Zwischen Derby-Fieber und Zukunftsangst: Der 1. FC Köln vor der Woche der Wahrheit
Von Florian Bajus
Der 1. FC Köln ist endgültig wieder in der Bundesliga angekommen, steht nach dem späten 2:1-Erfolg beim SC Freiburg aber vor einer schwierigen Phase. Am kommenden Sonntag stehen die Wahlen des neuen Vorstands bevor, direkt nach der Länderspielpause treffen die Rheinländer im Derby auf Borussia Mönchengladbach. Es droht das nächste chaotische Kapitel.
In den vergangenen Monaten war viel los beim 1. FC Köln. Trotz des bevorstehenden Aufstiegs trennte sich der Klub von Trainer Markus Anfang, zuvor erklärte Präsident Werner Spinner seinen Rücktritt. Am Sonntag wird aller Voraussicht nach der bisherige Vorstand um Vereinsikone Toni Schumacher, Markus Ritterbach und Stefan Müller-Römer, der nach Spinners Rücktritt vom Mitgliederrat in den Vorstand berufen wurde, von Werner Wolf, Dr. Jürgen Sieger und Eckhard Sauren abgelöst.
Das Trio erklärte gegenüber dem General-Anzeiger ihre Ziele. Am geplanten Ausbau des Trainingsgeländes am Geißbockheim soll festgehalten werden, die Erweiterung des RheinEnergieStadions wiederum besitze nicht die oberste Priorität. An vorderster Stelle steht, die Unruhen innerhalb des Klubs zu beenden und gemeinsam mit der Fanszene eine Einheit zu bilden. "In Zeiten, in denen der FC erfolgreich war, haben immer alle an einem Strang gezogen", lautete der Appell von Wolf, dem ehemaligen Geschäftsführer der Bitburger Brauerei.
Demzufolge wolle man "den Dialog mit allen Fangruppen über den Mitgliederrat als Ansprechpartner wieder dauerhaft in Gang kriegen [...]. Wir wollen als Vorstand mit klaren Richtlinien dialogbereit mit allen sein und versuchen, mehr Verständnis füreinander aufzubringen. Szenarien mit Pistole auf der Brust wird es bei uns jedenfalls nicht geben."
Denn trotz der Rückkehr in die Bundesliga ist noch lange keine Ruhe in der Domstadt eingekehrt. Sport Bild berichtete im Juni über einen möglichen Abgang von Geschäftsführer Armin Veh bei Vertragsende im Sommer 2020. Grund dafür seien die internen Strukturen, die neben der Geschäftsführung und dem Vorstand auch den Beirat, den Aufsichtsrat und den Mitgliederrat umfassen. Zu viele Personen, so heißt es, wollen Einfluss nehmen auf die Entwicklung des Klubs, Meinungsverschiedenheiten sind vorprogrammiert.
Macht seine Zukunft möglicherweise auch am neuen Vorstand fest: Geschäftsführer Armin Veh.
"Ich möchte mit Menschen zusammenarbeiten, mit denen ich mich verstehe", sagte Veh, der seine Zukunft nach den Vorstandswahlen überdenken wird. Denn am Sonntag geht es um nichts weniger als die Zukunft des Vereins, der nach dem bitteren Abstieg im Mai 2018 wieder darum kämpft, sich in der Bundesliga zu etablieren. Das Kandidatentrio um Wolf, Sieger und Sauren will den FC "bodenständig, bescheiden und geschlossen wie einen Verein führen", doch nur eine Woche nach den Wahlen steht das erste Hochrisikospiel der Saison auf dem Programm.
Zwischen Vorstandswahlen und Derby
Am vierten Spieltag empfangen die Kölner Borussia Mönchengladbach. Die Derbys waren in den vergangenen Jahren von einer hitzigen Atmosphäre geprägt, gewalttätige Auseinandersetzungen der beiden Fanlager stehen fast schon an der Tagesordnung. Mittendrin entscheidet sich die Zukunft des 1. FC Köln, weshalb jede Stimme gefragt ist und jede Entscheidung mit Vernunft getroffen werden sollte. Ansonsten droht der Klub womöglich wieder im Chaos zu versinken - genau dieses Szenario gilt es zu verhindern.