Dieses Problem muss der FC Bayern schnell in den Griff bekommen!

Aktuell wirkt die Kommunikation und Außendarstellung des FC Bayern München eher nicht wie die eines großen Weltklubs. Die Münchner haben beim FC Liverpool gesehen, wie man Souveränität auf der großen Bühne ganz leise demonstriert.
Max Eberl und Uli Hoeneß
Max Eberl und Uli Hoeneß / Stefan Matzke - sampics/GettyImages
facebooktwitterreddit

Der FC Bayern München konnte sportlich endlich wieder in die Spur finden. Halbwegs. Mit dem Meistertitel in der abgelaufenen Spielzeit konnte der Rekordmeister nach einer titellosen Katastrophensaison im Vorjahr zumindest wieder etwas Silbernes in die sonst so schillernde Vitrine stellen. Er verpasste jedoch nicht nur das Pokalfinale in Berlin um Längen, sondern vor allem auch den Einzug ins Endspiel der Champions League im eigenen Stadion und somit die Neuauflage des Finale Dahoam.

Trotz der Rückkehr zum (Bundesliga-)Erfolg wirkt es in München dennoch etwas holprig und unrund an manchen Stellen – es ist spürbar, dass sich der deutsche Klassenprimus gewissermaßen noch immer im Umbruch befindet und ein bisschen nach sich selbst sucht.

Das merkt man phasenweise auch auf dem Transfermarkt. Die Bayern bekommen nicht mehr jeden, den sie wollen (siehe Wirtz), und gehen dann auf Spieler, die sie vielleicht gar nicht unbedingt wollen, für die sie aber dennoch tief in die Tasche greifen (siehe Palhinha). Das ist zwar ärgerlich, gehört aber wohl irgendwie auch zum Prozess des Umbruchs.

Diese Prozesse werden sich sicher weiter einpendeln und wirken derzeit vermutlich auch noch etwas unrund, weil man an der Säbener Straße über Jahrzehnte ein eingespieltes Gespann in Sachen Vereinsführung hatte, das stets Souveränität und Macht aufgebaut und ausgestrahlt hat. Auch das wird mit etwas Kontinuität wieder einkehren. Viel problematischer empfinde ich jedoch etwas ganz anderes beim FC Bayern.

Die Münchner haben scheinbar ein Kommunikationsproblem

Die Kommunikation und Außendarstellung des FC Bayern München erscheint mir einfach nicht gut. Bei Vertragsgesprächen um Verlängerungen oder anstehenden Transfers wirkt es in München manchmal ein bisschen vogelwild. Ein Beispiel ist das Thema Thomas Müller.

Noch im vergangenen Winter und besonders zu Beginn dieses Jahres schien eine Verlängerung mit Müller in München wie ein Selbstläufer, bei dem die Bayern-Ikone quasi selbst bestimmen könne, wann sie den fertigen Vertrag unterzeichnen wolle. Pustekuchen! Nach den großen Worten von Max Eberl zu Beginn des Jahres kam im Frühjahr plötzlich der große Knall. Müller liefert nicht mehr wie früher, also muss er gehen.

Dass ein Spieler mit 35 Jahren nicht mehr wie vor zehn Jahren liefert, ist nachvollziehbar, was nicht bedeutet, dass Müller gar nicht mehr liefert. Nur hätte sich Herr Eberl damit nicht so weit aus dem Fenster lehnen dürfen. Denn am Ende befand er sich bei Müller in Sachen Außendarstellung im freien Fall. Ich fragte mich: Was kann man Max Eberl nun noch glauben?

Nicht wenige Bayern-Fans nahmen dem Sportvorstand genau diese wechselhafte Außendarstellung übel, was letztlich tiefe Kratzer in seinem noch zerbrechlichen Ansehen als neuer Entscheider hinterließ. Eberl befindet sich noch in der Anfangsphase in München und hat sich damit unnötig das Leben schwer gemacht. Er dürfte daraus aber auch gelernt haben.

Hüh und Hott bei Leroy Sane
Hüh und Hott bei Leroy Sane / Stefan Matzke - sampics/GettyImages

Auch in Sachen Leroy Sané scheint in München ein Kommunikationsdesaster sondergleichen zu herrschen. Nicht nur nach außen, sondern auch innerhalb. Während Uli Hoeneß vor kurzem mit grimmiger Miene dementierte, dass Sané das Angebot des FC Bayern abgelehnt habe, und in gleichem Atemzug die Medien für ihre vermeintlich unfaire Berichterstattung kritisierte, widersprach Max Eberl kurzum seinem großen Entscheidungs-Schatten und verkündete, dass Sané das Bayern-Angebot nicht annehmen werde.

Man fragte sich: "Ja, was denn nun?" Der eine sagt Hüh, der andere Hott. Zumindest ging mir es so. Wie ich finde: definitiv nicht Bayern-like. Der größte deutsche Fußball-Klub in dieser Geschichte unnötig amateurhaft.

Die Wirtz-Watschn sollte den Bayern als Lehrstunde dienen

Ebenso bei Florian Wirtz wirkte es ein wenig abstrakt, was der deutsche Rekordmeister in puncto Außendarstellung machte. Natürlich war es irgendwie auch legitim, dass die größten Köpfe des Vereins, Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge, ihren Flirt mit Florian Wirtz recht offensiv in die Öffentlichkeit trugen und ihre große Bewunderung für den Leverkusen-Star kundtaten.

Das setzte jedoch genau die Verantwortlichen in München unter großen Druck, die diesen Deal nun unbedingt eintüten mussten. Eberl wirkte teils fast peinlich berührt, als er diesen Transfer-Zirkus öffentlich relativieren musste, ohne dabei einem der Bosse auf den Schlips zu treten. Ja, wie jetzt? Der FC Bayern ruft, und Wirtz kommt nicht einfach? Frechheit!

Hoeneß und Rummenigge wollten Wirtz im Bayern-Trikot sehen. Wie sollte Eberl also öffentlich verkaufen, dass der FC Bayern München vielleicht gar nicht mehr über diese Macht und Strahlkraft verfügt, dass ein solcher Deal nun nicht mehr einfach als selbstverständlich und abgehakt zu den Akten gelegt werden kann? Dieser so klar und offensiv kommunizierte Traum der Bayern-Bosse entwickelte sich am Ende zu einem niederschmetternden Fiebertraum.

Florian Wirtz im Bayern-Trikot bleibt vorerst ein Münchner Traum.
Florian Wirtz im Bayern-Trikot bleibt vorerst ein Münchner Traum / Pau Barrena/GettyImages

Am Ende sichert sich nun wohl der FC Liverpool ganz heimlich, still und leise das auserkorene Top-Wunschziel der Münchner und bringt den Transfer offenbar ohne großes Tamtam über die Bühne, während die Bayern diesen vermutlich bereits als sicher wähnten. Vielleicht sollte dieser Transfer-Tiefschlag bei Wirtz als mahnendes Beispiel für die Zukunft dienen. Anstelle von lauten Worten sprechen bei den Reds letztlich die Taten für sich. Vorausgesetzt der Wirtz-Deal wird nun auch finalisiert - wonach es aktuell schnell und reibungslos aussieht. Egal wie das endet: Der FC Bayern steht wie der große Verlierer in dieser Geschichte da.

Während aus München große Worte kamen, schufen die Reds ganz Gentlemen-like im Hintergrund und unbemerkt die Basis für nun anstehende Tatsachen. Diese Souveränität wünsche ich mir nun auch wieder von den Bayern.

Ein erster positiver Schritt in diese Richtung könnte nun der Deal mit Jonathan Tah sein, den die Münchner letztlich doch recht unspektakulär über die Ziellinie brachten. So stelle ich mir die Souveränität eines Weltklubs vor und so möchten die Bayern-Fans ihren Verein erleben. Kontrolliert, souverän und zielstrebig. Ohne die immer großen Worte. Es muss nicht immer alles laut und spektakulär nach außen getragen werden. Dem Münchner Anhang reicht es, wenn man ihm Fakten präsentiert.

Wie ein kanadisches Sprichwort so schön besagt: "Leere Dosen machen den meisten Lärm."


Weitere FC Bayern-News lesen:

feed