Kurioses Statement: Deshalb drückt Kimmich der Konkurrenz die Daumen
Von Dominik Hager

Die Deutsche Nationalmannschaft konnte mit dem souveränen 4:0-Sieg gegen Luxemburg nicht nur die Tabellenspitze in der WM-Qualifikation erobern, sondern auch für ein wenig Ruhe nach all der Kritik sorgen. Nach der Pleite gegen die Slowakei äußersten sich schließlich zahlreiche Experten äußerst negativ über die Leistung des DFB-Teams und den Chancen bei der WM. Zu den Kritikern gehörte unter anderem Matthias Sammer, der die geringe Kontinuität, dem Mangel eines klaren Systems und das Fehlen eines gemeinsamen Nenners bemängelt hatte.
Für Joshua Kimmich ist dieser Vorwurf allerdings etwas zu kurz gedacht. "Ich war der Meinung, dass wir unmittelbar vor und nach der EM vor allem deshalb so stark waren, weil wir als Team sehr gut funktioniert haben. Wir haben nicht immer konstant gut gespielt, aber wir waren sehr stabil. Nicht in Bezug auf eine solide Grundlage, sondern in Bezug auf die Art und Weise, wie wir gemeinsam auf dem Platz gespielt haben", lobte er im Interview mit der Welt am Sonntag den Zusammenhalt im Team.
Kimmich setzt auf starke deutsche Bundesligaspieler
Kimmich gesteht allerdings, dass man "dieses Niveau in letzter Zeit nicht erreicht" habe. Wichtig sei für ihn, dass viele deutsche Spieler aus den Bundesliga-Top-Mannschaften formstark seien, damit es letztlich auch in der Nationalmannschaft funktioniert. Folgerichtig kommt er zu einem Schluss, der viele verwundern dürfte.
"Das mag als Spieler des FC Bayern etwas seltsam klingen. Ich drücke zum Beispiel oft Frankfurt oder Dortmund die Daumen, wenn sie spielen."
- Joshua Kimmich
"Das mag als Spieler des FC Bayern etwas seltsam klingen. Ich drücke zum Beispiel oft Frankfurt oder Dortmund die Daumen, wenn sie spielen. Für uns als Nationalmannschaft ist es wichtig, dass sie gut abschneiden, da sie einige Spieler haben, die potenzielle Kandidaten für uns sind", unterstrich er die Wichtigkeit. Aktuell erkennt der DFB-Captain hier eine gute Entwicklung. "Wir Bayern-Spieler sind derzeit in sehr guter Form, und auch Dortmund scheint im Moment sehr stabil zu sein. Gut abschneidende Vereine bilden die Grundlage für eine starke Nationalmannschaft", machte er deutlich.
Wenig deutsche Top-Leistungen im Ausland
Zwar hat Kimmich damit durchaus Recht, jedoch sei angemerkt, dass es lange nicht mehr so wenige formstarke deutsche Spieler im Ausland gab, wie aktuell. Florian Wirtz kommt beim FC Liverpool nicht auf Touren, während sich Kai Havertz und Niclas Füllkrug mit Verletzungen herumschlagen. Leroy Sané hat bei Galatasaray Istanbul gar seinen Stammplatz verloren. Das einzige positive Beispiel ist wohl Nick Woltemade, der in Newcastle einen guten Start erwischt hat, im DFB-Team aber noch nicht performen konnte.
Die fehlende Stärke deutscher Spieler in internationalen Top-Ligen bemängelten unter anderem die Kroos-Brüder. Felix Kroos gab daraufhin zu verstehen, dass gute drei, vier Wochen häufig schon für eine Nominierung reichen und es selten so einfach war, berufen zu werden.
Kimmich zufolge müsse man "mit dieser Kritik" umgehen, erinnert aber daran, dass es an Selbstreflexion und Arbeitsmoral nicht mangle. "Glauben Sie mir, wir Spieler sind sehr selbstkritisch. Wir wissen, wann wir gut oder schlecht spielen. Als Mannschaft kann man nicht immer das Ergebnis beeinflussen, aber man kann beeinflussen, wie man zum Erfolg kommt", verdeutlichte er.
Kimmich will nicht vom Weltmeistertitel sprechen: "Müssen uns erstmal qualifizieren"
Was genau dann dieser Erfolg umfasst, sei mal dahingestellt. Zu weit aus dem Fenster lehnen wollte sich Kimmich schließlich nicht, was das Ziel bei der WM angeht. "Ich glaube, dass der Weltmeistertitel derzeit noch nicht in greifbarer Nähe ist, denn wir wissen, dass wir uns erst einmal qualifizieren müssen. Das muss jedem bewusst sein. Ich habe oft gesagt, dass der Weg zum Titel nicht mit dem ersten Gruppenspiel beginnt, sondern schon lange vorher", schilderte er. Nun müsse man sich erstmal auf die nächsten Spiele konzentrieren.
Kimmich sieht das DFB-Team auf einem "guten Weg", findet aber keinen Gefallen daran, sich als Deutsche Nationalmannschaft mit dem FC Bayern zu vergleichen. "Der Vergleich hinkt ein wenig", erklärte er auf die Nachfrage zum Thema, was sich das DFB-Team von den Bayern anschauen könne. "Wenn beispielsweise Harry Kane und Michael Olise verletzt wären, würde das auch das Spiel des FC Bayern verändern. Das gilt auch für die Nationalmannschaft, wenn wichtige Spieler ausfallen, auch wenn der Spielerkader vielleicht größer ist", machte er deutlich.
Tatsächlich hatte die Nationalmannschaft in den letzten Monaten zahlreiche Ausfälle zu verkraften. Dies betrifft nicht nur Jamal Musiala, sondern auch Kai Havertz, Tim Kleindienst und Antonio Rüdiger. Auch Nico Schlotterbeck fehlte dem Team monatelang verletzt. Sollte demnächst der gesamte Kader wieder fit sein, dürfte auch die Qualität im Team wieder eine andere sein.
Weitere News zur Nationalmannschaft lesen:
feed