Wie Phönix aus der Asche: Die irre Story des SC Paderborn

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Der ​SC Paderborn hat am letzten Spieltag den direkten Aufstieg in die Bundesliga perfekt gemacht und kann sich somit auf die erst zweite Saison in der höchsten deutschen Spielklasse freuen. Die Leistung der Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart ist dabei umso beeindruckender, wenn man sich vor Augen führt, in welchen Niederungen der Verein noch vor wenigen Jahren unterwegs war.

Das Image einer Fahrstuhlmannschaft ist eigentlich für keinen Klub ein Ruhmesblatt. Man frage nur einmal bei Rekordabsteiger 1. FC Nürnberg nach. Wenn die Richtung aber, wie zuletzt beim SCP, vor allem nach oben zeigt, kann man sich mit dieser Bezeichnung aber mit Sicherheit weitaus einfacher arrangieren. Wie aus den Ostwestfalen innerhalb weniger Jahren aus einem (Fast-) Regionalligisten ein Bundesligist wurde, ist eine dieser Geschichten, wie sie wohl nur der Fußball schreiben kann.

Der 11. Mai 2014 markiert dabei den Startpunkt der irren Achterbahnfahrt der Paderborner. Damals noch unter der Leitung von ​Andre Breitenreiter durften sich die Blau-Schwarzen über den ersten Aufstieg in die Bundesliga freuen. Trotz anfänglicher Erfolge, bei dem die Anhänger des SC Paderborn sogar, wenn auch nur für einen Spieltag, die Tabellenführung bejubeln durften, war das Abenteuer in der höchsten deutschen Spielklasse jedoch bereits nach einem Jahr wieder beendet.

Nach dem Aufstieg im Jahre 2014 war Coach Andre Breitenreiter nicht mehr zu halten

Kein Weltuntergang, lautete damals die einhellige Meinung. Doch anstatt den sofortigen Wiederaufstieg in Angriff zu nehmen, fanden sich die Paderborner plötzlich auch im hinteren Teil der Zweitligatabelle wieder. Was zuvor kaum jemand auch nur ansatzweise in Betracht gezogen hatte, wurde so am Ende der Saison traurige Gewissheit: Abstieg in die Dritte Liga.

Das Durchreichen durch die Zweite Liga hinterließ selbstverständlich auch innerhalb der Mannschaft tiefe Spuren. Die Talfahrt ging somit munter weiter und so landete die Mannschaft auch in der Dritten Liga in der roten Zone. Dass der SCP trotz der sportlichen Misere dennoch vor dem Abstieg verschont blieb, lag einzig und alleine daran, dass der finanzielle arg gebeutelte TSV 1860 München keine Lizenz für die Dritte Liga erhielt und somit in die Regionalliga zwangsdegradiert wurde.

Obwohl auch der neue Trainer Steffen Baumgart in seinen ersten Spielen den sportlichen Abstieg nicht verhindern hatte können, hielten die Paderborner an dem heute 47-Jährigen fest und formulierten für die nächste Saison ambitionierte Ziele. Den Worten konnte das wie ausgewechselt agierende Team dann auch Taten folgen lassen und feierte im Sommer 2018 die überraschende Rückkehr in die Zweite Liga.

Markus Krösche und Steffen Baumgart konnten die Paderborner wieder wach küssen

Mit mächtig Selbstvertrauen im Gepäck packten die Paderborner in der abgelaufenen Saison dann auch die Zweite Liga bei den Hörnern und zeigten als eine der wenigen Mannschaften vor allem auch in der Schlussphase konstant gute Leistungen. Als am vergangenen Wochenende trotz Niederlage gegen Dynamo Dresden der Aufstieg perfekt gemacht werden konnte, kannte die Freude bei den Ostwestfalen keine Grenzen mehr.

Vor allem Baumgart war dabei der Stolz auf seine Jungs deutlich anzusehen. Aber auch Sportchef ​Markus Krösche, der den Verein in den letzten Jahren wieder in die Spur gebracht hatte und so RB Leipzig auf sich aufmerksam machen konnte, zeigte sich überglücklich. Die Worte, die der 38-Jährige dabei laut der WAZ für die vergangenen Jahre fand, treffen dabei den Nagel auf den Kopf: "Das ist der Lohn für das ganze Jahr. Unser Weg ist Wahnsinn, es ist schwer in Worte zu fassen". 

Recht hat er. Bleibt für die Paderborner nur zu hoffen, dass die Rückkehr ins Konzert der ganz Großen für den kleinen Klub mit mehr als überschaubarem Etat nicht zu früh kommt. So wäre es vor allem den sehr treuen Anhängern des SCP zu wünschen, dass der Fahrstuhl vorerst nicht erneut zum Einsatz kommen wird. Vielmehr gilt es sich Schritt für Schritt und möglichst dauerhaft in der Bundesliga zu etablieren.