Upamecano und Schlotterbeck im Check: Wer ist der bessere Bayern-Fit?
Von Dominik Hager

Dayot Upamecano und dessen Berater machen es den Bayern aktuell nicht gerade einfach. Die Forderungen sind wohl enorm und sollen nach dem Friss-oder-stirb-Motto eingegangen sein. Die Münchner könnten die hohen Forderungen erfüllen, nachverhandeln oder eben alternativ voll auf BVB-Star Nico Schlotterbeck gehen. Der deutsche Nationalspieler wirkt in Dortmund nicht mehr so ganz glücklich und könnte offen für einen Wechsel sein.
Doch wer wäre für den FC Bayern der bessere Innenverteidiger?
Pro Schlotterbeck: Spielaufbau und lange Bälle
Bewertet man rein die Passquote, so ist Upamecano mit 92 Prozent angekommener Bälle in der laufenden Bundesliga-Saison vor Schlotterbeck anzusehen, der nur auf 86 Prozent kommt. Der bessere Aufbauspieler ist dennoch der Borusse.
Zum einen ist es für Bayern-Verteidiger viel leichter, eine gute Passstatistik zu haben, weil die Münchner die Spiele kontrollieren und sich die Gegner meist verstecken. Darüber hinaus stehen beim deutschen Rekordmeister allgemein auch die qualitativ hochwertigeren Einzelspieler unter Vertrag. Zum anderen greift Schlotterbeck in Dortmund häufiger zu langen Bällen, bei denen das Risiko eines Fehlpasses größer ist.
Laut Sofascore sind es bei Schlotterbeck 6,6 lange Bälle pro Spiel, während Upamecano nur auf 1,9 kommt. Dabei finden beim Borussen 59 Prozent der Zuspiele einen Mitspieler, beim Münchner nur 45 Prozent. Es gibt kaum einen Verteidiger, der so herausragende lange Diagonalbälle spielen kann wie Schlotterbeck und auch im vertikalen Passspiel stets gute Lösungen findet. Auch diese Komponente würde das Spiel der Bayern dann wohl um ein gefährliches Werkzeug erweitern.
Pro Upamecano: Athletische Überlegenheit
Dayot Upamecano passt mit seiner enormen Athletik exzellent ins Spiel der Bayern unter Vincent Kompany. Der Franzose hat in der laufenden Bundesliga-Saison laut bundesliga.de schon knapp die 34-km/h-Marke übertroffen, während Schlotterbeck auf 33,4 km/h kommt. Zwar gehört auch der deutsche Nationalspieler definitiv zu den schnelleren Innenverteidigern, jedoch paart Upamecano sein Tempo mit enormer Physis.
Der Münchner ist ein wahres Kraftpaket und kann seine Gegner damit schon mal einschüchtern und jedes Duell zu einer äußerst unangenehmen Angelegenheit machen. Schlotterbeck ist zwar sechs Zentimeter größer als Upamecano, spielt aber weniger körperlich und dürfte nicht ganz so der Typ Spieler sein, bei dem ein Stürmer eine direkte Konfrontation mit aller Macht meidet.
Pro Schlotterbeck: Mehr Steigerungspotenzial vorhanden
Schlotterbeck ist ein gutes Jahr jünger als Upamecano. Das ist natürlich kein wirklich bedeutsamer Unterschied, jedoch hat Upamecano genau in diesem Jahr einen enormen Schritt gemacht. Ein solcher wäre Schlotterbeck auch zuzutrauen, gerade wenn man den Hintergrund seines langen verletzungsbedingten Ausfalls bedenkt.
Schlotterbeck ist ähnlich wie Upamecano ein Spieler, der zwar eigentlich alle nötigen Eigenschaften mitbringt, gelegentlich allerdings zu Leichtsinnsfehlern neigt. Upamecano hat sich diesbezüglich verbessert, ist aber gerade in Champions-League-Spielen noch immer nicht frei von kleineren oder auch mal etwas größeren einfachen und unnötigen Fehlern.
Aktuell kann man sagen, dass beide Spieler ähnlich fehlerbehaftet sind. Macht Schlotterbeck hier nochmal einen ähnlichen Fortschritt wie ihn Upamecano gemacht hat, ist er der etwas stabilere Spieler - insbesondere in der Champions League, in der er schon immer tendenziell besser performt hat als in der Liga. Unter dem ehemaligen Weltklasseverteidiger Kompany hätte Schlotterbeck dabei wohl den perfekten Lehrmeister, von dem auch der Franzose schon profitiert hat.
Ohnehin könnte ein Wechsel zum FC Bayern Schlotterbeck nochmal einen Push geben. Bislang hat er noch nicht für einen absoluten Weltklasse-Klub gespielt und auch noch nicht die großen Titel geholt. Auch das Niveau im täglichen Training ist beim FCB nochmal höher und eine Zusammenarbeit mit Kompany hat den wenigsten Spielern geschadet. Upamecano kann sich zwar auch noch in gewissen Belangen steigern, ist aber nach seinem Entwicklungs-Step in den letzten 16 Monaten wohl als relativ fertiger Spieler anzusehen.
Pro Upamecano: Der FC Bayern weiß, was er hat
Es benötigt schon besondere Qualitäten, um als Innenverteidiger beim FC Bayern bestehen und funktionieren zu können. Die Bayern-Verteidiger sind angehalten, enorm hoch zu stehen und permanent in Eins-gegen-Eins-Duellen zu verteidigen. Dabei müssen sie zum Teil enorme Räume abdecken. Man kann mit Sicherheit behaupten, dass der ein oder andere Weltklasse-Verteidiger an dieser Challenge scheitern würde. Bei Upamecano ist das aber nicht im Fall. Der Franzose blüht bei der an den Tag gelegten Spielweise regelrecht auf und bringt regelmäßig starke Leistungen. Bei Upamecano wissen die Bayern, dass sie einen Spieler haben, der im aktuellen System sehr gut funktioniert und eine tragende Säule des Erfolgs darstellt.
Schlotterbeck hat zwar grundsätzlich den nötigen Speed und auch das nötige Stellungsspiel, um ebenfalls mit der Bayern-Spielweise klarkommen zu können, jedoch gibt es dafür natürlich keinen Beweis. Niemand kann mit Gewissheit vorhersagen, dass Schlotterbeck in München funktionieren würde. Generell hat man diese Sicherheit bei Neuzugängen aber eben nie. Der FC Bayern wandelt mit seiner Spielweise auf einem schmalen Grat. Funktioniert ein Rädchen nicht richtig, kann das ganze Konstrukt ins Wanken geraten. Genau deswegen könnte ein Upamecano-Abgang auch so unglaublich schmerzhaft werden.
Vor allem weiß man auch, dass dieser mit Tah harmoniert. Es sei jedoch angemerkt, dass Schlotterbeck immerhin das Zusammenspiel mit Tah aus der Nationalmannschaft kennt. Die beiden konnten in den letzten Länderspielen gegen Luxemburg, die Slowakei und Nordirland jeweils die Null halten und standen nicht gemeinsam beim desaströsen Auftritt in der Slowakei auf dem Platz. Auch beim schwachen Abschneiden in den Nations-League-Finals war Schlotterbeck nicht dabei.
Pro Schlotterbeck: Gehalt wohl deutlich verträglicher
Klar ist, dass auch ein Nico Schlotterbeck beim FC Bayern nicht für ein Spott-Gehalt unterschreibt. Der BVB soll ihm mindestens zehn Millionen Euro bieten und einen Wechsel nach München würde sich der Spieler sicher noch ein wenig besser bezahlen lassen. Dennoch wäre es relativ problemlos, den 26-Jährigen ins Gehaltsgefüge der Münchner zu integrieren. Bei Upamecano gestaltet sich das nicht mehr ganz so einfach. Neben einem Handgeld von 22 Millionen Euro soll er eine Gehalts-Verdoppelung auf 18-20 Millionen Euro pro Jahr fordern. Damit befindet er sich in den obersten Sphären, selbst wenn Harry Kane und Jamal Musiala noch ein wenig mehr erhalten sollen.
Das Problem dabei ist, dass Upamecano eben erst seit gut einem Jahr auf Top-Niveau performt. Zuvor hat der Franzose einige Böcke geschossen und der FC Bayern ihm trotzdem die Treue gehalten. Vor diesem Hintergrund können die Forderungen von Upamecano schon als ein wenig frech angesehen werden und würden bei der Gesundung des Gehaltsgefüges wenig helfen.
Pro Upamecano: Ablöse für Schlotterbeck deutlich höher als Upamecano-Handgeld
In Sachen Ablöse läge der Vorteil natürlich wieder bei Upamecano. Schlotterbeck ist zwar nur noch bis 2027 an den BVB gebunden, dennoch wäre eine ordentliche Summe nötig. Zwar ist schwer zu prophezeien, wie hoch diese wirklich sein könnte, jedoch wird sie mehr als doppelt so hoch wie das wohl geforderte Handgeld von Upamecano (22 Millionen Euro) sein. Wirtschaftlich ist das für den FC Bayern schon bedeutsam, weil eine Nicht-Verlängerung mit Upamecano mit einem ablösefreien Abschied einhergehen würde. Dass man einen solchen gerne vermeiden würde, ist klar.
Fazit:
Schlotterbeck wäre ein sehr guter Upamecano-Ersatz und könnte das Bayern-Spiel mit seinen Fähigkeiten im Spielaufbau definitiv bereichern. Dennoch wäre es für die Münchner noch besser, eine Einigung mit Upamecano zu finden, weil man bei diesem eben weiß, dass er im aktuellen System funktioniert und ein erneut ablösefreier Verlust eines Topspielers extrem bitter wäre. Die aktuell geforderten Konditionen sind aber ein wenig jenseits der Grenze des Vertretbaren.
In einer idealen Welt kommt die Upamecano-Seite den Münchnern noch entgegen, während Schlotterbeck zu einer bezahlbaren Summe zur Verfügung steht. Dann lautet die Frage vielleicht auch nicht mehr "Upamecano oder Schlotterbeck?". Besser wäre es für die Bayern, beide im Kader zu haben und Kim min-jae zu verkaufen, selbst wenn auch der Südkoreaner in dieser Saison nicht schlecht spielt.
Weitere News zum FC Bayern lesen:
feed