Was die DFB-Männer von der U-21 lernen müssen
Von Leonard Schmidt

Beide deutschen Mannschaften gingen als klare Favoriten in ihre Spiele: Die A-Elf der Deutschen traf auf Luxemburg (FIFA-Rang 97), die U21 auf Malta (Rang 166). Doch während die U21 ab der ersten Minute zeigte, wer das Spiel dominiert, wirkte die A-Mannschaft wie paralysiert. 72 Prozent Ballbesitz, 33:4 Schüsse, strukturiertes Kombinationsspiel und ein taktisch kluges Auflösen des tiefen Blocks – die U21 hatte von Anfang an einen klaren Plan.
Ganz anders die A-Mannschaft: Anstatt das hohe Anlaufen der Luxemburger auszunutzen, ließ sich das Team von Julian Nagelsmann komplett den Rhythmus diktieren. Luxemburg presste phasenweise mit vier Spielern tief in der deutschen Hälfte – ein Geschenk für jede Mannschaft mit Übersicht und Passstärke. Doch Deutschland reagierte hilflos, spielte immer wieder zurück auf Torwart Oliver Baumann und brachte kaum zwingende Kombinationen zustande.
Die Körpersprache: Chef sein oder sich treiben lassen?
Der größte Unterschied zwischen den Teams: Die U21 wirkte von Beginn an wie der Favorit. Schon in der 9. Minute traf Bischof zum 1:0 – ein frühes Zeichen. Danach dominierte das Team mit klarem Fokus, mutigem Spiel durch die Mitte und gezielten Distanzschüssen, um Maltas Block zu knacken.
Die A-Elf hingegen brauchte über eine Halbzeit, um überhaupt in die Partie zu finden. Luxemburg hatte zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere gefährliche Abschlüsse – Deutschland hätte sich über einen Rückstand nicht beschweren dürfen. Erst nach der Pause brachte ein ordentlich gespielter Angriff über Sané und Woltemade die Führung. Und auch danach: wenig Tempo, wenig Spielwitz, kaum Bewegung ohne Ball.
Nicht alles vergleichbar – aber trotzdem bezeichnend
Natürlich sind Luxemburgs A-Elf und Maltas U21 nicht auf Augenhöhe – und natürlich reicht ein Spiel nicht für ein abschließendes Urteil. Doch das Muster wiederholt sich. Die deutsche A-Nationalmannschaft geht mit einem Kaderwert von 802 Millionen Euro in ein Spiel gegen ein Team mit 35 Millionen – und wird vom Elan, der Aggressivität und dem einfachen Offensivwillen des Gegners immer wieder überrascht.
Die U21 hingegen erkennt den Gegner als das, was er ist – ein Team mit Ambitionen, aber ohne logische Chancen auf einen Sieg. Und so tritt man auch auf: mit Zielstrebigkeit, Zusammenspiel, Laufwegen und der Bereitschaft, das Spiel an sich zu reißen. Statt Verunsicherung gibt es klare Abläufe, statt endloser Rückpässe gute Ideen im letzten Drittel.
Was die A-Elf jetzt braucht
Wer gegen einen tiefstehenden oder hochpressenden Gegner agiert, braucht Entscheidungsfreude, Dynamik und Präzision – all das lieferte die U21. Die A-Elf hingegen verzettelt sich zu oft im Halbfeld, Spieler laufen sich selten frei, Kombinationen wirken zufällig. Der Ball läuft nicht, weil kaum jemand den Ball fordert. Und wenn er dann mal kommt, ist der Raum schon wieder dicht.
Von der U21 kann man lernen, wie man sich clever durch eine Formation spielt, wie man Tempo wechselt, Doppelpass anbietet und auch mal aus der Distanz abschließt, statt auf die perfekte Lücke zu warten. Vor allem aber, wie man als Mannschaft auftritt – mit einer Idee, die alle kennen.
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