fünf Jahre unter Vertrag genommen. Beides ist gleichermaßen ungewöhnlich wie riskant. Bislang sieht es jedoch so aus, als hätten die Münchner Verantwortlichen mit diesem Zug alles richtig gemacht.

Die sportliche Bilanz ist ebenso gut wie das sonstige Auftreten des Coaches. Der Trainer harmoniert gut mit den Bossen und präsentiert sich gegenüber der Öffentlichkeit souverän, freundlich, schlagfertig und durchaus auch mal selbstkritisch. Zuletzt gestand er zum Beispiel, auf Roca zu wenig gesetzt zu haben.

Die Kombination FC Bayern & Nagelsmann scheint ideal zu passen. Noch deuten sich keinerlei Probleme gegenüber Spielern, Bosse und Fans an. Gefühlt ist jeder mit dem Coach zufrieden, der diese Zufriedenheit auch selbst in sich trägt und ausstrahlt.

4. Top: Die Wandlung von Leroy Sané

Leroy Sane
Alexander Hassenstein/GettyImages

Leroy Sané hat sicherlich die extremste Verwandlung aller Bayern-Stars vollzogen. Es ist gar nicht so lange her, als der Offensivspieler von den eigenen Fans ausgepfiffen wurde. Sané wirkte lethargisch, ungeschickt und frei von jeglichem Selbstvertrauen. Selbst wenn man die Aktion einiger Anhänger nicht gutheißen kann, hat sie ihre Wirkung nicht verfehlt.

Bei Sané begann ein Denkprozess, den er mit der Unterstützung von Nagelsmann und der Führungsetage positiv in gute Leistungen ummünzen konnte. Inzwischen sehen wir den Nationalspieler Spiel für Spiel, wie er im Vollsprint mit zurück arbeitet und wichtige Bälle erkämpft. Dies ist vielleicht noch bemerkenswerter als seine Offensiv-Leistung. Diese ist dank seines zurückgewonnenen Selbstbewusstseins ohne hin meist sehr gut.

Die Kombination aus dem feinen Fußballer Sané und dem Kämpfer Sané ist absolut genial.

5. Top: Nächster Meistertitel nur noch Formsache

Joshua Kimmich
Stuart Franklin/GettyImages

Bereits zur Halbzeit kann man den Münchnern fast schon wieder zur Meisterschaft gratulieren. Der Rekordmeister leistete sich lediglich zwei Ausrutscher gegen Frankfurt und Augsburg, dominieren die Liga aber nach Belieben. Lediglich gegen Borussia Dortmund hatte das Team mit dem 3:2-Ausgang auch etwas Glück.

Unter dem Strich stehen starke 43 Zähler, womit man bereits neun Punkte vor dem BVB liegt. Die zehnte Meisterschaft in Serie dürfte nur noch Formsache sein.

6. Top: Gute Katerbreite

Niklas Sule, Corentin Tolisso
Marc Atkins/GettyImages

Die Kaderbreite war in den letzten Jahren immer ein wenig der Schwachpunkt der Münchner, zumal auch nicht jeder Transfer eingeschlagen ist. In dieser Spielzeit ist der Kader jedoch stark und ausgewogen aufgestellt.

Die Reservisten haben einen guten Job gemacht und waren da, als sie gebraucht wurden. So spielten beispielsweiße Tolisso, Musiala und Roca sehr stark und machten das Fehlern von Kimmich, Goretzka und Sabitzer gegen Ende der Rückrunde fast vergessen. Dies ist definitiv nicht selbstverständlich, wenn man bedenkt, dass es sich dabei um Wechsel in der Schaltzentrale handelte.

Fast schon ein Luxus-Problem hatte man zudem in der Innenverteidigung und auf den Flügeln, wo Spieler wie Gnabry und Süle zum Teil nur auf der Bank saßen.


7. Flop: Jahreshauptversammlung / Auftreten gegenüber der Fans

Oliver Kahn, Herbert Hainer
Sebastian Widmann/GettyImages

Nicht nur Uli Hoeneß befand die Jahreshauptversammlung 2021 als "schlimmste aller Zeiten". Im Rahmen der Veranstaltung gab es insbesondere um das Katar-Sponsoring Auseinandersetzungen zwischen den Fans und den Bossen.

Während zahlreichen Fans die Katar-Connection ein heftiger Dorn im Auge ist und daher Petitionen starteten sowie Anträge einreichten, spielten die Verantwortlichen das Thema mit einer ziemlichen Arroganz und Selbstgefälligkeit herunter. Die Bayern-Bosse haben gezeigt, dass sie das Sagen haben und den Fans zu keiner Zeit symbolisiert, dass sie ein wichtiger Teil des Vereins sind.

Zum Ende der Veranstaltung hat man zahlreiche Mitglieder praktisch mundtot gemacht, indem man die Versammlung trotz verbliebener Wortmeldungen beendete. Mit diesem Verhalten tut man doch einiges dafür, um langjährige Mitglieder zu vergraulen.

8. Flop: Pokal-Blamage gegen Gladbach

Thomas Mueller
Lars Baron/GettyImages

Nach Abschluss der Hinrunde gab auch Hasan Salihamidzic zu, dass man noch immer keine Erklärung für den wahrlich unfassbar schlechten Auftritt im Pokal gegen Gladbach hat. Die Bayern haben sich wie ein Amateurverein vorführen lassen, hanebüchen verteidigt und nicht mal in der Höhe unverdient mit 0:5 verloren.

Eine so schlechte Partie hat man wohl seit Klinsmann-Zeiten nicht mehr gesehen, wo man unter anderem mit 1:5 gegen Wolfsburg untergegangen ist. Allerdings standen diesmal nicht Spieler wie Lell, Ottl oder Breno auf dem Platz, sondern genau dieselben Super-Kicker, die in den Wochen davor und danach von niemanden zu stoppen waren.

Es ist natürlich höchst ärgerlich, dass eine solche Klatsche ausgerechnet in einem K.o.-Spiel passiert ist und der erste Titeltraum platzte.

9. Flop: Impfproblematik um Kimmich und Co

Kimmich
CHRISTOF STACHE/GettyImages

Beim FC Bayern ging es nach dem turbulenten Vorjahr wirklich erstaunlich lange erstaunlich harmonisch zu. Allerdings haben die Münchner die Rechnung ohne das Corona-Virus und ohne die impfunwilligen Spieler gemacht. Insbesondere die Haltung von Joshua Kimmich wurde medial heftig diskutiert und auch innerhalb des Teams dürfte die Thematik ordentlich für Unruhe gesorgt haben.

Erschwerend hinzu kam natürlich, dass die betroffenen Spieler aufgrund von Quarantäne-Maßnahmen wichtige Spiele verpassten. Letztlich passierte, was irgendwie passieren musste. Joshua Kimmich und Eric Maxim Choupo-Moting infizierten sich mit dem Virus und haben noch heute mit den Folgen zu kämpfen.

Allerdings muss man auch einige Medienvertreter kritisieren, die der Angelegenheit sogar auf der Beerdigung von Kimmichs Großvater nachgingen.

10. Flop: Wechselhafte Defensivleistungen

Dayot Upamecano, Benjamin Pavard, Lucas Hernandez
Sebastian Widmann/GettyImages

16 Gegentore in 17 Bundesliga-Spielen ist zwar angesichts der genialen Offensiv-Performance und der Ausrichtung ok, aber auch weit von den Zahlen entfernt, die der FC Bayern in der Vergangenheit vorweisen konnte.

Im Vergleich zum Vorjahr kann man den Münchnern durchaus einen Aufwärtstrend bescheinigen. Dennoch bleibt das Defensivverhalten die Achillesferse, wenn es in die ganz heißen Champions-League-Matches geht.

Noch gibt es eben immer wieder Partien, in denen die Defensive schwamm. Als Extrembeispiel fungiert natürlich die 0:5-Pleite gegen Gladbach, aber auch gegen Borussia Dortmund präsentierte man sich nicht sonderlich sattelfest. Ein paar Prozent wird die Hintermannschaft schon noch zulegen müssen.