Mega-Coup überstrahlt unglückliche Deals: Das Transferzeugnis für den FC Bayern

Die Saison 2024/25 ist vorbei und es ist an der Zeit ein Fazit zu ziehen. Wie gut haben sich die Bayern-Verantwortlichen auf dem Transfermarkt wirklich geschlagen?
Für Michael Olise und Joao Palhinha lief die Debüt-Saison komplett unterschiedlich.
Für Michael Olise und Joao Palhinha lief die Debüt-Saison komplett unterschiedlich. / ANP/GettyImages
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Der FC Bayern wollte eigentlich bereits vor der Saison 2024/25 einen größeren Umbruch verwirklichen. Dazu ist es letztlich aber nicht gekommen, weil einige Verkaufskandidaten wie Serge Gnabry und Leon Goretzka die Münchner nicht verlassen wollten. Dennoch haben die Münchner zwei Transfers jenseits der 50-Millionen-Euro-Marke getätigt.

Wir lassen die Deals aus dem letzten Sommer und Winter Revue passieren und sehen uns an, wie erfolgreich die Verantwortlichen mit den Deals gefahren sind.

Die Bayern-Transfer 2024/25 im Überblick:

Käufe

Verkäufe

Michael Olise (53 Millionen Euro)

Matthijs de Ligt (45 Millionen Euro)

Joao Palhinha (51 Millionen Euro)

Noussair Mazraoui (15 Millionen Euro)

Hiroki Ito (23,5 Millionen Euro)

Malik Tillman (12 Millionen Euro / Kaufklausel)

Jonas Urbig (7 Millionen Euro)

Michael Olise jeden Cent wert

Mit Michael Olise hat der FC Bayern einen echten Coup gelandet. Obwohl der Franzose in der Sommerpause bei den Olympischen Spielen mit dabei war und spät zur Mannschaft stoßen konnte, überzeugte er von Anfang an mit Leistung. In seiner Premieren-Saison verzeichnete er 38 Pflichtspiel-Scorer und war in der Rückrunde der wohl konstanteste und stärkste Bayern-Profi. Der 22-Jährige überzeugt mit einer herausragenden Technik, präzisen Flanken und Pässen sowie scharfen Distanzschüssen. Schon jetzt besitzt Olise einen Marktwert von 80 Millionen Euro, der weiterhin steigen könnte. Mit dem Neuzugang von Crystal Palace haben die Bayern endlich einen Flügelstürmer gefunden, der dauerhaft in die großen Fußstapfen von Robben und Ribery treten kann. Bei Olise hat sich jeder Cent absolut gelohnt.

Joao Palhinha ein teures Missverständnis

Joao Palhinha war nur zwei Millionen Euro günstiger als Michael Olise, spielte sportlich aber nur eine sehr untergeordnete Rolle. Der defensive Mittelfeldspieler scheint nicht zum Fußball zu passen, den Vincent Kompany zu spielen pflegt. Palhinha spielte kaum mal von Anfang an und setzte sich bei seinen wenigen längeren Einsätzen auch nicht so richtig in Szene. Der Portugiese zeigte keine schlechten Leistungen, jedoch blieb der Mehrwert überschaubar. Überraschenderweise durfte er gerade in den großen Spielen in der Champions League überhaupt nicht ran. Bedenkt man, dass Palhinha schon 29 Jahre alt ist, deutet jetzt schon vieles auf eine enorme Fehlkalkulation der Bayern hin. Der Sechser gilt jetzt schon wieder als Verkaufskandidat. 50 Millionen Euro wird man aber nicht mehr erhalten.

Hiroki Ito wird zum Pechvogel der Saison

Eigentlich hätten die Bayern für die 23,5 Millionen Euro in Hiroki Ito einen verlässlichen Verteidiger bekommen, der innen und auf der linken Seite spielen kann. Dies hat der Japaner in seinen wenigen Auftritten auch angedeutet. Ito fehlte allerdings die komplette Hinrunde und musste angesichts einer erneuten Verletzung am lädierten Fuß die Saison bereits Anfang April beenden. Ito könnte nun sogar bis zum Jahresende ausfallen. Pech für Ito und natürlich auch für die Bayern. Aktuell kann niemand so genau sagen, wie sich die Sache entwickelt, jedoch waren die 23,5 Millionen Euro bis jetzt - so hart es klingen mag - verschwendetes Geld.

Urbig unterstreicht sein Talent

Obwohl Jonas Urbig beim 1. FC Köln nur noch auf der Bank saß, entschied sich der FC Bayern, den deutschen U21-Keeper schon im Winter zu sichern. Der Preis von sieben Millionen Euro tut den Münchnern nicht wirklich weh. Dafür haben sie nun einen Torhüter erhalten, der womöglich wirklich das Zeug dazu hat, die Nachfolge von Manuel Neuer anzutreten. Noch lässt sich das unmöglich beurteilen, jedoch waren seine ersten Auftritte im Bayern-Trikot bis auf ein paar Ausnahmen vielversprechend. Falsch gemacht haben die Münchner mit dem Transfer gewiss nichts.


Matthijs de Ligt enttäuscht bei Man United

Ähnlich wie Casemiro, Antony oder Mason Mount hat sich Matthijs de Ligt in die Reihe der United-Neuzugängen einsortiert, die ihre Ablöse nicht rechtfertigen konnten. Insbesondere von den Bayern-Fans gab es angesichts des Verkaufes von de Ligt eine Menge Unverständnis. In Manchester konnte er jedoch nicht zeigen, dass die Bayern mit dem Verkauf einen Fehler gemacht haben. Der Niederländer wackelte häufig und hatte gerade in der Rückrunde viel mit Verletzungen zu kämpfen. Unter dem Strich steht die vielleicht enttäuschendste Profi-Saison seiner Karriere.

Ohnehin hätte de Ligt wohl nicht so ganz zur Spielphilosophie von Vincent Kompany gepasst. Rückblickend kann man also festhalten, dass die Bayern mit dem Verkauf wohl nicht so viel falsch gemacht haben. Es sei jedoch auch daran erinnert, dass de Ligt 23/24 zu den besten Münchnern gehörte. Niemand weiß, welche Figur der Innenverteidiger im Bayern-Trikot abgegeben hätte.

Mazraoui-Verkauf ein Fehler?

Im Gegensatz zu de Ligt hat Noussair Mazraoui eine sehr stabile Saison gezeigt und gehörte definitiv zu den besseren Spielern bei den Red Devils. Bedenkt man, dass die Bayern nur 15 Millionen Euro erhalten haben, kann man den Verkauf nicht für gut befinden. Mazraoui ist wohl durchaus eine Ecke stärker als es die Rechtsverteidiger sind, die in München um den Stammplatz kämpfen. Menschlich scheint Mazraoui beim FC Bayern nie so recht angekommen zu sein, was den Verkauf ein wenig relativiert. Der Markt hat allerdings nur ganz wenige gute Rechtsverteidiger zu bieten. Sportlich hat sich der Verkauf jedenfalls nicht bezahlt gemacht.

Tillman-Abschied ein wenig schmerzhaft

Die PSV Eindhoven zog die bereits im Vorfeld vereinbarte Kaufklausel in Höhe von zwölf Millionen Euro und nahm Tillman im Sommer fest unter Vertrag. Der US-Amerikaner setzte seine starke Entwicklung fort und schaffte 21 Pflichtspiel-Scorer. Zwar hätte Tillman beim FC Bayern wohl kaum Stammplatz-Chancen, jedoch ist die Ablöse von zwölf Millionen Euro schon etwas bitter. Immerhin hat der offensive Mittelfeldspieler inzwischen einen Marktwert in Höhe von 30 Millionen Euro. Die Rückkaufklausel der Bayern soll bei 35 Millionen Euro liegen.


Fazit:

Mit Michael Olise haben die Bayern-Verantwortlichen ein dickes Plus auf der Habenseite. Dieses stellt auch das Minus ein wenig in den Schatten, das man für Palhinha erteilen muss. Hier wäre es sinnvoller gewesen, gemeinsam mit dem Trainer zu beurteilen, ob der Portugiese ins System passt oder nicht. Stand jetzt waren die 51 Millionen Euro viel zu viel. Beim Kauf von Ito kann man den Münchnern hingegen kaum einen Vorwurf machen, da die Verletzungen nicht vorhersehbar waren. Dafür scheinen die Bosse mit Urbig im Winter noch einen starken Deal gelandet zu haben.

Auf der Abgangsseite ist der Verkauf von de Ligt im Nachhinein im Wesentlichen nachvollziehbar. Bei Noussair Mazraoui hat man hingegen einen potenziellen Stammspieler für sehr wenig Geld verloren. Auch bei Tillman hätte man die Kaufklausel etwas höher ansetzen sollen. Wie sich die Sache mit der Tel-Leihe (Kaufklausel bei rund 60 Millionen Euro) entwickelt, bleibt abzuwarten. Angesichts des bärenstarken Olise-Transfers lässt sich über zwei, drei weniger glückliche Aktionen etwas hinwegsehen.

Transfer-Bewertung: 7/10


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