Watzkes letzte Reise: Eine Ära im deutschen Klassiker geht zu Ende
Von Leonard Schmidt

Wenn Borussia Dortmund am Samstagabend zum Bundesliga-Gipfel in München antritt, ist es für BVB-Boss Hans-Joachim Watzke mehr als nur ein Spiel. Es ist sein letzter Antritt als BVB-Geschäftsführer zum großen Rivalen, der Endpunkt einer Ära, die er entscheidend mitgeprägt hat. "Es ist ein besonderes Spiel für mich, da will ich gar nicht drumherum reden. Und ich würde es ungern verlieren", gestand der 66-Jährige im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.
Von "Giftpfeilen" zum gegenseitigen Respekt
Die Rivalität zwischen dem FC Bayern und dem BVB, wie wir sie heute kennen, ist untrennbar mit der Ära Watzke verbunden. Nach den Dortmunder Meisterschaften 2011 und 2012 entwickelte sich das Duell zum Aushängeschild der Bundesliga. Es war eine Zeit, in der die Konfrontation nicht nur auf dem Platz stattfand. "Früher sind auch mal Giftpfeile hin- und hergeflogen. Da haben wir uns nichts geschenkt", erinnert sich Watzke schmunzelnd an die verbalen Scharmützel, oft mit seinem Pendant Uli Hoeneß.
Diese Reibung ist in den letzten Jahren einem tiefen, gegenseitigen Respekt gewichen. Sportchef Lars Ricken merkte gegenüber der Sport Bild an, dass die Bayern den BVB in der Vorsaison wegen des riesigen 25-Punkte-Abstands kaum noch als Rivalen wahrgenommen hätten. Doch diese Zeiten scheinen wieder vorbei.
Ein Duell auf Augenhöhe als krönender Abschluss
"Man spürt, dass sie uns ernst nehmen."
- Watzke über den FCB (Ruhr Nachrichten)
Vor Watzkes letztem Klassiker ist die sportliche Ausgangslage so spannend wie lange nicht mehr. Beide Teams sind in der Liga noch ungeschlagen, der BVB reist als ernsthafter Herausforderer nach München. Die stabile Entwicklung unter Trainer Niko Kovac, der laut Ricken "abliefert" und sich seine Vertragsverlängerung verdient hat, hat das Selbstvertrauen zurück nach Dortmund gebracht.
Diese neue Stärke ist auch in München nicht unbemerkt geblieben. "Man spürt, dass sie uns ernst nehmen", so Watzke, der von Frotzeleien unter den Nationalspielern berichtete. Das größte Kompliment sei für ihn eine Aussage von Joshua Kimmich gewesen, der einst zugab, dass der BVB die Bayern gezwungen habe, immer stärker zu werden.
Die Zukunft des BVB ist gesichert
Während Watzke im November aus dem operativen Geschäft ausscheidet, sind die Weichen für die Zukunft gestellt. Die sportliche Leitung arbeitet bereits an der langfristigen Bindung von Schlüsselspielern wie Karim Adeyemi und kämpft um die Verlängerung mit dem umworbenen Abwehrchef Nico Schlotterbeck.
Für Watzke selbst ist die Vorfreude auf sein letztes Duell in München riesig. Auch wenn er die Bayern vor Selbstvertrauen "vibrieren" sieht, ist er sich sicher: "Auch wir sind in einer guten Verfassung." Es ist der würdige Abschluss einer Ära, die den deutschen Fußball über ein Jahrzehnt lang geprägt hat.
Nach seinem Rücktritt als Geschäftsführer will Watzke dem Klub ohnehin erhalten bleiben. Die kommenden Klassiker will er dann als BVB-Präsident verfolgen. Vielleicht der Anfang einer neuen Ära...
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