Dreikampf im Bayern-Zentrum: Wer schnappt sich die Position neben Kimmich?

Beim FC Bayern bahnt sich ein Dreikampf um die Rolle neben Joshua Kimmich im zentralen Mittelfeld an. Können die beiden Herausforderer den Platzhirsch zu Fall bringen?
Joshua Kimmich ist der einzige Fixpunkt im Bayern-Mittelfeld
Joshua Kimmich ist der einzige Fixpunkt im Bayern-Mittelfeld / Daniela Porcelli/GettyImages
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Eine Sache wird sich beim FC Bayern auch in der anstehenden Saison mit großer Sicherheit nicht verändern. Joshua Kimmich ist und bleibt der unangefochtene Leader und klare Leistungsträger im Mittelfeldzentrum.

Ziemlich offen ist hingegen, wer sein Partner in der Schaltzentrale der Münchner wird. Aktuell scheint Leon Goretzka den Erfahrungsbonus auf seiner Seite und aus diesem Grund die Nase knapp vorne zu haben. Mit Aleksandar Pavlovic und Tom Bischof scharren aber zwei Top-Talente bereits mit den Hufen.

Pavlovic hatte Goretzka in der Hinrunde der vergangenen Spielzeit den Rang abgelaufen, ist jedoch wegen mehrerer Verletzungen wieder ein wenig ins Hintertreffen geraten und wird den Saisonstart verpassen. Derweil konnte sich Bischof bei den Testspielen in den Vordergrund spielen und ist aktuell ein ernsthafter Herausforderer für Goretzka.

Doch welches Mittelfeld-Duo ist in Hinblick auf die kommende Saison eigentlich das vielversprechendste? 90min macht den Check.

Kimmich & Goretzka

Es gibt kaum ein Mittelfeld-Duo, das so kontroverse Diskussionen auslöst wie Kimmich & Goretzka. Beide haben gemeinsam schon große Erfolge gefeiert, aber auch schon eklatante Niederlagen hinnehmen müssen.

Grundsätzlich passt Goretzka als athletischer und laufstarker Mittelfeld-Akteur gut neben Kimmich. Der 30-Jährige bringt auch die nötige Körpergröße mit, die neben seinem nur 1,76 Meter großen Mittelfeldpartner von Vorteil ist. Für Goretzka sprechen natürlich auch seine Erfahrung und seine Fähigkeit, mit nach vorne zu stoßen zu können und torgefährlich zu werden.

Die Frage ist nur, ob das einen Stammplatz bei den Bayern rechtfertigt. Obwohl Kimmich und Goretzka nach all den Jahren bestens eingespielt sind, kommt es immer wieder zu Problemen in der Rollenverteilung und Raumaufteilung. Das Mittelfeldzentrum bekommen beide nicht immer geschlossen.

Hinzu kommt, dass Goretzka in einigen Partien sehr wenige Ballkontakte hat. Der 30-Jährige hat im Aufbauspiel eine sehr untergeordnete Rolle und ist auch kein großer Ideengeber. Dies erlaubt ihm zwar, mit nach vorne zu gehen, jedoch strahlt er dafür in Summe zu wenig Torgefahr aus. In der vergangenen Bundesliga-Saison reichte es nur zu vier Toren und einem Assist.

Auch defensiv weiß Goretzka nicht immer zu überzeugen. Zwar bringt er die körperlichen Voraussetzungen mit, jedoch nutzt er diese zu selten. Seine Zweikampfquote von 56 Prozent in der vergangenen Bundesliga-Saison ist in Ordnung, jedoch bestreitet er zu wenige Duelle. Folgerichtig kam er nur auf 0,69 Balleroberungen pro 90 Minuten (Rang 176 in der Bundesliga).

Es gibt also reichlich Gründe, um seine große Rolle beim FC Bayern mehr als nur infrage zu stellen.

Kimmich & Bischof

Gelingt Tom Bischof das, woran unter anderem Marcel Sabitzer und Ryan Gravenberch gescheitert sind und verdrängt Goretzka? Die Eindrücke aus den Testspielen sind bis jetzt großartig und auch im Training soll der Youngster mit starken Leistungen auffallen.

Bischof ist spielerisch definitiv stärker als Goretzka und kann Kimmich im Spielaufbau deutlich besser unterstützen. Der Ex-Hoffenheimer weiß sowohl im Kurzpassspiel zu überzeugen, als auch lange Pässe sicher an den Mann zu bringen. Zudem verfügt er über eine starke Ballbehandlung.

Zwar konnte in der vergangenen Saison "nur" 49,4 Prozent seiner Zweikämpfe gewinnen, jedoch führt er verglichen zu Goretzka deutlich mehr Duelle. In Sachen Balleroberungen schaffte er es in der vergangenen Saison ligaweit auf Platz drei.

Bischof bringt auch einiges an Mentalität und Willensstärke mit. Ein kleines Problem gibt es aber dennoch: Die meisten Eigenschaften, die auf Bischof zutreffen, treffen auch auf Kimmich zu. Dies gilt nicht nur für die Stärken, sondern auch für die kleineren Schwächen. Bischof bringt zwar eine solide Athletik mit, ist aber deutlich kleiner und ein Stück langsamer als Goretzka. Bei hohen Bällen könnten Bischof und Kimmich, die gegen den Ball im Pressing ihre Stärken haben, Probleme bekommen.

Dies ist beim FC Bayern oft nicht ganz so entscheidend, weil die Innenverteidiger hoch stehen und mehrheitlich die Kopfballduelle bestreiten, jedoch könnte es Kimmich & Bischof schon ein wenig an Körperlichkeit fehlen.

Bischof ist natürlich auch noch jung und muss sich bei den Bayern zunächst mal über einen längeren Zeitraum beweisen. Dennoch wirkt ein Mittelfeld bestehend aus Bischof und Kimmich jetzt schon vielversprechender als die Kombination aus Goretzka und Kimmich.

Kimmich & Pavlovic

Das ganz große Problem von Aleksandar Pavlovic ist seine Verletzungs- und Krankheitsanfälligkeit. Der Youngster muss immer wieder Pausen wegen verschiedenen gesundheitlichen Problemen einlegen. Die ersten beiden Bundesligaspiele wird er aufgrund einer Augenhöhlenverletzung wohl erneut verpassen.

Insbesondere in der Hinrunde der Vorsaison hat Pavlovic aber auf beeindruckende Art und Weise gezeigt, was in ihm steckt. Der 21-Jährige ist handlungsschneller als Kimmich und weiß mit einem präzisen vertikalen Passspiel zu glänzen. In seiner besten Phase agierte Pavlovic gleichermaßen mutig wie sicher, was ihn so wertvoll machte. In Ballbesitz ergänzte er sich perfekt mit Joshua Kimmich, der sich im Aufbauspiel über hochwertige Unterstützung freuen konnte.

Nach seinem Schlüsselbeinbruch ist ihm der Mut im Passspiel aber ein wenig abhandengekommen. Immer häufiger griff er zu Querpässen, womit er sich seiner Stärke selbst beraubte. Nun müsste Pavlovic einfach mal länger fit bleiben, um sein Top-Niveau wieder zu erreichen.

Pavlovic ist 1,88 Meter groß und hat in der vergangenen Saison 62,4 Prozent seiner Zweikämpfe gewonnen, was ein sehr starker Wert ist. Körperlich muss der Youngster gewiss aber noch ein wenig zulegen. Der sprintstärkste Spieler wird Pavlovic wohl nie, dazu kann er in den direkten Duellen noch robuster werden.

Sollte Pavlovic eine positive Entwicklung durchlaufen, ist er vor Goretzka und perspektivisch auf Augenhöhe mit Bischof anzusehen. Im Gegensatz zum Ex-Hoffenheimer hat er schon bewiesen, dass er Goretzka verdrängen und eine große Rolle im Bayern-Mittelfeld einnehmen kann. Er muss es nun nur eben erneut beweisen.

Fazit:

Stand heute befinden sich die drei Mittelfeldspieler - mit leichten Vorteilen für Tom Bischof - in etwa auf Augenhöhe. Wenngleich Goretzka in der Hierarchie vorne zu sein scheint, ist damit zu rechnen, dass Bischof und/oder Pavlovic dem Routinier schon bald den Platz streitig machen könnten. Beide bringen fußballerisch mehr mit und haben das größere Entwicklungspotenzial. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, dass das Mittelfeld-Duo Kimmich & Goretzka ausgedient hat und Ersterer einen neuen Partner bekommt.


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