Badstuber bleibt beim VfB - Gute Zwischenlösung oder selbstgemachtes Problem?

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Holger Badstuber ist ein sehr ehrgeiziger Profi. Nach einem Jahr beim VfB Stuttgart wollte der ehemalige deutsche Nationalspieler eigentlich unbedingt wieder Champions League spielen und hatte bereits seine Koffer gepackt. Wie dieBILDnun erfahren haben will, hat sich der Abwehrspieler jedoch mit Sportvorstand Michael Reschke auf einen Verbleib am Neckar geeinigt. Doch ob sich dieser Deal am Ende für den VfB wirklich auszahlen wird, darf zumindest bezweifelt werden.

Dem Bericht zufolge soll die Vertragsverlängerung bereits am heutigen Dienstagnachmittag auf einer Pressekonferenz verkündet werden. Angeblich soll das Gehalt des 29-Jährigen deutlich nach oben korrigiert werden, von ehemals knapp einer Millionen Euro auf mehr als das Doppelte. Über die Laufzeit des neuen Arbeitspapieres ist noch nichts bekannt. Durch den Transfer sichern sich die Schwaben auch für den Fall ab, dass Benjamin Pavard doch schon in diesem Sommer den Traditionsverein verlässt.

Aktuell sorgt der französische Shootingstar mit der 'Equipe Tricolore' bei der Weltmeisterschaft in Russland für Furore und spielte sich dadurch auch auf die Wunschzettel von einigen internationalen Topklubs. Zwar sind die Offiziellen des VfB​ erst ab einer Ablösesumme von über 65 Millionen Euro gesprächsbereit, in den heutigen Zeiten ist es aber durchaus denkbar, dass ein finanzkräftiger Klub ganz tief in die Taschen greift und in der Defensive der Stuttgarter dadurch ein tiefe Lücke reißt. Spätestens in einem Jahr wird der Franzose den Verein aber für 35 Millionen Euro verlassen. 

Dass man sich daher nach Alternativen umschaut, ist absolut sinnvoll. Die Rückholaktion von Holger Badstuber wäre dabei nicht gerade die kreativste Lösung, es gibt jedoch durchaus Gründe, die dafür sprechen. Da wäre zum Einen, dass der 29-Jährige keinerlei Einarbeitungszeit benötigt, da er in der vergangen Spielzeit 27 Bundesliga-Partien für den VfB bestritt. Einer gut abgestimmten Viererkette stünde im Falle eines Abgangs von Pavard also nichts im Wege.

Doch was passiert, wenn Pavard bleibt? Dann könnte sich die komfortable Ausgangslage der Stuttgarter sogar als ein Bumerang erweisen. Mit Marc-Oliver Kempf, der vom SC Freiburg an den Neckar wechselte, Marcin Kaminski und nicht zuletzt Timo Baumgartl verfügt der VfB bereits über mehrere Kandidaten für den Posten neben Pavard in der Innenverteidigung. Gerade Baumgartl konnte in der abgelaufenen Saison komplett überzeugen und ist zudem ein Stuttgarter Eigengewächs.

In der vergangenen Saison, wie auch in der französischen Nationalmannschaft, wurde Pavard häufig auch als Rechtsverteidiger eingesetzt. Beim VfB dürfte jedoch der Millionen-Neuzugang ​Pablo Maffeo auf dieser Position gesetzt sein, oder eben Routinier Andreas Beck, der diese Rolle zuletzt, allen Unkenrufen zum Trotz, solide ausgefüllt hat. Bei einem Verbleib von Pavard könnte Badstuber somit sogar ein Platz auf der Ersatzbank drohen, was der ehemalige Bayern-Spieler mit Sicherheit nicht lange ohne Murren ertragen würde.

Ohnehin könnte der deutsche Defensivspieler zu einer Reizfigur bei den Stuttgartern werden. In Ansätzen war bereits in der abgelaufenen Saison zu sehen, dass der 1,90-Meter-Schlaks häufig mit seinen Mitspielern haderte und dies auch auf dem Spielfeld deutlich präsentierte. Dennoch zeigte er sich zumeist als echter Teamplayer. Das Verhältnis mit den Fans, könnte nach den verpassten Chancen sich zum VfB zu bekennen, jedoch ziemlich angekratzt sein. So mancher Anhänger vermutet daher, dass Badstuber eine Art Stammplatzgarantie ausgehandelt haben könnte, was die Teambalance empfindlich stören würde. 

Ob es solch eine Abmachung wirklich gibt, wird man wohl kaum in Erfahrung bringen. So oder so ist bei einem Badstuber-Verbleib nun der Trainer Tayfun Korkut gefragt. Gelingt es dem 44-Jährigen alle Defensivspieler an einem Strang ziehen zu lassen und die Qualitäten jedes Einzelnen gewinnbringend einzusetzen, können sie mit Sicherheit von der großen Erfahrung des 31-fachen Nationalspielers profitieren.

Die finale Bewertung der Entscheidung der Stuttgarter, lässt sich aber ohnehin erst dann treffen, wenn die Vertragslaufzeit des Badstuber-Deals veröffentlicht wird. Erst dann lassen sich Rückschlüsse auf den Masterplan von Reschke ziehen. Im Falle eines Einjahresvertrages spielt der 60-Jährige wohl nur auf Zeit und bastelt im Hintergrund an der Verpflichtung eines jungen entwicklungsfähigen Abwehrspielers, dem man einen ähnlich kometenhaften Aufstieg wie bei Pavard zutraut. Da wir alle wissen, dass solche Spieler nicht auf Bäumen wachsen, dürften sich die meisten VfB-Fans mit der Badstuber-Verplichtung vorerst zufrieden geben, zumal man nicht vergessen sollte, dass man vor kurzem noch in der 2. Liga spielte.