Bericht: So soll Seoane die Gladbach-Kabine verloren haben

Gerardo Seoane ist nicht mehr Chefcoach der Fohlen. Auch, weil der Schweizer offenbar nicht mehr den Rückhalt seiner Mannschaft hatte - aus mehreren Gründen.
Gerardo Seoane ist seinen Job als Fohlen-Coach los
Gerardo Seoane ist seinen Job als Fohlen-Coach los / Helge Prang/GettyImages
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Nach saisonübergreifend zehn Bundesliga-Spielen ohne Sieg und fünf Partien ohne eigenen Treffer war es keine allzu große Überraschung mehr, als Borussia Mönchengladbach am Montagabend die Trennung von Cheftrainer Gerardo Seoane verkündete.

Zu schlecht war am Ende die Bilanz des Schweizers, zu wenig erkennbar die angestrebte nachhaltige Entwicklung der Mannschaft. Innerhalb dieser soll Seoane den Rückhalt von einigen Spielern längst verloren haben. Wie die Bild erfahren haben will, hatte Seoane "Teile der Kabine schon länger nicht mehr hinter sich".

Die Kritikpunkte der Spieler am Trainer: Mangelnde Kommunikation und der Vorwurf, Seoane würde unabhängig der Leistung auf seine Lieblinge setzen.

Weigl & Neuhaus als Beispiele für Seoane-Kritik

Nun ist es keine Überraschung, dass ein Trainer in erfolglosen Zeiten einige Spieler verärgert - vor allem diejenigen, die wenig zum Einsatz kommen. Dass der Schweizer aber gerne an bestimmten Spielern festgehalten hat und andere dagegen links liegen ließ, ist recht offensichtlich. Beste Beispiele sind Julian Weigl und Florian Neuhaus. Weigl spielte bis zu dieser Saison eigentlich immer - auch nach vielen schlechten Spielen. Neuhaus bekam dagegen so gut wie keine Chancen und musste selbst nach guten Leistungen wieder weichen.

In Erinnerung bleibt etwa das 1:1-Heimremis gegen Eintracht Frankfurt am 21. Spieltag der Vorsaison. Neuhaus stand erstmals 24/25 in der Bundesliga-Startelf und überzeugte mit einem guten Auftritt inklusive Torvorlage. Nach dem Spiel ging es dennoch zurück auf die Bank - nur ein einziger weiterer Startelf-Auftritt folgte für den Ex-Nationalspieler.

Zweifel am Leistungsprinzip hinterließ Seoane offenbar auch mit seiner Torhüter-Entscheidung. Auch wenn er in der Vorbereitung den Kampf um die Nummer eins neu ausrief, entschied sich der Schweizer zum Saisonstart dennoch für Moritz Nicolas. Für viele hatte aber Jonas Omlin die etwas bessere Vorbereitung gespielt. Nachvollziehen kann man die Wahl auf Nicolas dennoch - weil das Eigengewächs vor seiner Verletzung konstant starke Leistungen in der Bundesliga gebracht hat, während Omlin häufig unglücklich agierte.

Unstimmigkeiten auch mit Kleindienst

Wie knallhart Seoane sein kann, zeigte sich am Beispiel Weigl zum Start dieser Saison. Der einst Unantastbare war plötzlich außen vor, kein Vize-Kapitän mehr und flog aus dem Mannschaftsrat. Weigl flüchtete deshalb auch nach Saudi-Arabien zu Al-Qadsiah.

Ein weiteres Brennpunkt-Thema in der Beziehung Mannschaft und Trainer soll auch Seoanes Umgang mit Tomas Cvancara gewesen sein. Als die Anführer Tim Kleindienst und Weigl vor dem Spiel gegen Kiel forderten, dass Cvancara aufgrund fehlender Motivation nicht spielen sollte, ignorierte Seoane die Meinung seiner Führungsspieler und setzte auf den Tschechen in die Startelf. Die Fohlen verloren mit 3:4.

Seoane verabschiedet sich mit Stil vom Team

Immerhin: Seoane soll sich mit Stil von seiner Mannschaft verabschiedet haben. Demnach habe er jeden einzelnen Spieler angerufen - auch diejenigen, mit denen das Verhältnis belastet war. Das dürfte insbesondere bei Neuhaus der Fall gewesen sein, der zuletzt bei der 0:4-Packung gegen Werder nicht im Spieltagskader stand. "Eine sportliche Entscheidung", erklärte Seoane hinterher.

Trotz 0:2-Rückstand gegen Werder nach 26 Minuten wartete der Fohlen-Coach bis zur 60. Minute ab, ehe er wechselte. "Ich hatte nicht das Gefühl, dass ein früherer Wechsel der Mannschaft geholfen hätte", erklärte er. Für die Reservisten eine Aussage, die einem Schlag ins Gesicht gleichkommt.

Und für Seoane möglicherweise der letzte Schlag, der die Beziehung zu seiner Mannschaft endgültig kappte - und für sein Aus am Niederrhein sorgte.


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