Hitzige Diskussionen: Schiedsrichter Stieler erklärt den nicht gegebenen BVB-Elfmeter

Tobias Stieler leitete den Pokalkracher zwischen dem BVB und Bayer Leverkusen. Dabei musste der Schiri eine strittige Strafraumszene um Carney Chukwuemeka entscheiden. Bei den Beteiligten herrschte Uneinigkeit, Stieler selbst erklärte, warum sein Elfmeter-Pfiff ausblieb.
Pfiff das Pokalspiel zwischen dem BVB und Bayer Leverkusen: Tobias Stieler
Pfiff das Pokalspiel zwischen dem BVB und Bayer Leverkusen: Tobias Stieler / Rene Nijhuis/MB Media/GettyImages
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Borussia Dortmund musste sich am späten Dienstagabend mit 0:1 gegen Bayer 04 Leverkusen geschlagen geben und schied somit im Achtelfinale des DFB-Pokals aus. Der Titel-Traum ist geplatzt und letztlich fehlte den Borussen wohl der ganz große Wille, das Spiel zu ihren Gunsten zu kippen.

Für schwarz-gelbe Gemüter durchaus ein hitziges Thema war der nicht gegebene Elfmeter durch Schiedsrichter Stieler, der den Klammergriff von Leverkusens Quansah gegen Carney Chukwuemeka im Strafraum nicht mit einem Pfiff und anschließendem Strafstoß wertete. Die Szene aus der ersten Halbzeit sorgte auch nach Spielende für reichlich Gesprächsstoff. Der Schiedsrichter des Pokal-Krachers stand nach Abpfiff Rede und Antwort und erklärte, warum er keinen Strafstoß für den BVB gab.


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Elfmeterpfiff bleibt aus - BVB hadert mit Schiri-Entscheidung

"Wenn einer mit beiden Armen umarmt wird, sollte man schon pfeifen", sagte BVB-Coach Niko Kovac nach der Partie und ließ damit bereits leise Kritik an Schiedsrichter Tobias Stieler durchklingen. Der gebürtige Berliner hätte sich einen Elfmeterpfiff vom Offiziellen gewünscht doch dieser blieb aus. Nach Spielende verriet Stieler auch, warum.

Beim BVB gab es Gesprächsbedarf mit Schiri Stieler doch den Elfmeter gab es trotzdem nicht
Beim BVB gab es Gesprächsbedarf mit Schiri Stieler doch den Elfmeter gab es trotzdem nicht / Pau Barrena/GettyImages

Nach einer Hereingabe in den Leverkusener Strafraum nahm Carney Chukwuemeka den Ball in einer Drehung mit und wollte dem nach oben gesprungenen Spielgerät in Richtung Bayer-Tor folgen. Doch der Leverkusener Abwehrspieler Jarrell Quansah griff seinem Landsmann um die Hüfte und hielt ihn kurz fest, woraufhin Chukwuemeka fiel - zugegeben etwas theatralisch möchte man meinen. Die Frage war dennoch: Foul oder kein Foul? Für Stieler war es in dieser Szene nicht genug, um auf Strafstoß zu entscheiden.

"So möchte ich kein Spiel entscheiden und deswegen hab ich auf Weiterspielen entschieden."

Tobias Stieler

"Ich sehe schon dieses maximal minimale Halten, dann sehe ich auch, dass der Spieler [Chukwuemeka, Anm. d. Red.] höchstwahrscheinlich nicht mehr an den Ball gekommen wäre und dann natürlich diesen minimalen Kontakt – dieses ineffektive Halten – annimmt und probiert, das Maximale für sich rauszuholen. So möchte ich kein Spiel entscheiden und deswegen hab ich auf Weiterspielen entschieden", zeigte sich Stieler mit deutlichen Worten am Sky-Mikro bei Reporter Patrick Berger.

Stieler über Elfer-Diskussion mit BVB-Coach Kovac

Auch über den Austausch zwischen ihm und BVB-Coach Niko Kovac nach Spielende gab Stieler einen Einblick. Auf die Frage, ob der Dortmunder Trainer mit Bezug auf diese strittige Szene etwas zu emotional gewesen sei, sagte Stieler: "Zu emotional, glaube ich, nicht", und erläuterte, wie der Austausch zwischen ihm und Kovac ausgesehen hatte.

Auch Niko Kovac hätte sich einen Elferpfiff des Schiris gewünscht
Auch Niko Kovac hätte sich einen Elferpfiff des Schiris gewünscht / Rene Nijhuis/MB Media/GettyImages

"Grundsätzlich war das okay."

Steiler über Diskussion mit Kovac

"Wir haben einfach über die Szene diskutiert und er hatte eine Vergleichsszene parat, die ich dann zufällig auch noch gesehen hatte – das war am ersten Spieltag – und dann haben wir uns einfach ausgetauscht, auch über die Unterschiede", so Stieler. Der Schiedsrichter weiter: "Es gibt Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede."

Stieler deutlich: Chukwuemeka-Fallen zu übertrieben

Die Diskussion mit dem BVB-Coach schien auf einer fachlichen und sachlichen Ebene stattgefunden zu haben. Dennoch machte Stieler deutlich, dass es in dieser umstrittenen Elfer-Szene letztlich zu wenig gab, um tatsächlich für den BVB auf den Punkt zu zeigen. "Grundsätzlich war das okay und ich meine, wenn ich die erste Halbzeit sehe, da gab es vier Fouls – vielleicht ein, zwei übersehen – aber dann kann ich nicht für so ein minimales Halten einen Elfmeter hinpfeifen, das geht nicht.“

"Es passt nicht zum Haltevorgang, es kommt dazu, dass er den Ball sehr wahrscheinlich nicht erreicht hätte und dann will er halt das Maximale für sich rausholen. Das ist dann ein bisschen ein übertriebenes Fallen und es passt einfach nicht zu dem minimalen Halten."

Schiri Stieler über Chukwuemeka-Szene

Auf weitere Nachfrage von Patrick Berger, ob Chukwuemeka iaus Stielers Sicht einfach zu viel aus der Situation machte, antwortete der Schiri erneut mit deutlichen Worten. "Es passte halt einfach nicht. Es passt nicht zum Haltevorgang, es kommt dazu, dass er den Ball sehr wahrscheinlich nicht erreicht hätte und dann will er halt das Maximale für sich rausholen. Das ist dann ein bisschen ein übertriebenes Fallen und es passt einfach nicht zu dem minimalen Halten", so Stieler abschließend.

Gräfe lobt Stieler

Ex-Bundesliga-Schiedsrichter Manuel Gräfe teilte auf X (vormals Twitter) seine Einschätzung mit - und lobte Stieler ausdrücklich. Gräfe sprach sogar von der "besten Spielleitung, die ich je von ihm gesehen habe".

"Früher hat er so etwas wie das kurze Halten gepfiffen oder Freistoß für Bayer 04 am Strafraum. Spieler sollen Spiele - erst Recht solche Pokalkracher - entscheiden. Und man pfeift nur 100-prozentiges... - weiter so", führte Gräfe aus.

"Ich halte es mit Schweinsteiger", so Gräfe weiter. Der ARD-Experte hätte ebenfalls keinen Strafstoß gepfiffen. "Nicht clever vom Verteidiger, weil riskant, aber er lässt schnell wieder los und mir nicht lang/intensiv genug. Und der BVB-Spieler geht dann selbst runger", erklärte der ehemalige Top-Schiedsrichter.


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