Eintracht-Trainer in der Kritik: Das wird Toppmöller intern vorgeworfen - Bericht
Von Simon Zimmermann

So richtig schlau wird man aus der Frankfurter Eintracht in dieser Saison nicht. Auf den ersten Blick scheint die SGE auf Kurs - zumindest in der Bundesliga. Seit sechs Spielen ist die SGE ohne Niederlage, in der Tabelle steht man zwar "nur" auf Rang sieben, der Rückstand auf den Zweiten Leipzig beträgt allerdings lediglich fünf Zähler, sogar nur zwei sind es auf Champions-League-Rang vier (Leverkusen).
Doch blickt man etwas genauer hin, kommen Unstimmigkeiten am Main deutlich zutage. Das kann man allein an der Bewertung des jüngsten 1:1-Heimremis gegen kriselnde Wölfe ablesen. Eintracht-Keeper Michael Zetterer monierte im Anschluss an den glücklichen Last-Minute-Punktgewinn: "Dieses Emotionale, diese pure Leidenschaft, die fehlt uns im Moment ein bisschen."
Trainer Dino Toppmöller reagierte ungewohnt dünnheutig auf die Aussagen: "Ich muss nicht immer die gleiche Meinung haben wie ein Spieler. Dass es da mit Sicherheit auch Luft nach oben gibt, ist klar. Aber man hat gemerkt, dass die Jungs alles versucht haben, um die drei Punkte hierzubehalten."
Eintracht auf der Suche nach der Balance
Gerade spielerisch lässt die Eintracht aktuell viel zu wünschen übrig. Toppmöller erklärt das auch mit den Ausfällen von Can Uzun und Jonathan Burkardt: "Man merkt es, wenn die beiden besten Torschützen nicht dabei sind." Der SGE-Coach hat hier sicher einen Punkt - im Winter braucht es dringend Verstärkung im Angriff.
Allein mit der Personalsituation ist die Frankfurter Saison aber kaum zu erklären. Schließlich schoß die SGE zu Beginn der Spielzeit beinahe Tore am Fließband. Die Crux: Man kassierte auch Tore am Fließband. 24 Gegentreffer waren es allein in sechs Pflichtspielen von Ende August bis Ende September.
Im Anschluss setzte Toppmöller auf mehr defensive Stabilität, die Eintracht kassierte deutlich weniger Tore - erzielte auf der anderen Seite aber auch deutlich weniger. Die richtige Balance scheint der Trainer mit seiner Mannschaft weiter nicht gefunden zu haben. Die deutlichen Niederlagen gegen Atletico und Liverpool (jeweils 1:5) und das jüngste 0:3 gegen Atalanta in der Champions League scheinen das Team zusätzlich zu verunsichern.
Wo ist die Eintracht-Energie geblieben?
Intern ist Toppmöller nach Sport-Bild-Informationen in die Kritik geraten, auch wenn er weiterhin Vertrauen genieße. Der Vorwurf: Die Eintracht zeigt zu wenig Mut und Energie. Der Spielplan wird zu sehr an den Gegner angepasst. Selbst in den Duellen gegen Heidenheim und Wolfsburg sei das der Fall gewesen.
Toppmöller auf der anderen Seite vertraue nur Teilen seines Kaders. Bestes Beispiel ist Elye Wahi, den Sportvorstand Markus Krösche Anfang des Jahres für 26 Millionen Euro Ablöse als Marmoush-Nachfolger verpflichtet hatte. Der französische Angreifer funktioniert in Frankfurt aber überhaupt nicht. Dass er trotz des Burkardt-Ausfalls gegen Wolfsburg nicht mal mehr zum Spieltagskader gehört hat, verdeutlicht Toppmöllers Meinung über den 22-Jährigen. Stattdessen musste Flügelspieler Ansgar Knauff als Mittelstürmer ran.
Die SGE-Verantwortlichen akzeptieren zwar Toppmöllers Einschätzung zu Wahi, werfen ihm allerdings auch vor, dass er den Franzosen nie in einer Doppelspitze eingesetzt hat, wo er seine Qualitäten am besten auf den Platz bringen kann.
Am Ende steht ein totales Missverständnis, das schon im Winter enden könnte. Die Eintracht auf der anderen Seite will dringend einen neuen Stürmer verpflichten. Newcastles William Osula ist und bleibt der Wunschkandidat.
Bis zur Winterpause sollte Toppmöllers Truppe aber auch ohne externe Verstärkung wieder mutiger und energetischer auftreten. In Leipzig und in Barcelona werden die Trauben aber sehr hoch hängen. Im Anschluss sind Siege über den FC Augsburg und beim HSV fast schon Pflicht, will man am Main keine Trainerdiskussionen aufkommen lassen.
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