Sollte Schalke Embolo jetzt verkaufen?
Von Yannik Möller
Laut Berichten der Funke Mediengruppe könnte Breel Embolo diesen Sommer über von Schalke 04 zu Borussia Mönchengladbach wechseln. Die Fohlenelf hätten Interesse und Embolo soll ebenfalls über die Veränderung nachdenken. Doch aus Sicht von S04, sollte man ihn überhaupt nun verkaufen und falls ja, unter welchen Bedingungen?
Gestern kamen Meldungen auf, nach denen ein Wechsel von Breel Embolo zu Mönchengladbach noch diese Transferphase als Möglichkeit beschrieben wird. Der Schweizer Stürmer wechselte im Sommer 2016 vom FC Basel zu Schalke 04, wo er nicht zuletzt aufgrund der Ablöse von fast 27 Millionen Euro große Hoffnungen weckte.
Gladbach sucht unter dem neuen Trainer Marco Rose noch mindestens einen Stürmer, der gut in Roses Pressing-Spiel passt. Da würde ein potenzieller Embolo-Transfer aus der Sicht der Fohlenelf Sinn ergeben - doch wie sieht das aus der Königsblauen Sicht aus?
Fakt ist, dass Embolo sich in seinen bisher drei Jahren auf Schalke zu keinem Zeitpunkt konstant hat durchsetzen und starke Leistungen zeigen können. Immer wieder schien er langsam in die Spur zu kommen, doch sehr häufig folgten schlimme Verletzungen, die den 22-Jährigen dazu zwangen, wieder Wochen, wenn nicht sogar Monate, auszusetzen. In seiner Zeit auf Schalke kommt er bislang auf 48 Bundesliga-Einsätze und zehn Tore. Davon abgesehen hatte er nie die erhoffte Bedeutung und einen wichtigen Einfluss auf das Spiel.
Embolo im Champions-League-Spiel gegen Galatasaray Istanbul
Wenn man nun die im Raum stehenden Gerüchte betrachtet und sich fragt, ob der Verkauf für S04 überhaupt logisch wäre, darf man sich allerdings nicht zu sehr auf die Vergangenheit versteifen. Dass er seinen Durchbruch für die Königsblauen bis dato nicht wirklich gefunden hat, ist die Realität. Dennoch dürfte ein Transfer in diesem Sommer, und besonders auch zu Gladbach, nicht dem Wunsch der Schalker entsprechen. Es hat einen Grund, warum man in Gladbach auf Embolo gekommen sein muss. Rose spielt pressing-intensiven Fußball, wo die Stürmer schon vorne eine enorm wichtige Rolle spielen. Embolo mag zwar (bisher) weder konsequenter Goalgetter gewesen sein, noch erfüllt er die Merkmale eines Flügelspielers - doch durch seine Geschwindigkeit und seine körperliche Robustheit wäre er eine gute Figur für so ein System.
Dazu kommt, dass die Gladbacher (im Normalfall) auch ein direkter Konkurrent der Schalker sind. Wenn man dann einen Stürmer abgibt, der zumindest theoretisch sehr gut zum Konkurrenten passen würde, müsste man zum einen eine hohe Summe erhalten und zum anderen einen direkten Nachfolger parat haben. Beides scheint momentan so gut wie ausgeschlossen. Embolos Marktwert hat sich seit seinem Wechsel 2016 zwischendurch fast um die Hälfte reduziert, dass man eine halbwegs vernünftige Ablöse - auch im Hinblick auf die Funktionalität bei Gladbach als direkten Konkurrenten, dazu Embolos häufige Verletzungen - generieren kann, ist dementsprechend äußerst schwer bis schier unmöglich. Natürlich wäre in der finanziellen Schieflage des S04 jede Ablöse willkommen, aber so reißt man unnötig eine eigene Baustelle auf, die womöglich einen Gegner gleichzeitig stärken kann.
Pressing-Spiel: Wagners Offensiv-Gedanke könnte zum Schlüssel für Embolo werden
Doch nicht nur Marco Rose vertraut auf ein offensives Spiel mit viel Pressing. Auch der neue S04-Coach David Wagner lässt gerne hoch attackieren, um schnell in Ballbesitz zu gelangen. Dazu möchte er und auch die anderen Verantwortlichen auf Schalke eine neue Offensiv-Philosophie einführen. Die letzten Jahre mit den letzten Trainern waren allesamt von kompakter Denkweise geprägt. Weder unter Weinzierl, noch unter Tedesco oder zuletzt Stevens war der Plan, in der Offensive zu agieren. Man verfolgte eher das Ziel der Kompaktheit, um daraus gezielte Stiche gegen den Gegner zu setzen. Die Folge: Ideenloses und wenig kreatives Offensivspiel mit dementsprechend wenig (guten) Chancen für die Stürmer.
Natürlich haben vor allem in der abgelaufenen Saison auch die Stürmer um Uth, Burgstaller und Embolo nicht durch Finesse und Kaltschnäuzigkeit geglänzt - doch das hat ohnehin kaum jemand im Schalke-Kader. Auch wenn man es im Bezug auf Embolo schon oft vorhergesagt hat, dieses Mal könnte der neue Trainer inklusive der neuen Spielidee tatsächlich eine Wende in seine S04-Laufbahn bringen. Die Knappen wollen sich ohnehin, unabhängig von Embolo - noch im Sturm verstärken, wahlweise einen klassischen Mittelstürmer, der dazu ein etwas feineres Füßchen hat, oder einen schnellen Flügelspieler. Weil auch Mark Uth womöglich in der Formation ein Stück zurückrutschen könnte (machte seine besten Spiele im Schalke-Dress auf der 10 hinter den Stürmern), wäre das vielleicht die Chance für den schweizer Nationalspieler.
Dazu kommt, dass Embolo sehr gut verdient. Dass Gladbach für einen verletzungsanfälligen Stürmer, der in drei Jahren keinen richtigen Durchbruch geschafft hat, zusätzlich zur Ablöse so viel Geld hinblättert, ist fraglich.
Häufig jubeln durfte der Schweizer im königsblauen Trikot bislang noch nicht
Doch all das könnte aufgrund der finanziellen Lage des S04 nichtig werden, wenn man tatsächlich ein einigermaßen vernünftiges Angebot bekommt. Vermutlich könnte bzw. sollte man ab 15 Millionen aufwärts zumindest darüber nachdenken, wenn man rational denken muss und dazu eventuell noch andere Entwicklungen in Sachen Transfers miteinbeziehen muss.
Durch das alte Schalke-Phänomen, dass abgehende Spieler bei ihrem neuen Verein plötzlich einschlagen wie eine Bombe, könnte es dann noch schmerzhafter werden, weil Embolo großes Potenzial in sich birgt. Die Möglichkeit besteht aber auch, dass er das unter seinem ersten wirklich offensiv denkenden S04-Trainer auch in Gelsenkirchen endlich zeigen und richtig ausleben kann. Es ist und bleibt eine schwierige Frage, die man ohne weitere Details (beispielsweise etwaige Verhandlungen mit anderen Stürmern) zu kennen, kaum beantworten kann.
Die angesprochene Chance bleibt auch eine "Gefahr", dass Embolo weiterhin nicht seinen Durchbruch schafft und man dann im nächsten Transferfenster noch weniger Geld bekommen würde. Aufgrund des direkten Konkurrenten und der ohnehin nicht eingeplanten Embolo-Millionen sollte man es meines Erachtens aber versuchen, ihn zu halten.
Ich würde ihm ein Aufblühen unter Wagner sehr wünschen.