"Geht mir auf die Eier" - Warum Köln-Coach Baumgart so genervt ist

Steffen Baumgart mit Benjamin Cortus
Steffen Baumgart mit Benjamin Cortus / Lars Baron/GettyImages
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Die erste Saisonniederlage des 1. FC Köln dürfte zur Stimmung zwar beigetragen haben, doch zeigte sich Steffen Baumgart nach der Partie nicht wegen des Ergebnisses an sich angefressen. Der Trainer des Effzeh holte gegen die Schiedsrichter und eine allgemeine Entwicklung auf dem Platz aus.


Mit der 0:1-Niederlage gegen Union Berlin mussten die Kölner am Sonntagnachmittag die erste Pleite der laufenden Saison einstecken. Das Resultat ging dabei völlig in Ordnung. Das gab auch Steffen Baumgart zu, der insbesondere die ersten 30 Minuten des Gegners lobte. Einen solch spielerisch starken Auftritt habe er schon lange nicht mehr gesehen, erklärte er.

Doch einfach abhaken konnte er die Niederlage auch nicht. Das lag weniger am Auftritt seiner Mannschaft, als an manchen Schiedsrichter-Entscheidungen in diesem Spiel sowie an einer generellen Entwicklung auf dem Platz.

"Der Junge ist mit dem Rücken zum Ball und kriegt diesen an den Oberarm", betonte Baumgart nach der Partie am DAZN-Mikrofon (via kicker), als es um den Handelfmeter für Union in der achten Minute ging. Dieser wurde zwar gehalten, doch war es zum einen die Entscheidung an sich und auch die Gelbe Karte für Luca Kilian, über die sich der Coach beschwerte.

Steffen Baumgart
Baumgart zeigte sich nach der Partie genervt / Lars Baron/GettyImages

Es sei nun einmal so, dass die Regel "schon auch eine gewisse Absicht" erfordere, damit es einen Strafstoß gibt. Die hat Baumgart eindeutig nicht gesehen.

"Das wird dann Verarsche. Da muss man mir auch nichts erklären, das ist dann einfach lächerlich - und die Gelbe Karte ist auch lächerlich", kam er langsam aber sicher in Betriebstemperatur.

Während sein Gegenüber Urs Fischer lieber betonte, dass es "für die Schiedsrichter unheimlich schwer" sei, derartige Entscheidungen unter Druck zu treffen, blieb Baumgart jedoch bei seiner Kritik. Immerhin sah er in der Kilian-Gelben auch die Grundlage für den späteren Platzverweis durch Gelb-Rot.

Baumgart beklagt Entwicklung: "Gang und gäbe, dass die Leute einfach mal in den Mann springen"

Doch damit war es nicht genug. Baumgart lies weitere Kritik folgen, die sich nicht per se an Benjamin Cortus richtete, sondern gegen eine allgemeine Entwicklung. "Ich wusste gar nicht, dass du zuerst in den Mann springst und dann gegen den Ball arbeitest", beklagte der 50-Jährige das Verhalten zahlreicher Stürmer, das aber nicht gepfiffen werde.

Der Effzeh-Trainer weiter: "Das ist heutzutage gang und gäbe, dass die Leute einfach mal in den Mann springen und den Ball gar nicht kriegen wollen - und das wird einfach nicht gepfiffen. Das geht mir auf die Eier."

Er sieht darin eine Entwicklung. "In Deutschland geht es gar nicht mehr um den Kampf um den Ball", so seine Beobachtung. "Kein Stürmer springt mehr hoch, sie springen nur noch in die Verteidiger hinein - und es wird nicht mehr geahndet. Irgendwann habe ich die Schnauze voll davon."

Früher sei man als Stürmer - er selbst auch - mit dem Verteidiger zum Ball gesprungen. "Mittlerweile springt jeder nur noch in den Mann, es wird untergraben, die Leute fliegen durch die Gegend, kein Schiedsrichter ahndet es mehr und jeder erklärt mir, dass es ein Zweikampf ist", führte er aus.

"Das ist kein Zweikampf. Es steht nirgendwo, dass du einfach erst den Mann bearbeitest, sondern es steht immer 'Kampf um den Ball'. Und wenn das nicht drin ist, dann können sie mich am … . Das ist das, was mich nervt", zeigte Baumgart sich recht angefressen.


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