Die dribbelnde Diva - Warum ein Vini-Verkauf für Real Madrid alternativlos ist

Meiner Meinung nach muss sich Real Madrid von Vinícius Jr. trennen, wenn der Verein sich ein letztes bisschen altehrwürdigen Ruf bewahren und zu altem Glanz zurückkehren will.
Enfant terrible Vini Jr
Enfant terrible Vini Jr / Florencia Tan Jun/GettyImages
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Real Madrid thront nach zwölf Spieltagen mit drei Punkten Vorsprung auf den Erzrivalen FC Barcelona an der Tabellenspitze der spanischen La Liga. Auch in der Champions League befinden sich die Königlichen mit drei Siegen aus vier Spielen größtenteils im Soll.

Dennoch gibt es rund um den sportlichen Erfolg einen massiven Brandherd in der spanischen Hauptstadt. Das Dauerthema der angeblichen Spannungen zwischen der mit Stars besetzten Kabine der Madrilenen und Trainer Xabi Alonso trübt das Bild des schillernden Fußballgiganten. Allen voran sorgt offenbar der Brasilianer Vinicius Junior für Kopfzerbrechen - was nichts Neues ist.

Theater um Vini Jr. wird allmählich unerträglich

Das nicht enden wollende Theater um den brasilianischen Offensivstar scheint bei Real Madrid mit zunehmender Zeit zu einem lästigen Geschwür zu werden. Offensichtlich haben die Verantwortlichen nun aber die Nase voll von der dribbelnden Diva und möchten sich nicht länger von ihm auf der Nase herumtanzen lassen.

Scheinbar ist es Vini Jr., der als treibende Kraft in der Kabine gegen Trainer Alonso arbeitet – wohl auch, weil der Ex-Leverkusener nicht vollends von seinem Starspieler überzeugt zu sein scheint und Vini Jr. recht häufig nur begrenzt zum Einsatz bringt. Zumindest scheint der ehemalige Bundesliga-Trainer von Bayer 04 Leverkusen dem Getue seines Starspielers nicht viel abgewinnen zu können. Hinzu kommen die sich seit Monaten hinziehenden Vertragsgespräche, die bisher zu keinem Ergebnis geführt haben.

Die Fronten bei Xabi Alonso und Vini Jr. scheinen sich zunehmend zu verhärten
Die Fronten bei Xabi Alonso und Vini Jr. scheinen sich zunehmend zu verhärten / Michael Regan/GettyImages

Das Fass scheint nun bis zum Überlaufen gefüllt zu sein. Wie der belgische Transferexperte Sacha Tavolieri zuletzt berichtete, soll Real Madrid mittlerweile zu einem Verkauf bereit sein – für ein Preisschild in Höhe von satten 150 Millionen Euro. Für die Königlichen ist ein Verkauf des Brasilianers meiner Meinung nach auch alternativlos und womöglich längst überfällig.

Die dribbelnde Diva beschmutzt das blütenweiße Real-Trikot

Was Vinicius Junior offenbar bis heute nicht verstanden hat, ist, dass niemand größer ist als der Klub und Xabi Alonso zeigt dem Brasilianer gerade Grenzen auf. Die Wohlfühloase Madrid hat nun einen anderen Takt erhalten. Während die Leine unter Carlo Ancelotti noch um einiges länger war, baut Alonso die Königlichen derzeit nach seinen Vorstellungen um.

Bedeutet unter anderem: weniger Zugang für Hinz und Kunz zum Gelände und zur Kabine, mehr Struktur und Teamgeist durch mehr gemeinsame Zeit auf dem Vereinsgelände und mehr Arbeit in Detailbereichen wie zum Beispiel durch intensivere Videoanalysen. Das ist anderswo ganz normal und alltäglich, doch bei Real drückt dem einen oder anderen verwöhnten Schönspieler dabei wohl gehörig der Schuh.

Die Situation um Xabi Alonso und die Real-Stars scheint angespannt
Die Situation um Xabi Alonso und die Real-Stars scheint angespannt / OSCAR DEL POZO/GettyImages

Um ehrlich zu sein, ist man dann bei einem Weltklub wie Real Madrid auch fehl am Platz, denn gerade als Spieler mit dem blütenweißen Trikot auf der Brust ist man quasi dazu verpflichtet, noch mehr zu tun als andere, um das schwere Dress nicht nur mit einer schmalen aber selbstverliebten Hühnerbrust und in Sachen Würde unausgefüllt spazieren zu tragen und sich mit peinlichen Eskapaden in den Vordergrund zu stellen.

Xabi Alonso weiß das wie kein anderer im aktuellen Kader der Königlichen, denn er spielte zu einer Zeit in Madrid, als dort nicht nur große Namen, sondern vor allem auch große Taten zum Tagesgeschäft gehörten - getragen von ehrwürdigen Wertevorstellungen. Was würde ein Cristiano Ronaldo wohl von der vermeintlich begrenzten Arbeitsmoral so manches Madrilenen heutzutage halten?

Peinliche Nebenschauplätze: Immer wieder Vini!

Es ist nicht der erste Schmutzfleck auf einem Trikot, das weißer und schwerer als alle anderen ist. Immer wieder fällt Vini Jr. durch verschiedene Querelen auf und liefert sich bei vielen Spielen eine Peinlichkeit nach der anderen.

Sei es der regelmäßige Versuch, mit einer plumpen Schwalbe etwas zu bewirken, oder sein hochnäsiges Verhalten, wie damals, als er Joshua Kimmich an der Seitenauslinie vorführte und aus einem einfachen Einwurf ein verhaltestechnisches Trauerspiel machte, für das er sich anschließend auch noch feiern ließ. Jüngst sorgte Vini bei der Nullnummer gegen Rayo Vallecano erneut für Wirbel. "Ihr habt bezahlt, um mich zu sehen!", habe er laut Movistar+ den Rayo-Fans zugegrufen.

Auch das eine oder andere Verhöhnen eines Schiedsrichters oder nerviges Gemeckere ist beim Flügelstürmer nicht auszuschließen, sondern gehört beinahe schon regelmäßig zum Spiel des brasilianischen Enfant terrible. Es ist eine ständige Selbstinszenierung - teils unterhalb der Gürtellinie - bei der man einfach nicht mehr zusehen möchte.

Vinis Verhalten gegenüber Joshua Kimmich sagte viel über den Brasilianer aus
Vinis Verhalten gegenüber Joshua Kimmich sagte viel über den Brasilianer aus / David Ramos/GettyImages

Vini-Verhalten ist eines Klubs wie Real Madrid unwürdig!

Ein solches Verhalten mag in einer Hinterhof-Fußballfavela angebracht sein, hat in einem Klub mit der Tragweite und Strahlkraft von Real Madrid jedoch absolut gar nichts zu suchen! Vini Jr. steht in diesem Trikot im Rampenlicht wie kaum jemand anderes - seiner Vorbildfunktion gerade für zahlreiche Nachwuchskicker wird er dabei allerdings nicht wirklich gerecht und schadet damit auch dem gesamten Ruf dieses spanischem Fußballgiganten. Es ist ein mittlerweile untragbares Gesamtpaket von Aussetzern und Peinlichkeiten.

König der peinlichen Gesten: Vini Jr.
König der peinlichen Gesten: Vini Jr. / Diego Souto/GettyImages

Um das blütenweiße Trikot Reals wieder reinzuwaschen, kommt man an einem Verkauf der Dribbel-Diva nicht vorbei. Wenn Real Madrid wieder zu seinem ehrwürdigen und beinahe unantastbaren Ruf zurückkehren will, den Xabi Alonso bereits visionär und mit etwas fußballromantischer Nostalgie versehen wieder aufzubauen versucht, dann müssen sich die Wege zwischen den Madrilenen und Vini Jr. spätestens im kommenden Sommer trennen. Dazu gibt es keine Alternative – vor allem auch, weil Vini Jr. nicht einsichtiger zu werden scheint.

Früher war es so, dass jeder Spieler froh war, das Trikot von Real Madrid tragen zu dürfen. Es galt als die ultimative Ehre auf Vereinsfußballebene - beinahe schon als Ritterschlag. Doch bei Vini Jr. wirkt es beinahe so, als wäre er dem selbstverliebten Größenwahn verfallen und als müsste eher Real Madrid froh sein, einen Spieler wie ihn im Trikot zu haben.

Damit liegt Vini Jr. falsch und dieser Weg führt ihn nun wohl aus der spanischen Hauptstadt hinaus – zu Recht. Damit würde Real dann auch Platz machen für mindestens einen Spieler, der das ehrwürdige Trikot mit etwas mehr Ehrfurcht und Bodenständigkeit tragen würde und auch in seinem Verhalten als Königlicher bezeichnet werden könnte. Anders als Vinicius Junior, der sich selbst zum Hofnarren der Madrider macht und - trotz seiner großen fußballerischen Klasse - damit zahlreichen Fußballfans gehörig auf den sprichwörtlichen Sack geht.


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