"Absolutes Desaster": Bayern-Stimmen zum umstrittenen CL-Aus gegen Real Madrid

Der FC Bayern ist im Halbfinale der Champions League an Real Madrid gescheitert. Nach dem Spiel stand ein verfrühter Abseitspfiff im Fokus, der einen potenziellen Ausgleich verhinderte.
Manuel Neuer sichtlich aufgebracht bei Szymon Marciniak
Manuel Neuer sichtlich aufgebracht bei Szymon Marciniak / Jean Catuffe/GettyImages
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"Der Abseitspfiff ist ein absolutes Desaster", fasste Thomas Tuchel den Unmut über die Entscheidung von Szymon Marciniak auf der Pressekonferenz zusammen. Der Schiedsrichter hatte eine vermeintliche Abseitssituation, die tatsächlich eher kein Abseits war, zu früh abgepfiffen. Kurz nach seinem Pfiff traf Matthijs de Ligt noch zum 2:2-Ausgleich, der aber deshalb nicht zählen und auch nicht durch einen VAR-Eingriff gegeben werden konnte. Somit zog Real Madrid durch den 2:1-Sieg ins Finale ein.

"Die Spielszene muss zu Ende gespielt werden, das ist die Regel, vor allem, wenn es so knapp, so nah am Tor ist", wütete Tuchel weiter in der Pressekonferenz und auch anschließend in der Mixed Zone bei DAZN. "Den ersten Fehler macht der Linienrichter, den zweiten macht der Schiedsrichter. Die Jungs sind sehr enttäuscht. [...] Er muss nicht pfeifen. Er kann genauso sagen, hey, Moment mal, wir sind hier im Sechzehner und ich warte die Szene ab. Dann können wir es uns alle zusammen anschauen. Das ist ein Regelverstoß."

Auch de Ligt selbst nahm gegenüber DAZN angesichts dieser Szene kein Blatt vor den Mund. "Die Szene finde ich unglaublich", leitete der Innenverteidiger ein und führte aus: "Ich kann das nicht verstehen, da musst du durchspielen. Ich möchte nicht sagen, dass Madrid immer Glück hat, aber das macht heute den Unterschied."

Szymon Marciniak, Matthijs de Ligt, Thomas Müller
Matthijs de Ligt mit Thomas Müller beim Unparteiischen / Alexander Hassenstein/GettyImages

Schon auf dem Platz hatte sich auch Thomas Müller über den verfrühten Pfiff aufgeregt, gestikulierte mit hochrotem Kopf gegenüber dem Unparteiischen. Trotzdem, so seine Meinung, könne sich der FC Bayern nun nicht nur "auf die letzte Aktion des Schiedsrichters stürzen", wie er gegenüber DAZN einräumte. Und dennoch: "Fehler entscheiden meistens Fußballspiele. Grundsätzlich ist Fußball immer auch ein Zufallssport. Du kannst nicht alles kontrollieren."

Manuel Neuer wiederum "fehlten die Worte" am DAZN-Mikrofon: "Jeder, der Fußball gespielt hat, weiß wie es einem jetzt geht. Dass wir so ausscheiden mit der Schlussphase, ist extrem bitter:"

Tuchel-Lob trotz Niederlage, Neuer-Patzer und Ancelotti-Loblied auf sein Team

Grundsätzlich und abseits dieser Schiedsrichter-Entscheidung konnte Tuchel seiner Mannschaft aber nichts vorwerfen. Es sei eine Niederlage gewesen, "bei der wir alles auf dem Platz gelassen haben", was gut sei. "Und das andere - ein bisschen zu viele Verletzte, ein bisschen zu viele Auswechslungen, ein bisschen zu viele Krämpfe. Manu, der bis dahin überragend gehalten hat, macht einen Fehler, den er in 100 Jahren nicht macht. Und am Ende ist es noch die Kirsche."

"Wenn du 1:0 führst, hast du ein gutes Gefühl. Manu war da, die Verteidiger waren da, wir haben Schüsse geblockt. Wir waren gut im Verteidigungsblock, auch wenn wir nach meinem Geschmack noch mehr hätten weghalten sollen", fand Müller ebenfalls lobende Worte für den Auftritt der Münchener.

Neuer konnte nach dem Abpfiff auch noch nicht direkt mit seinem Patzer abschließen, der Real den Ausgleich ermöglicht hatte. "Es ist extrem bitter. Ich habe den Ball auch anders erwartet. Er ist dann einen Tick höher gegangen. Damit habe ich nicht gerechnet, dass da ein minimaler Maulwurf drin war im Platz", resümierte der Keeper. "Dann war Joselu einfach schneller, dann wird es schwer, das zu verteidigen. Dieses 1:1 ist brutal."

Manuel Neuer
Manuel Neuer hielt sein Team zuvor des Öfteren im Spiel / Diego Souto/GettyImages

Auf der Madrid-Seite wusste Carlo Ancelotti bei TNT Sports seiner Mannschaft nur ein Lob auszusprechen: "Unglaublich. Sie arbeiten wirklich hart, die Atmosphäre ist toll. Sie sind bescheiden. Ich denke, es ist der beste Kader, den ich in meiner Karriere hatte."

Und natürlich freute sich auch Toni Kroos über den "Wahnsinn", wie er das Spiel und den Verlauf im positiven Sinne bei DAZN bezeichnete. Der Mittelfeldspieler erklärte: "Wenn mir das zu Beginn der Karriere einer gesagt hätte, hätte ich es dem wahrscheinlich nicht geglaubt. Wenn es mir vor der Saison jemand gesagt hätte, hätte ich es geglaubt. Aber der Weg dahin ist natürlich trotzdem immer brutal."

Über den Auftritt des FC Bayern zeigte sich Kroos hingegen ein bisschen verwundert: "Bayern war gefühlt sehr passiv. Kontern war ihr Plan. Sie haben uns bis 30, 40 Meter vor dem Tor machen lassen. Wir waren im Pressing nicht so gut, in der zweiten Hälfte waren wir besser. Gefühlt waren wir immer ein Stück gefährlicher. Ich hatte das Gefühl, dass wir das Spiel eigentlich im Griff hatten. Aber Bayern hat auch immer die Qualität. Wir waren griffiger als letzte Woche."


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