Musiala mit Herz und Kopf - Flügelstürmer schwächeln: Die Erkenntnisse zum Bayern-Remis beim BVB

Die Siegesserie der Bayern ist gerissen - und doch kann Vincent Kompany mit dem 1:1 in Dortmund zufrieden sein. Nach einer Verletzung von Harry Kane wird Jamal Musiala zum Erlöser für den FC Bayern. Doch was sind eigentlich die Erkenntnisse aus dem Remis beim BVB?
Jamal Musiala rettet den FC Bayern
Jamal Musiala rettet den FC Bayern / Stuart Franklin/GettyImages
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Der FC Bayern zeigt im Signal Iduna Park Moral und erkämpft sich angeführt von Jamal Musiala einen Punkt. Zwar ist die Siegesserie ohne Gegentor der Münchner durch das 1:1 in Dortmund gestoppt, jedoch kann Vincent Kompany mit dem Ergebnis am Ende wohl gut leben.

In Durchgang eins stimmte bei den Roten insbesondere in der Offensive wenig, während ein Abwehrfehler dazu führte, dass Jamie Gittens die Borussen mit 1:0 in Führung bringen konnte. Trotz des verletzungsbedingten Ausscheidens von Harry Kane, zeigten die Bayern Moral und wurden im zweiten Abschnitt regelmäßig gefährlich. In der 85. Minute erlöste Jamal Musiala sein Team mit einem Kopfballtreffer zum 1:1.

Nach zwei sehr unterschiedlichen Leistungen werfen wir einen Blick auf die Erkenntnisse zum Spiel:

1. Bayern ohne Ball- und Spielkontrolle in Durchgang eins

Von spielerischen Standpunkt betrachtet, hat man selten eine so fehlerhafte und schwache Vorstellung der Bayern gesehen wie in Durchgang eins. Vor allem zwischen Minute 15 und 45 versprangen den Münchnern ungeheuer viele Bälle. Der erste Kontakt saß fast nie und auch in der Ballverarbeitung und Weitergabe waren unzählige Fehler dabei. Gewissermaßen hat sich zu diesem Zeitpunkt das Fehlen der fußballerisch starken Offensivkräfte wie Kingsley Coman und Michael Olise gerächt. Leroy Sané und Mathys Tel neigen einfach deutlich eher zu technischen Fehlern als die beiden Erstegannten. Zudem fehlt mit Aleksandar Pavlovic der technisch stärkste Mittelfeldspieler. Bedenkt man, dass mit Konrad Laimer und Alphonso Davies auch noch zwei fußballerisch nicht übermäßig begabte Akteure auf dem Feld standen, verwundern die Probleme gar nicht so.

2. Bayern mit starker Reaktion nach dem Pausenrückstand

Nach einem ersten Durchgang, in dem für den FC Bayern praktisch überhaupt nichts ging, zeigten die Münchner im zweiten Abschnitt Moral. Die Münchner agierten mutig und kamen auch endlich wieder zwingender vor das Tor. Folgerichtig war es nur eine Frage der Zeit, bis sich der Aufwand für die Männer von Vincent Kompany auch belohnen sollte. Dabei sei angemerkt, dass der BVB kaum Fehler gemacht hat und die Bayern wahrlich nicht leichtes Spiel hatten. Für die Münchner ist es ein wichtiges Zeichen, dass das Team auch nach einem Rückstand zurückkommen kann. In den letzten Wochen sind die Roten schließlich gar nicht erst in eine solche Situation hineingeraten.

3. Jamal Musiala: Herz und Kopf der Bayern-Offensive

Auch das Spiel gegen den BVB hat mal wieder gezeigt, wie wichtig es wäre, wenn der FC Bayern schnell eine Vertragsverlängerung von Jamal Musiala unter Dach und Fach bringen kann. Der 21-Jährige hat zwar wie seine Kollegen eine schwache erste Halbzeit gespielt, war aber das Gesicht des Münchner Comebacks im zweiten Abschnitt. Der Youngster agierte als Antreiber, kreativer Geist und letztlich auch wieder als Torschütze. Musiala erzielte sein fünftes Kopfballtor innerhalb von wenigen Wochen und inzwischen kann auch niemand mehr sagen, dass dies purer Zufall ist. Der offensive Mittelfelfdspieler hat inzwischen eine richtig gute Kopfballtechnik und weiß die Bälle auch zielgenau zu platzieren. Musiala war an sechs von 14 Bayern-Torschüssen beteiligt und bestritt 17 Zweikämpfe von denen er zehn gewann.

4. Laimer mit Problemen gegen Gittens - Bayern über die Flügel verwundbar

Konrad Laimer hat zwar eigentlich die Athletik, um mit dem pfeilschnellen Jamie Gittens einigermaßen mitzuhalten, verzeichnete auf dem Platz aber dann doch gröbere Probleme. Immer wieder ließ sich der Österreicher von geschickten Körpertäuschungen vernaschen und ließ seinen Gegenspieler in Richtung Grundlinie und Sechzehner entwischen. Besonders fatal war in diesem Zusammenhang natürlich sein Zweikampfverhalten vor dem 0:1, an dem er sehr große Aktien verzeichnete. Dabei sei allerdings auch angemerkt, dass Kim ein wenig früher für den geschlagenen Laimer hätte nach rechts rausrücken müssen. Trotzdem war gegen den BVB auffällig, dass die Bayern vor allem über die Flügel verwundbar waren. Auch Alphonso Davies verzeichnete größere Probleme als beispielsweise Dayot Upamecano.

5. Bayern erneut mit Problemen bei der Chancenverwertung

Bereits seit Monaten, wenn nicht gar Jahren ist die Chancenverwertung ein Problem beim Bayern. Nach einer dürftigen ersten Halbzeit, erspielten sich die Münchner in Durchgang zwei durchaus sehr gute Chancen, konnten diese aber bis zur 85. Minute nicht nutzen. Leroy Sané und Thomas Müller vergaben jeweils mehr oder weniger frei vor dem Tor. Natürlich war es aus Bayern-Sicht aber auch unglücklich, dass mit Harry Kane der beste Abschlussspieler schon nach 30 Minuten wichen musste. Nach x-Goals lagen die Bayern am Ende mit 1,46:0,47 vorne. Es ist lange nicht das erste Spiel in dieser Saison, das die Münchner trotz Chancenplus nicht gewannen.

6. Tel und Sané nutzen ihre Startelf-Chance nicht

Die Bayern-Fans dürften nicht schlecht gestaunt haben, als sie den Namen Matthys Tel in der Münchner Startelf gesehen haben. Der Franzose konnte die überraschende Chance von Beginn an allerdings nicht nutzen. Tel gab nur einen harmlosen Torschuss ab und verzeichnete ansonsten viele unnötige Ballverluste. Gewonnene Eins-gegen-Eins-Duelle oder gewinnbringende Akzente suchte man bis zu seiner Auswechslung vergebens. Wirklich verdenken kann man es dem Youngster aber angesichts der fehlenden Spielpraxis aber nicht. Bei Leroy Sané sieht das schon ein wenig anders aus. Der 28-Jährige spielt um einen neuen Vertrag, hat dafür aber viel zu wenig Leistung gezeigt. Insbesondere in Durchgang zwei stimmte die Körpersprache auch nicht. Eigentlich ein Wunder, dass Sané bis zum Ende auf dem Platz bleiben durfte und Olise erst kurz vor dem Ende kam. Dafür reichten dem Joker wenige Minuten, um das 1:1 vorzubereiten.

7. Goretzka ohne Mehrwert im Mittelfeld

Zwar kann man nicht zwangsläufig behaupten, dass Leon Goretzka beim FC Bayern wirklich abgefallen ist, jedoch sucht man ein wenig nach seinem Mehrwert. Joao Palhinha gibt dem FC Bayern einiges, weil er ein exzellenter Stabilisator und Zweikämpfer ist, der den Verteidigern einfach viel Arbeit abnehmen. Aleksandar Pavlovic macht hingegen als Spielbeschleuniger und starker Techniker das Offensivspieler der Bayern um eine ganze Klasse besser. Goretzka hat nicht diese eine Fähigkeit, die den FC Bayern wirklich stärker macht. Zweifelsohne kann er mit seiner Athletik sowohl defensiv helfen als auch nach vorne stoßen, nur fehlt es eben oft an den klaren gewinnbringenden Aktionen.

8. Bayern kann mit Punktgewinn gut leben

Natürlich erwartet man vom FC Bayern eigentlich immer Siege, jedoch kann der Klub mit der Punkteteilung in Dortmund sehr zufrieden sein. Angesichts der Konstellation in der Bundesliga war ein Sieg definitiv keine Pflicht. Im Vergleich zum gewonnenen Champions-League-Match gegen Paris und dem kommenden Pokal-Spiel gegen Leverkusen war die Partie im Signal Iduna Park objektiv betrachtet etwas weniger wichtig. Bedenkt man dann noch den Rückstand und das verletzungsbedingte Ausscheiden von Harry Kane, kann der FCB trotz Chancenplus sehr zufrieden mit dem Ergebnis sein. Es sei schließlich auch angemerkt, dass der BVB eine wirklich starke Leistung ohne größerer Fehler gezeigt hat.


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