Baustelle Davies-Backup: Warum der FC Bayern unbedingt nach Frankreich schauen sollte
Von Oliver Helbig

Die Freude über die Rückkehr von Alphonso Davies nach überstandener Kreuzbandverletzung ist beim FC Bayern München riesengroß. Der pfeilschnelle Kanadier wurde beim Rekordmeister über ein halbes Jahr lang schmerzlich vermisst und konnte in seinen ersten Kurzeinsätzen nach seinem lange ersehnten Comeback kurz vor Jahresende bereits andeuten, welch großer Zugewinn er für das derzeit so erfolgreiche Team von Trainer Vincent Kompany sein kann.
Davies-Ausfall hat eine Schwachstelle der Bayern offenbart
Dennoch haben die letzten Monate auch gezeigt, dass die Bayern-Bosse gut daran täten, mit Blick auf die Zukunft einen angemessenen Backup für die Frohnatur an Land zu ziehen, denn einen passenden Ersatzmann gab es für Davies in den vergangenen Monaten nicht - darüber sollte der derzeitige Erfolg nicht hinwegtäuschen.
Zu häufig musste Trainer Kompany gerade auf der linken Abwehrseite kreativ werden und taktische Zugeständnisse machen, da es in den eigenen Reihen keinen Spieler gab, der die Spielweise und Attribute des Kanadiers auch nur im Ansatz verkörperte.
Mit Konrad Laimer spielte dort teils ein Spieler, der auf der gegenüberliegenden Seite ebenfalls dringend gebraucht wurde. Mit Josip Stanisic durfte ein Eigengewächs Davies vertreten, der seine Stärken sicherlich anderswo hat als auf der linken Außenbahn. Auch Tom Bischof, ein eigentlicher Mittelfeldspieler, spielte diese Rolle zwar ordentlich, dennoch war diese Lösung fern von dem, was die Münchner als Top-Klub aufbieten sollten.
Auch auf lange Sicht dürften alle bisherigen Davies-Vertreter in erster Linie anderweitig benötigt werden, wenngleich jeder diese Rolle ordentlich meisterte. Mit Adam Aznou verließ ein Defensivjuwel den Klub, der von der Verletzung des Kanadiers hätte profitieren können. Der Abgang des 19-Jährigen im Sommer flog ihm letztlich aber gehörig um die Ohren.
FC Bayern sollte Davies-Backup verpflichten!
Es scheint also klar zu sein, dass die Rolle hinter dem Kanadier zu einem Nebenschauplatz auf dem Transfermarkt werden dürfte, denn der Großteil des Kaders ist bestens aufgestellt. Einzig in der Defensive drückt hier und da etwas der Schuh: Die Position hinter Davies und somit auch die Rolle des direkten Herausforderers ist bisher vakant.
Eine spannende Option für den FC Bayern könnte in Frankreich spielen. Mit dem 23-jährigen Quentin Merlin steht dort ein vielversprechender Linksverteidiger unter Vertrag, der seit seinem Wechsel im Sommer bei Stade Rennes spielt. Merlin kam für 13 Millionen Euro von Olympique Marseille und präsentierte sich mit vielversprechenden Ansätzen, die vermutlich bestens in das Konzept von Vincent Kompany passen würden.
Wie Davies pflegt der 19-fache französische U21-Nationalspieler einen dynamischen und offensivlastigen Fußball über die linke Außenbahn. Merlin überzeugt außerdem durch Charakterstärke was ihm die Kapitänsbinde der französischen Auswahl einbrachte und als trickreicher Tempodribbler mit gutem Auge für den Mitspieler in brenzligen Bereichen. Somit könnte er ein interessanter Zulieferer für Torjäger Harry Kane werden und die englische Tormaschine mit reichlich Hereingaben füttern. In 16 Pflichtspielen der laufenden Saison war Merlin für sein Team an fünf Treffern direkt beteiligt, traf einmal selbst und legte vier Treffer auf.
Der 1,74 m große Linksfuß gilt zudem als spielstark und passsicher, was ihm mancherorts schon die Bezeichnung "Spielmacher” einbrachte. Das ist nicht gerade unwesentlich, wenn man an den ballbesitzlastigen Spielstil von Kompany denkt. Doch Merlin bringt noch weitaus mehr mit, was in das Schema des Belgiers passen würde.
Dank seines hohen Tempos und seines beeindruckenden Stellungsspiels glänzt Merlin auch in der Rückwärtsbewegung und beim Spiel gegen den Ball. Diese Attribute würden somit auch die Defensivarbeit der Münchner ergänzen, die sich vornehmlich mit schnellen Ballgewinnen nach eigenen Ballverlusten (Gegenkonter) sowie der Verhinderung von Konterchancen der Gegner beschäftigt.
Stärken:
- spielstark
- passsicher
- hohes Tempo
- gefährliche Hereingaben von Außen
- guter Schuss
- dynamische Läufe
- gutes Stellungsspiel
- stark bei gegnerischen Kontersituationen
Einzig in seinen Zweikämpfen wirkt Merlin teils noch etwas wackelig und nicht robust genug, was aber womöglich auch der überaus physischen Ligue 1 geschuldet ist. Es ist gut vorstellbar, dass der junge Franzose in der spielerisch orientierten Bundesliga noch deutlich besser zurechtkommen würde.
Schwächen:
- physische Robustheit
- ausbaufähiges Zweikampfverhalten
Ein paar Merlin-Highlights im Video:
Quentin Merlin - dieser Mann sollte bei Eberl auf dem Zettel stehen!
Alles in allem wirkt Quentin Merlin wie ein vielversprechendes Gesamtpaket für den FC Bayern, der sich in München unter der Regie von Vincent Kompany seiner Defensivmängel entledigen und sich rasch weiterentwickeln könnte. Sein Vertrag bei Satde Rennes läuft noch bis 2029, der aktuelle Marktwert beläuft sich auf zwölf Millionen Euro.
Positive Erfahrungen mit französischen Außenbahnspielern hat man an der Säbener Straße ja zu Genüge: Man denke nur an Bixente Lizarazu, Willy Sagnol oder Benjamin Pavard.
Einst holten die Münchner mit Willy Sagnol ein unbeschriebenes Blatt aus der Ligue 1 und tätigten damit einen der erfolgreichsten Transfers der letzten Jahrzehnte. Nicht weniger erfolgreich war die Geschichte um Lizarazu der wie Merlin Linksverteidiger war. Warum also nicht ein derartiges Szenario mit Quentin Merlin wiederholen?
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