WM-Qualifikation: Die UEFA-Playoffs mit Österreich und der Schweiz im Überblick

Österreich will sich durch die Playoffs für die WM qualifizieren
Österreich will sich durch die Playoffs für die WM qualifizieren / Harriet Lander/GettyImages
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Die ganz großen Namen sind schon qualifiziert für die WM 2023 in Australien und Neuseeland: Deutschland, die USA und England haben sich etwa bereits einen Platz gesichert. Einige andere müssen aber noch zittern, darunter etwa die Schweiz und Österreich. Heute starten die Playoffs.


Der Modus

Die neun Zweitplatzierten der Qualifikationsgruppen spielen zwei Plätze aus, die zur direkten Teilnahme an der WM berechtigen. Ein weiteres Team qualifiziert sich für die interkontinentalen Playoffs, die restlichen sechs sind raus. Es gibt zwei Playoff-Runden, wobei einige Teams erst in der zweiten Runde einsteigen, weil sie in ihrer Gruppe die meisten Punkte geholt haben. Dieses Jahr sind das die Schweiz, Irland und Island.

Wie auf dem Diagramm zu sehen ist, stehen heute zunächst drei Duelle an: Portugal spielt gegen Belgien, Österreich gegen Schottland und Wales gegen Bosnien und Herzegowina. Die Gewinner des Spiels - ein Rückspiel gibt es nicht - treten dann gegen die Teams mit den besseren Koeffizienten an.

Die Spiele im Überblick

Portugal - Belgien (18 Uhr)

Netherlands v Portugal: Group C - UEFA Women's EURO 2022
Portugal konnte bei der EM einige Achtungserfolge erzielen / Anadolu Agency/GettyImages

Portugal und Belgien traten beide dieses Jahr bei der EM an und konnten einen positiven Eindruck hinterlassen: Portugal, als Underdog in der Gruppe gestartet, dominierte nach frühem Rückstand das Spiel gegen die Schweiz und hätte einen Sieg verdient gehabt. Auch gegen die Niederlande gelang den Ibererinnen eine Aufholjagd, bis die individuelle Klasse von Danielle van de Donk den Unterschied machte. Gegen Schweden gab es dann eine recht deutliche Niederlage, insgesamt aber konnte Portugal ein positives Fazit ziehen: Die Seleccao das Quinas zeigte ihre spielerische Qualität und spielte mutig nach vorne. Das Verteidigen von Standardsituationen ist jedoch die Achillesferse des Teams, die auch Belgien auszunutzen wollen wird.

Portugals Gegnerinnen verfolgten bei der EM einen klassischeren Ansatz für Außenseiter und waren damit sehr erfolgreich: Eine stabile Defensive, gesichert von der überragenden Torhüterin Nicky Evrard, war die Basis des belgischen Spiels. Viele Gegner bissen sich daran die Zähne aus, sodass es Belgien ins Viertelfinale schaffte und dort erst spät das 0:1 gegen Schweden kassierte. Offensiv setzten sie mit Kontern und Standards Nadelstiche, brannten damit aber meist kein Feuerwerk ab. So wird es vermutlich darauf herauslaufen, dass Portugal mehr Ballbesitz-Anteile hat, aber Belgien wird es ihnen nicht leicht machen, klare Chancen zu erarbeiten. Der historische Vergleich ist mit zwei Siegen für Portugal, drei für Belgien und einem Unentschieden recht ausgeglichen.

Das Spiel findet in Portugal statt und wird auf dem belgischen Sender RTBF Auvio übertragen.


Österreich - Schottland (20:35)

Auch in Glasgow wird eine Partie gespielt, bei der es vermutlich recht ausgeglichen zugehen wird. Österreich, daran werden sich deutsche Fans vom EM-Viertelfinale noch erinnern, zeichnet sich durch eine große Lauf- und Kampfbereitschaft sowie ein gutes Mittelfeldpressing aus. Das Team steht im Vordergrund, so das Credo von Trainerin Irene Fuhrmann. Damit machte Österreich auch dem späteren EM-Sieger England in der Gruppenphase das Leben schwer - das Team aus der Alpenrepublik ist schwer zu knacken. Obwohl es keine Stars geben soll, ist Sarah Zadrazil (Bayern München) mit ihrer Ballverteilung eine Schlüsselspielerin. Ob Österreich gewinnt, wird auch davon abhängen, ob sie Stürmerin Nicole Billa besser ins Spiel einbinden können als noch bei der EM.

Schottland ist in vielerlei Hinsicht ein Gegenentwurf zum österreichischen Team. Die Schottinnen haben einige herausragende Spielerinnen, die mit einer einzigen Idee die Partie entscheiden können. Allen voran die offensive Mittelfeldspielerin Caroline Weir, die bei Real Madrid einen fantastischen Saisonstart hingelegt hat und immer für einen "screamer", ein Traumtor, aus der Distanz zu haben ist. Für die schmutzige Arbeit im Mittelfeld ist Erin Cuthbert von Chelsea zuständig, die mit ihrer Kompromisslosigkeit bei den Tacklings, aber auch ihrer Dynamik, eine wichtige Rolle spielt. Aber Schottland ist nicht auf allen Positionen so gut besetzt, besonders in der Verteidigung.

Das ist vielleicht einer Gründe dafür, dass sie seit Jahren nicht wie Österreich die Erwartungen übertreffen, sondern darunter bleiben. Trainer Pedro Martinez Losa, seit 2021 im Amt, konnte sich noch nicht wirklich beweisen. Unter ihm musste Schottland etwa eine schmerzhafte 0:8-Klatsche in der WM-Qualifikation gegen Spanien hinnehmen. Nach der verpassten EM-Teilnahme ist die Sehnsucht nach einem weiteren Turnier in Schottland groß, Losa steht daher schon etwas unter Druck. Der direkte Vergleich spricht aber für sein Team, die bisherigen zwei Aufeinandertreffen konnte Schottland für sich entscheiden.

Das Spiel wird auf BBC Alba übertragen.


Wales - Bosnien und Herzegowina (20:15)

Jessica Fishlock (No.10) of Wales in action during the FIFA...
Jess Fishlock ist eine der wichtigsten Spielerinnen für Wales / SOPA Images/GettyImages

Vermutlich die Playoff-Partie, bei der die Favoritenrolle am klarsten verteilt ist: Wales will im Duell mit Bosnien-Herzegowina einen Sieg erringen, in der FIFA-Weltrangliste stehen sie mehr als 30 Plätze vor ihren Gegnerinnen. Ähnlich wie Schottland kann auch Wales mit einem starken Mittelfeld aufwarten. Star des Teams ist Jess Fishlock, die jüngst mit OL Reign in der amerikanischen Liga den Shield gewann - Reign landete nach der regulären Saison auf dem ersten Platz, bald stehen die Playoffs an. Mit 35 Jahren ist sie allerdings nicht mehr die Jüngste. Auch Sophie Ingle von Chelsea bringt viel Qualität mit, aber im Sturm kann Wales nicht mit den ganz Großen mithalten.

Trotzdem wäre alles andere als ein Sieg eine Enttäuschung für Wales. Bosnien und Herzegowina hatte bei der Qualifikation ein eher leichtes Los und konnte sich dabei vor allem auf die Tore von Leverkusen-Stürmerin Milena Nikolic verlassen. Aktuell ist die Kapitänin aber verletzt, was die Aufgabe nicht einfacher macht. Das Erreichen der Playoffs ist aber schon ein großer Erfolg, Nikolic sagte: "Ich glaube, dass sich mein Team gut auf dieses Spiel vorbereiten und es vor allem genießen wird, denn es ist eines der größten Spiele in unserer Geschichte des Frauenfußballs", sagte sie. "Wir haben ein sehr junges Team, ich bin eine der ältesten, aber viele der Spielerinnen spielen in der Champions League, aber viele spielen auch im Ausland in Norwegen und Portugal. Ich habe versucht, sie zu unterstützen, denn für einige ist es vielleicht das erste Mal auf einer großen Bühne. Aber sie glauben an sich selbst."

Wales kann dabei auf die Unterstützung von mindestens 14500 Fans in Cardiff zählen, ein neuer Rekord.


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