Ein Mega-Deal und ein teurer Flop: Das Transferzeugnis für den BVB

Die Kaderplanung des BVB wurde gerade zu Saisonbeginn teils heftig kritisiert. Doch wie sind die Deals nach Saisonende zu bewerten? Wir erteilen den Borussen ein Transferzeugnis.
Serhou Guirassy hat voll eingeschlagen.
Serhou Guirassy hat voll eingeschlagen. / Christof Koepsel/GettyImages
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Die Dortmunder Verantwortlichen wurden von nicht wenigen Anhängern ordentlich für ihre Transfermarkt-Aktivitäten kritisiert. Der Vorwurf lautete insbesondere, dass man zu unkreativ sei. Immerhin setzte man im vergangenen Sommer abgesehen von Couto ausschließlich auf Namen, die in Fußball-Deutschland bekannt sind. Nach einer miesen Hinrunde begann der BVB erst im Winter ein wenig mehr in die Ferne zu blicken und konnte zwei interessante Leihen eintüten.

Unter dem Strich kam beim BVB immerhin noch Platz vier in der Bundesliga und das Champions-League-Viertelfinale heraus. Doch wie bewerten wir eigentlich rückblickend die Transfer-Aktivitäten des Vereins in der Saison 2024/25?

Die BVB-Transfers 2024/25 im Überblick

Zugänge

Abgänge

Maximilian Beier (28,5 Mio. €)

Niclas Füllkrug (27 Mio. €)

Waldemar Anton (22,5 Mio. €)

Donyell Malen (25 Mio. €)

Serhou Guirassy (18 Mio. €)

Tom Rothe (5 Mio. €)

Pascal Groß (7 Mio. €)

Ole Pohlmann (1,6 Mio. €)

Yan Couto (4 Mio. € Leihgebür, Kaufpflicht 25 Mio. €)

Marco Reus (ablösefrei)

Carney Chukwuemeka (2,4 Mio. € Leihgebür, Kaufoption ca. 35 Mio. €)

Marius Wolf (ablösefrei)

Daniel Svensson (Leihgebür 1,8 Mio. €, Kaufoption 6,5 Mio. €

Mateu Morey (ablösefrei)

Diant Ramaj (5 Mio. €)

Mats Hummels (ablösefrei)

Serhou Guirassy der erwartete Transfer-Coup

Nach der grandiosen Saison in Stuttgart, war es natürlich ein Glücksfall für den BVB, dass man Serhou Guirassy für vergleichsweise lächerliche 18 Millionen Euro verpflichten konnte. Der Angreifer zündete vor allem in der Champions League und in der Rückrunde so richtig. In der Liga kam Guirassy auf 21 Tore und vier Assists, in der Königsklasse auf 13 Treffer und fünf Vorlagen. Seinen Sahnetag erlebte er im Champions-League-Viertelfinal-Rückspiel, als er mit seinem Dreierpack gegen Barcelona die Angelegenheit nach dem 0:4 im Hinspiel noch mal spannend machte.

Wechselhafte Leistungen von Beier, Anton und Groß

Weder Maximilian Beier noch Waldemar Anton oder Pascal Groß konnten konstant auf einem guten Level abliefern. Beier begann fast schon katastrophal und markierte bis zum 9. Spieltag keinen Scorer-Punkt. Im Anschluss kam er jedoch besser in Fahrt und brachte es in der Bundesliga insgesamt auf solide acht Tore und sechs Assists, ehe er von einer Verletzung gestoppt wurde. Ein einziges Tor und null Assists in der Champions League sind natürlich enttäuschend. Die enorme Summe von 28,5 Millionen Euro hat der junge Stürmer noch nicht ganz gerechtfertigt.

Auch Waldemar Anton hat die 22,5 Millionen Euro nicht ganz rechtfertigen können. Der Innenverteidiger begann solide, fiel dann aber wegen schwacher Leistungen ins zweite Glied zurück. Nach der Verletzung von Nico Schlotterbeck konnte er aber seine Chance nutzen und hat einen gewissen Anteil daran, dass es für den BVB doch noch mit der CL-Quali gereicht hat.

Pascal Groß war mit sieben Millionen Euro natürlich deutlich günstiger, jedoch hätte man sich von einem deutschen Nationalspieler trotzdem mehr erwartet. In der Hinrunde hatte der Routinier ziemlich zu kämpfen, jedoch konnte auch er gegen Saisonende ordentlich zulegen. Folgerichtig hat der BVB hier nicht ganz so viel falsch gemacht.

Couto bislang absolut enttäuschend, Svensson liefert

Der Katastrophen-Deal der Saison war Stand jetzt Yan Couto. Der Brasilianer kam per Leihe, musste jedoch angesichts einer unter Bedingungen greifenden Kaufpflicht für 25 Millionen Euro fest verpflichtet werden. Bislang konnte der Youngster jedoch überhaupt nicht überzeugen. Couto passt nicht in ein System mit Viererkette, weil er eigentlich als Schienenspieler am besten zur Geltung kommt. Defensiv hatte Couto die ganze Saison über Probleme und auch offensiv war sein Output überschaubar. Ein Pflichtspiel-Scorer sagt hier schon alles. Der 22-Jährige muss noch ordentlich zulegen. Hält Trainer Niko Kovac am erfolgreichen System mit Dreierkette fest, hat der Brasilianer kommende Saison sicher deutlich bessere Chancen dazu.

Umso besser war der Deal mit Daniel Svensson. Der Schwede kam zur Winterpause per Leihe und wurde nun kostengünstig fest verpflichtet, obwohl er die Bedingungen der Kaufpflicht aufgrund einer Verletzung nicht erfüllen konnte. Svensson ist jung und entwicklungsfähig und hat jetzt schon eine ordentliche Figur als Linksverteidiger abgegeben.

Carney Chukwuemeka mit guten Ansätzen

Carney Chukwuemeka hat noch nicht viel gespielt, jedoch durchaus sein Potenzial aufblitzen lassen. Das Problem ist aber, dass die Kaufoption wohl um die 35 Millionen Euro betragen soll. Dies wäre schon ein enormes Risiko, weshalb die Dortmunder wohl vom Deal absehen. Allerdings möchte der BVB die Leihe um zwei Wochen verlängern, damit er die Klub-WM mitmachen kann. Womöglich kommt es im Anschluss doch noch zu einem Deal - vor allem dann, wenn man bei Wunschtransfer Jobe Bellingham leer ausgehen sollte.

Im Winter hat der BVB zudem Keeper Diant Ramaj für fünf Millionen Euro verpflichtet. Ramaj gilt als sehr talentiert, wurde aber zunächst nach Kopenhagen verliehen. Dort hielt er ordentlich, fiel aber mit einem Kopfstoß negativ auf. Mit der Ablöse in Höhe von fünf Millionen Euro kann der BVB aber nicht viel falsch gemacht haben.

Dortmund verkauft Füllkrug für gutes Geld

Zwar war der Verlust von Niclas Füllkrug auf den ersten Blick bitter, jedoch hat sich der Verkauf als Top-Deal entpuppt. Die Borussen haben für den stärkeren Guirassy neun Millionen Euro weniger gezahlt als für Füllkrug eingenommen. Der inzwischen 31-Jährige hat zudem bei West Ham eine enttäuschende Saison hinter sich gebracht und nur drei Treffer erzielt - auch weil er lange verletzt war. Dennoch war der Verkauf aus BVB-Sicht überragend.

Malen-Abgang wohl unausweichlich

Donyell Malen hat der BVB eventuell ein wenig zu spät verkauft. Der Niederländer ging im Winter eineinhalb Jahre vor Vertragsende für 25 Millionen Euro. Zuvor waren schon wesentlich höhere Summen im Gespräch. Dennoch war es wohl richtig, Malen zumindest in der Winterpause ziehen zu lassen. Der Angreifer schien mit dem Kopf schon länger nicht mehr so ganz in Dortmund gewesen sein. Bei Aston Villa konnte er sich bis jetzt keinen Stammplatz sichern, was dem BVB ebenfalls Recht gibt.

Rothe überzeugt bei Union Berlin

Angesichts der Probleme auf der Linksverteidiger-Position muss man sich schon fragen, ob es richtig war, Tom Rothe für fünf Millionen Euro an Union Berlin zu verkaufen. Gerade offensiv hat der erst 20 Jahre alte Rothe durchaus zu überzeugen gewusst. Zwar hat der BVB mit Daniel Svensson eine gute Alternative gefunden, jedoch wundert man sich, dass Rothe nie eine Chance bekommen hat. Immerhin soll der BVB eine Rückkaufoption besitzen. Der Verkauf von Pohlmann hingegen war unstreitig richtig. Der 24-Jährige hatte keine Perspektive auf regelmäßige Spielzeit im Profi-Team.

Keine neuen Verträge Hummels, Reus und Co.

Mit Mats Hummels, Marco Reus, Mateu Morey und Marius Wolf haben einige BVB-Spieler den Verein ablösefrei verlassen. Bei Reus und Hummels war die Zeit gekommen, wenngleich Hummels eigentlich noch stark performt hat. Dies konnte er nun in Rom aber nicht mehr bestätigen. Wolf hatte nie so ganz das nötige Niveau und Morey zu viele Verletzungen. Der junge Spanier konnte nun immerhin auf Mallorca eine fast verletzungsfreie Runde spielen, war aber kein Stammspieler.

Fazit

Mit Serhou Guirassy hat der BVB einen Mega-Deal gelandet, der über viele mittelmäßig eingeschlagene Neuzugänge hinwegtröstet. Ein wirklich großer Fehler ist aber auch bei den Personalien Anton, Beier und Groß nicht auszumachen. Gerade Beier ist noch jung genug, um sich ordentlich steigern zu können. Der größte Fehler scheint relativ klar Yan Couto gewesen zu sein. 25 Millionen Euro sind Stand jetzt viel zu viel Geld und der Youngster müsste sich schon enorm steigern, damit die Summe zu rechtfertigen ist. Das dachte man nach seinem Debütjahr aber einst auch bei Landsmann Dede - und wie es für den Brasilianer beim BVB weiterging, dürfte jedem bekannt sein...

Mit Svensson hat der BVB im Winter auf jeden Fall einen guten Deal gelandet, der die Lösung für hinten links sein könnte, nachdem man es im Sommer noch verpasst hat, eine solche zu finden. Mit Chukwuemeka hat der BVB wenig falsch gemacht, jedoch scheint die Klausel zu hoch zu sein. Ramaj kann man noch nicht abschließend beurteilen.

In Sachen Verkäufen kann man dem BVB vorwerfen, Malen etwas zu spät verkauft zu haben. Dafür war die Ablöse für Füllkrug ein ziemlicher Glücksfall. Der billige Verkauf von Rothe erscheint etwas unglücklich, da dieser mit seinen 20 Jahren eigentlich noch Potenzial für mehr besitzt.

Transfer-Zeugnis: 6/10


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