Anatolij Tymoschtschuk wegen Zenit-Verbleib kritisiert: "Wie kannst du schweigen?"

Anatolij Tymoschtschuk hat sich noch nicht von seinem Klub Zenit distanziert
Anatolij Tymoschtschuk hat sich noch nicht von seinem Klub Zenit distanziert / Lars Baron/GettyImages
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Der Krieg der Russen gegen die Ukraine schlägt auch in der Sportwelt hohe Wellen. Während immer mehr russische Sportler aus Wettbewerben ausgeschlossen werden und Menschen ihre Tätigkeiten in Russland ruhen lassen, hat Anatolij Tymoschtschuk seinen Trainer-Job bei Zenit Sankt Petersburg noch nicht aufgegeben. Dafür hagelt es nun ordentlich Kritik.


Es ist kaum vorstellbar, dass in Zeiten wie diesen ein Ukrainer auf der Trainerbank eines russischen Klubs sitzt. Stand heute ist Anatolij Tymoschtschuk aber noch immer bei Zenit als Co-Trainer aktiv.

Ein ehemaliger Nationalmannschafts-Kollege, Yevgen Levchenko, hat den früheren Bayern-Spieler nun scharf kritisiert.

Kritik an Anatolij Tymoschtschuk: "Wie wirst du damit leben können?"

"Tolya, wie kann das sein? Du kommst aus der Ukraine. Wie kannst du schweigen und weiter dort arbeiten?", schrieb er in einen offenen Brief an Anatolij Tymoschtschuk.

Levchenko kann nicht verstehen, wie ein Ukrainer derart die Augen verschließen kann. "Wir haben zusammen für dieselbe Mannschaft gespielt, haben dieses Trikot mit Stolz getragen, die Hymne gesungen, gewonnen und verloren Bist du jetzt einfach still? Wie wirst du damit leben können?", stellt er seinem Landsmann die entscheidende Frage.

Tymoschtschuk einst UEFA-Cup-Sieger mit Zenit: Kehrt er seinen Freunden den Rücken zu?

Klar ist natürlich, dass Anatolij Tymoschtschuk eine enorm enge Bindung zu Zenit hat. Schließlich spielte er zwischen 2008 und 2015 für den Klub und konnte sogar den UEFA-Cup gewinnen. Heute ist er als Assistenztrainer natürlich genauso im Klub involviert wie damals und hat zahlreiche Freunde im Verein, die für den Krieg wahrscheinlich auch nichts dafür können.

Hier auf Distanz zu gehen ist natürlich leichter gesagt als getan. Dennoch sollte der frühere Mittelfeldspieler des FC Bayern differenzieren und die Sache in einem größeren Kontext sehen können. Die Signalwirkung ist natürlich äußerst bedenklich, wenn ein Ukrainer während eines weltbewegenden Krieges für einen russischen Klub arbeitet.

Andreij Voronin (Co-Trainer bei Dynamo Moskau) und Yaroslav Ratitsky (Spieler bei Zenit) haben hingegen bereits Russland und ihre Klubs aus Protest gegen den Krieg hinter sich gelassen. Wir dürfen gespannt sein, ob es Tymoschtschuk ihnen noch gleichtut.