Riesentalent Yusuf Demir bei Barça plötzlich außen vor

Für Yusuf Demir läuft es zur Zeit längst nicht mehr so gut wie noch zu Beginn der Saison
Für Yusuf Demir läuft es zur Zeit längst nicht mehr so gut wie noch zu Beginn der Saison / Soccrates Images/GettyImages
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Noch während der Saisonvorbereitung galt Yusuf Demir als ein möglicher neuer Hoffnungsträger beim FC Barcelona. In den letzten Wochen jedoch ist der Stern des Österreichers bei den Azulgrana ebenso schnell gesunken, wie er zunächst aufgegangen war.


Ein paar starke Testspiele (gegen Nastic Tarragona und den VfB Stuttgart) genügten noch vor wenigen Monaten, um die Anhängerschaft der Katalanen glauben zu machen, es mit einem neuen Lionel Messi zu tun zu haben.

Als Demir dann auch noch beim Champions-League-Auftakt gegen die Bayern (0:3) eine halbe Stunde vor Schluss eingewechselt wurde und sich somit zum zweitjüngsten ausländischen Spieler der Klubgeschichte aufschwang, der für die Katalanen in der Königsklasse zum Einsatz kam (jünger war, natürlich, nur Messi), schienen sich alle Vorhersagen tatsächlich zu erfüllen.

Yusuf Demir
Yusuf Demir während seines halbstündigen Champions League-Auftrittes gegen die Bayern. / David Ramos/GettyImages

Doch irgendwann im September muss es "klick" (im negativen Sinn!) gemacht haben beim Österreicher, der vor der Saison von Rapid Wien gegen eine Leihgebühr von 500.000 Euro plus Kaufoption in Höhe von zehn Millionen Euro verpflichtet worden war.

Seit fünf Spielen ohne jegliche Einsatzzeit

Sein letztes Pflichtspiel bestritt Demir bei einem neunminütigen Kurzauftritt gegen die UD Levante am letzten Septemberwochenende. In den fünf wettbewerbsübergreifenden Spielen seitdem (gegen Benfica, Kiew, Atlético, Valencia und Real Madrid) schmorte er hingegen über die vollen 90 Minuten nur auf der Bank.

Natürlich spielten dem 18-Jährigen während der Saisonvorbereitung und zu Beginn der Spielzeit auch die zahlreichen Verletzungen von etablierten Kräften wie Sergio Agüero, Ousmane Dembélé oder Ansu Fati in die Karten.

Und genau diese Spieler kehren jetzt nach und nach wieder zurück in die Disziplin unter Cheftrainer Ronald Koeman. Wahr ist aber auch, dass Koeman den Österreicher schon begann, links liegen zu lassen, als Fati oder Agüero noch nicht wieder einsatzbereit waren.

Und beim vergangenen Clásico gegen Real Madrid setzte der Holländer auf Rechtsverteidiger Sergiño Dest, um die rechte Offensivflanke der Blaugrana zu beleben, und nicht auf den puren Flügelstürmer Demir.

Sergiño Dest
Gegen Real besetzte Rechtsverteidiger Dest - und nicht Demir - den offensiven rechten Flügel der Katalanen / Quality Sport Images/GettyImages

Aus nicht genannten Klubquellen soll es heißen, dass die sportlichen Verantwortlichen mit Demirs Leistungen nicht zufrieden waren, als er in der Liga die Chance dazu bekam. In den Spielen gegen Granada (75 Minuten) und Cádiz (45 Minuten) absolvierte Demir das Gros seiner bisherigen Einsätze.

Beide Partien endeten mit für den Klub enttäuschenden Unentschieden - und Demir scheint als einer der Schuldigen ausgemacht worden zu sein. Eine nicht genannte Stimme aus dem Klub äußerte sich gegenüber der Sport mit folgenden Worten:

"Er ging nicht mehr ins Risiko!"

"Er hat eine starke Vorbereitung hingelegt, aber als die Saison dann losging, konnte er mit dem gestiegenen Druck nicht umgehen. Vorher versuchte er stets das eins gegen eins und er kam an seinem Gegner vorbei. Aber dann hörte er plötzlich damit auf. Er ging nicht mehr ins Risiko, und wenn er angespielt wurde, spielte er meist nur noch kurze Sicherheitspässe."

Freilich befinden wir uns auch erst am Ende des Monats Oktober. Die Saison ist noch lang. Doch zur Zeit scheint der Klub eher nicht mit einer definitiven Verpflichtung des Riesentalents zu planen. Die Zügel in der Hand behält der Klub in dieser Personalie nämlich auf jeden Fall.

Die mit Rapid vereinbarte Kaufoption sieht vor, dass diese greift, wenn Demir in 20 Spielen auf eine Mindesteinsatzzeit von jeweils 45 Minuten kommt. 18 Mal müsste ihm das noch bis zum Saisonende gelingen.

Ob Demir das gelingt, hängt zu einem Gutteil auch von ihm selber ab. Doch grundsätzlich wirft dieses Kapitel mal wieder ein bezeichnendes Schlaglicht auf die irrwitzig schnelllebige Welt des Profi-Fußballs, in der ein Spieler binnen Kurzem vom Hoffnungsträger zum Schuldigen gemacht werden kann.