Serge Gnabry im Aufschwung: Welchen Fehler der FC Bayern nun nicht machen darf
Von Dominik Hager

Es gibt einen Spruch, der besagt: "Eine Fliege macht noch lange keinen Sommer." Allerdings besagt ein anderer: "Totgeglaubte leben länger." Auf Bayern-Star Serge Gnabry treffen gewissermaßen beide zu. Die meisten hatten den 30-Jährigen nach einigen durchwachsenen Jahren bereits abgeschrieben.
Die schwachen Performances im Rahmen der Klub-WM bestätigten die Kritiker, dass eine möglichst schnelle Trennung von Vorteil wäre. Immerhin gehört Gnabry zu den Top-Verdienern. Ein Abschied des 30-Jährigen stand jedoch nie wirklich zur Debatte. Der Triple-Held aus dem Jahr 2020 verdient in München ein üppiges Gehalt - ganz zum Ärger einiger enttäuschten Fans.
Hatte man gedacht, dass sowohl Gnabry als auch die Bayern die Zeit bis 2026 einfach aussitzen und das Beste aus der Situation machen, ehe sich die Wege trennen, ist nun plötzlich wieder alles offen. Der FC Bayern möchte sich im Rahmen der Aufsichtsratssitzung über die Spieler mit auslaufenden Verträgen unterhalten. Zu diesen gehört neben Leon Goretzka, Dayot Upamecano und Manuel Neuer nun mal auch Serge Gnabry. Und dieser scheint wieder konkrete Chancen auf eine längerfristige Zusammenarbeit zu haben.
Gnabry liefert zum Pflichtspiel-Auftakt ab
Die Gründe dafür sind einfach erklärt. Der 30-Jährige performt plötzlich wieder. Nach einem guten Spiel im Supercup gegen Stuttgart folgte sogar ein sehr gutes zum Bundesliga-Auftakt gegen Leipzig. In den beiden Spielen gelangen Gnabry insgesamt drei Assists. Im Anschluss konnte sich der Offensiv-Allrounder, der durch die Verletzung von Jamal Musiala und die Abgänge von Leroy Sané und Kingsley Coman wieder gesetzt ist, kaum vor Lob retten.
Joshua Kimmich bescheinigte Gnabry schon beim Gang in die Kabine eine "außergewöhnliche Leistung" und legte nach dem Spiel im Interview mit Sky nach. "Gerade heute war es sehr, sehr auffällig, dass er extrem wenig Bälle verloren hat, sehr viele sehr schlaue Entscheidungen getroffen hat und immer wieder die Mitspieler in Szene setzen konnte", lobte Kimmich seinen guten Freund.
Gnabry nach vielen Verletzungen wieder fit: Kompany begeistert
Die Ursache für den Gnabry-Aufschwung ist für Max Eberl klar. "Jetzt ist er körperlich da. Er ist bereit, das merkt man", so der Sportvorstand. Ganz ähnlich hatte sich Joshua Kimmich im Vorfeld auch schon geäußert.
Selbst Vincent Kompany zeigte sich begeistert vom Offensiv-Allrounder. "Er hat nicht viele Schwächen", findet der Belgier, der der Meinung ist, dass viele Leute den Spieler unterschätzen. "Man sieht natürlich die Meinung außerhalb, und es gibt unsere Meinung, die Meinung seiner Mitspieler. Es gibt fast keine Highlights ohne Tore oder Vorlagen von Serge, wenn man ehrlich ist", untermauerte der Bayern-Coach Im Rahmen der PK nach dem Leipzig-Spiel. Zwar klingt das ein wenig übertrieben, jedoch ist der Spieler in Form schon eine Scorer-Maschine.
Gnabry kommt Musiala-Position entgegen
Klar ist, dass Gnabry der absolute Gewinner der Vorbereitung ist und sich in einer ganz anderen Position befindet, als man es vor ein paar Wochen oder Monaten erwartet hätte. Entgegen kommt ihm wohl auch seine neue Rolle, etwas zentraler hinter der Spitze.
In den vergangenen Jahren hat Gnabry oft - auch wegen Verletzungen - seine frühere Spritzigkeit vermissen lassen. Der Nationalspieler kam nicht an seinen Gegenspielern vorbei und hatte einen zu weiten Weg zum Tor, um seine Fähigkeiten im Abschluss und im letzten Pass auszuspielen. Als Musiala-Ersatz spielt Gnabry näher am Tor und scheint seine alte Gefährlichkeit wieder gefunden zu haben.
Darum muss der FC Bayern die Füße erstmal still halten
Aus Bayern-Sicht ist es dennoch wichtig, sich nicht zu sehr vom Gnabry-Aufschwung blenden zu lassen. Eine vorschnelle Verlängerung zu attraktiven Konditionen wäre so ziemlich der größte Fehler, den man machen kann. Zum einen sieht man häufig, dass Spieler im letzten Vertragsjahr nach mäßigen Jahren wieder deutlich besser unterwegs sind. Zum anderen sei gesagt, dass Gnabry auch in den vergangenen Saisons immer wieder ganz gut startete und in einer funktionierenden Mannschaft überzeugende Zahlen auflegte.
Nun stellt sich aber auch die Frage, ob Gnabry ein Unterschiedsspieler in den ganz wichtigen Matches sein kann und auch dann vorangeht, wenn es mal nicht so läuft. In seiner absoluten Primetime konnte der Akteur diese Qualität liefern, ob dies aber noch immer so ist, können nur die nächsten Monate zeigen. Ein Top-Auftritt in einer überlegenen Bayern-Mannschaft gegen ziemlich enttäuschende Leipziger beweist noch nicht viel.
Der FC Bayern sollte sich also einfach ein wenig Zeit geben und beobachten, wie sich die Sache entwickelt. Das nächste Formtief oder eine erneute Verletzung können schneller kommen, als man denkt. Mit seinen 30 Jahren ist Gnabry zudem auch kein Junior mehr. Zunächst muss für den FCB die Verlängerung von Dayot Upamecano vorantreiben, der unter Vincent Kompany Leistungen zeigt, die man nicht so schnell ersetzen kann.
Gnabry nicht unersetzbar: Der FC Bayern sollte im Frühjahr entscheiden
Ein Gnabry-Abgang dürfte hingegen deutlich leichter zu kompensieren sein. Mit Lennart Karl schickt sich ein eigenes Talent an und auch auf dem internationalen Transfermarkt tauchen immer wieder neue Namen auf, wie aktuell unter anderem Malick Fofana. Das Beispiel Michael Olise hat ja auch bewiesen, dass es schon von großem Vorteil sein kann, frischen Wind auf dem Flügel zu haben.
Sollte Gnabry allerdings konstant auf einem starken Niveau performen und zu Gehaltskürzungen bereit sein, dürften die Bayern auch - zu Recht - für eine Verlängerung offen sein. Es wird schließlich schon auch seine Gründe geben, warum dieser in der Mannschaft seit Jahren sehr anerkannt ist. Vor Anbruch des Frühjahrs braucht man allerdings keine Verlängerung fix machen, was nicht bedeutet, dass man nicht vorher schon den Austausch zum Spieler suchen kann.
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