Nagelsmann als Warnsignal: Ist die Kompany-Verlängerung richtig? Ein Pro & Kontra
Von Dominik Hager

Der FC Bayern hat den Vertrag von Vincent Kompany um zwei Jahre bis 2029 verlängert. Eine Entscheidung, die zwar ein wenig aus dem Nichts kam, angesichts der Siegesserie aber auch nicht wirklich überraschend ist. Laut Sportbild sollen die Bayern-Bosse erst in der vergangenen Woche erstmals konkret an den Belgier herangetreten sein, um über einen neuen Vertrag zu sprechen. Kompany habe sofort die Bereitschaft signalisiert, sein Arbeitspapier auszudehnen. Ihm folgen sollen auch seine Assistenten mit längerfristigen Verträgen.
Doch war es aus Bayern-Sicht sinnvoll, den Kontrakt jetzt schon um zwei weitere Jahre bis 2029 zu verlängern? Wir sehen uns sowohl Gründe dafür als auch dagegen an.
Pro: Kompany ist aktuell der perfekte Bayern-Trainer
Zwar war Vincent Kompany beim FC Bayern keineswegs die A-Lösung, hat sich allerdings als absoluter Volltreffer entpuppt. Bereits in seinem ersten Jahr war zu erkennen, dass er das Feuer in der Mannschaft nach der müden Tuchel-Zeit wieder zum Leben erweckt hat. Beim FC Bayern herrschen wieder Leistungsbereitschaft und Freude am Spiel. Zudem gelingt es Kompany, seine Schützlinge zu stärken, indem er ihnen bedingungslos vertraut. Seine gleichermaßen autoritäre, aber auch kumpelhafte Art sorgt dafür, dass die Bindung zu den Stars intakt ist.
Kompany macht seine Spieler besser und macht vor allem den FC Bayern als gesamtes Konstrukt besser. Auch nach außen überzeugt er mit Souveränität und Ruhe, was seinen Vorgängern nicht immer gelungen war. Die herausragende sportliche Entwicklung ist die klare Konsequenz all dieser Punkte. Kompany ist aktuell die beste Wahl auf der Trainerposition.
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Kontra: Die Verlängerung birgt finanzielle Risiken
So gut es für Vincent Kompany auch laufen mag, sei eines gesagt: Das Fußballgeschäft ist enorm schnelllebig - und das gilt allen voran für Trainer. Läuft es in einer Mannschaft nicht, ist der Trainer meist der erste, der die Koffer packen muss. Es dürften auch mal Zeiten kommen, in denen es für Kompany bei den Bayern nicht mehr läuft und schon ist sein Platz überhaupt nicht mehr so sicher.
Auch ein Louis van Gaal wurde in der Saison nach dem Double-Erfolg und dem Erreichen des Champions-League-Finals gefeuert. Derartige Situationen sind vereinsübergreifend keine Seltenheit. Urs Fischer hat mit Union Berlin sensationell die Champions League erreicht, ehe eine unvorhersehbare Niederlagen-Serie nur wenige Monate später mit seinem Aus einherging.
Jahr für Jahr ist in der Bundesliga zu erkennen, dass nur rund die Hälfte der Coaches, die mit einem Team in die Saison gehen, dieses auch noch ein Jahr später betreuen. Letztlich muss man festhalten, dass die gut dreieinhalb Jahre bis 2029 eine verdammt lange Zeit darstellen. Der FC Bayern selbst ist mit dem Fünfjahresvertrag für Julian Nagelsmann ziemlich auf den Kopf gefallen.
Sollte Kompany seinen Vertrag erfüllen, wäre er insgesamt für fünf Jahre Bayern-Coach. So lange blieb seit Ottmar Hitzfeld keiner mehr im Amt. Letztlich könnte es auch bei Kompany dazu kommen, dass man eine empfindliche Abfindung zahlen muss, weil man ihn doch schon vor 2029 ziehen lassen möchte.
Pro: Der FC Bayern sendet ein Zeichen in Richtung Kompany und Kontinuität
Der FC Bayern vertraut Vincent Kompany voll und ganz, demnach ist es natürlich auch naheliegend, dass man dieses Vertrauen auch offen zeigen möchte. Die Münchner haben endlich einen Trainer gefunden, mit dem eine lange Zusammenarbeit wieder möglich erscheint. Das Ziel, auf dem Trainerposten für Kontinuität zu sorgen, hatte man schließlich schon vor der Amtszeit des Belgiers.
Allerdings hat man sich von Nagelsmann wohl etwas vorschnell getrennt und mit Tuchel den falschen Kandidaten installiert. Generell ist es aber schon wichtig, dass auch der FC Bayern mal wieder langfristig Kontinuität hat und nicht permanent Umbrüche und Veränderungen auf der Trainerposition stattfinden.
Kontra: Kompany ein Förderer der Jugend? Das Fragezeichen bleibt
Bei Thomas Tuchel störte sich Uli Hoeneß daran, dass dieser zu wenige junge Spieler einbauen und diese entwickeln wollte. Dann kam jedoch mit Vincent Kompany ein Coach, der das in seiner ersten Saison fast noch weniger tat. Wie aus einigen Hoeneß-Sätzen herauszuhören ist, hat ihm das nicht so ganz gefallen. Die Münchner stecken schließlich viel Geld und Einsatz in die Nachwuchsförderung.
Angesichts des dünneren Kaders ist Kompany nun gezwungen, häufiger mal junge Kräfte einzusetzen. Mit Lennart Karl hat er einen Spieler hochgezogen und auch Wisdom Mike hat sein Profi-Debüt gegeben. Gemessen am dünnen Kader dürfen die Youngster dennoch eher selten ran. Ein Tom Bischof, der eigentlich immer überzeugt hat, darf kaum spielen, während Routiniers wie Leon Goretzka viel Spielzeit abstauben. Talente wie Paul Wanner und Adam Aznou haben die Münchner schon vor der Saison verlassen.
Es ist eindeutig zu sehen, dass Kompany den jungen Talenten in engen Situationen noch nicht so gerne ins Spiel bringt. Doch auch bei klaren Führungen hätte man teilweise erwartet, dass der Belgier früher reagiert. Möchte man bei Kompany eine Schwäche ausmachen, dann ist es diese. Gut möglich, dass den Bayern-Verantwortlichen genau das auch nicht so gut gefällt.
Pro: Der FC Bayern sticht andere Interessenten aus
Natürlich bleibt es nicht unentdeckt, wenn ein junger Coach wie Vincent Kompany derart für Furore sorgen kann. Hinzu kommt ja noch, dass der Belgier ein sehr bekannter Ex-Spieler ist und damit noch ein wenig mehr im Fokus steht. Es dürften sich also durchaus auch andere Top-Klubs für Kompany interessieren. Ohne die Vertragsverlängerung bis 2029 hätte die Gefahr bestanden, dass der ein oder andere große Klub sich darum bemüht, Kompany abzuwerben.
Besonders konkret wäre diese Gefahr wohl in Bezug auf Manchester City gewesen. Pep Guardiola wird seinen Job bei den Skyblues nicht mehr so wahnsinnig lange ausüben und Kompany wäre so etwas wie die logische Nachfolger-Wahl. Immerhin war der ehemalige Innenverteidiger bei den Cityzens Abwehrchef und Kapitän und hat sich in der gemeinsamen Zeit enorm viel von Guardiola abschauen können. Folgerichtig lässt er auch einen ähnlichen Fußball spielen und legt auf ähnliche Dinge Wert.
Sich dagegen zu wappnen, war aus Bayern-Sicht sicher wichtig. Man weiß ja inzwischen, wie schwierig es ist, einen Top-Trainer zu bekommen, der auch noch perfekt zum Verein passt.
Fazit: Die Bayern-Bosse haben alles richtig gemacht
Der FC Bayern hat mit der Verlängerung alles richtig gemacht. Natürlich weiß niemand, wie lange Kompany und die Münchner auf der Erfolgswelle schweben, jedoch ist die Verlängerung das richtige Zeichen zum richtigen Moment. Besonders entscheidend ist, dass man nun Ruhe hat und keine Angst vor Abwerbungsversuchen anderer Klubs haben muss. Dies ist in dem Fall mehr wert als das Risiko, dass man für Kompany eines Tages womöglich eine größere Abfindung zahlen muss.
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