Wird der FC Paris zum neuen PSG?

Thierry Chesnot/Getty Images
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Seit Jahrzehnten herrscht Krieg zwischen den Golfstaaten. Zugegeben: nur im metaphorischen Sinne, denn aufeinander schießen tun sie nicht. Zumindest nicht mit scharfen Waffen. Dafür mit spektakulären Sportevents (WM 2022 in Katar) oder der Sponsorenschaft für Fußball-Klubs.

2011 kaufte die Qatar Sports Investment (unter Staatsführung) praktisch den französischen Spitzenkub Paris St.Germain, der bis dahin ein eher zweitrangiges Dasein in der Ligue1 fristete. Erst zwei Meistertitel (1988 und 1994), neben einigen Pokalerfolgen, standen bis dahin auf der nationalen Trophäenliste. Der größte Erfolg auf internationaler Ebene war bis dahin der Gewinn des Europapokals der Pokalsieger (1996, 1:0 gegen Rapid Wien) gewesen.

PSG seit 2011: National top, international fehlt noch ein Stückchen

Mit dem katarischen Vermögen sollte diese Situation aufgebrochen werden. Und mit dem Scheckheft in der Hand machten sich die neuen Herrscher auch gleich daran, ein neues Super-Team zu formen. Super war die Bilanz zumindest im heimischen Spielbetrieb. Sieben Meisterschaften (2013, 2014, 2015, 2016, 2018, 2019 sowie 2020) waren das logische Resultat dieser nationalen Hegemonie. Nicht ganz so gut verlief es jeweils in der Königsklasse. Dort scheiterten die Pariser - mitunter dramatisch, wie 2017 gegen den FC Barcelona oder 2019 gegen Manchester United - bisher immer bereits vor den Halbfinals. Insgesamt kann man dem Klub aber durchaus eine positive sportliche Entwicklung in den letzten neun Jahren attestieren.

Jetzt steigt auch Nachbar Bahrein via Paris in den Profi-Fußball ein

Das ruft natürlich Nachahmer und neue Konkurrenten auf den Plan. Wie die Fachzeitschrift L'Équipe berichtet, hat nun Katars Nachbar am Golf, das Königreich Bahrein, ebenfalls den Einstieg in den Profifußball gewagt. Für kolportierte 5 Millionen Euro sicherte sich der Golfstaat 20 Prozent der Anteile des französischen Zweitligisten FC Paris. Bekriegen sich bald zwei Schwergewichte in der französischen Hauptstadt?

Gemach, gemach. Denn die finanziellen Dimensionen sind dann noch nicht einfach so miteinander vergleichbar. Während bei PSG und seinen katarischen Eigentümern das Prinzip Kaviarhäppchen regiert, denn nur das beste ist gut genug für den neuen Super-Klub, nimmt es sich beim kleinen Pariser Stadtrivalen doch ein paar Nummern bescheidener aus. Eher wie Baguette mit Camembert. Was auch schon anhand der sportlichen Leistungen der letztjährigen und per Dekret beendeten Liga deutlich wird: nur mit Ach und Krach konnte der FC den Abstieg in die dritte Liga vermeiden.

Doch die Zukunft soll besser werden, als alles bisher Gewesene war. Pierre Ferracci, der mit 77 Prozent weiterhin den Großteil der Aktien des Klubs hält, zeichnet den Weg für die kommenden Jahre auf: "Der sportliche Ehrgeiz des Klubs ist es, mit der Herrenmannschaft in den nächsten drei Jahren in die Ligue1 aufzusteigen." Zuletzt spielte der FC Paris vor über 40 Jahren, in der Saison 1978/79, in der höchsten Spielklasse des Landes. Mit der bahreinischen Kapitalspritze ist nun der erste Schritt in eine neue Ära getan.

Und wer weiß: vielleicht erwächst dem mittlerweile übermächtig gewordenen PSG ja tatsächlich in den kommenden Jahren ein Gegner auf Augenhöhe. Im Sinne eines umkämpften Titelrennens in der Ligue1 wäre dies sicherlich nur zu begrüßen.