Wie wahrscheinlich ist die VAR-Einführung in der Frauen-Bundesliga?

  • Der Frauenfußball wartet auf den VAR
  • Diskussionen nach Spitzenspiel zwischen Frankfurt und Wolfsburg
  • DFB äußert sich
Bei den Männern ist der VAR seit Jahren im Einsatz
Bei den Männern ist der VAR seit Jahren im Einsatz / Sebastian El-Saqqa - firo sportphoto/GettyImages
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Im Männerfußball wird der Video Assistant Referee (VAR) bereits seit mehreren Jahren eingesetzt. Die Schiedsrichterinnen in der Frauen-Bundesliga müssen ohne das Hilfsmittel auskommen - bislang.

Nach dem Spitzenspiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem VfL Wolfsburg (2:4) am vergangenen Sonntag nimmt die Diskussion um den VAR in der Frauen-Bundesliga wieder Fahrt auf. Grund dafür ist eine Fehlentscheidung von Schiedsrichterin Fabienne Michel, die der Eintracht beim Stand von 1:1 einen klaren Strafstoß verwehrte.

In der 35. Minute war SGE-Stürmerin Nicole Anyomi im Sechzehner vor Wolfsburgs Schlussfrau Merle Frohms an den Ball gekommen und von der Torhüterin gefoult worden. Auf den TV-Bildern war das Foulspiel klar zu erkennen, auf dem Platz entschied Schiedsrichterin Michel auf Eckstoß. Nach dem Spiel stellte die Unparteiische im Interview mit dem NDR klar: "Ich habe es mir inzwischen auch angeguckt, und ich muss sagen: Es tut mir leid. Es war eine Fehlentscheidung, ein Wahrnehmungsfehler von mir. Es hätte Strafstoß geben müssen."

Für die Frankfurterinnen besonders bitter: Da Frohms bereits nach neun Minuten einen Elfmeter verursacht hatte, hätte die Torfrau eigentlich Gelb-Rot sehen müssen. Darauf wies auch Eintracht-Coach Niko Arnautis hin: "Aus unserer Perspektive sehr schade. Man kann auch darüber nachdenken, ob man nach einem zweiten Elfer nach Foul noch zu elft auf dem Platz steht." Gleichzeitig erwies sich der 43-Jährige als fairer Verlierer und stellte die Fehlentscheidung nicht in den Mittelpunkt: "Die Entscheidung bei der zweiten Elfmeterszene ist ärgerlich, aber das gehört dazu und das haken wir ab."

"Heute hätte ich mir den VAR gewünscht."

Schiedsrichterin Fabienne Michel

Ganz so schnell wollte Fabienne Michel nicht zur Tagesordnung übergehen. Die Schiedsrichterin, eine der besten ihres Fachs, betonte: "Heute hätte ich mir tatsächlich gewünscht, dass wir den VAR da gehabt und es den Eingriff gegeben hätte."

Wie die Sportschau berichtet, hatte sich Michel bereits vor der Saison bei einem DFB-Termin für den Einsatz des VAR ausgesprochen. "Ich wünsche mir auch für die 3. Liga einen VAR, da er für mich eine Art Rettungsschirm ist, um Fehler in der Spielführung zu vermeiden, wenn ich etwas nicht sehe. Mit dem Vierten Offiziellen haben wir ab der nächsten Saison ein Augenpaar mehr gegen Fehler. Ich verstehe aber auch, dass von vielen für die Romantisierung und Dramatisierung des Spiels der VAR nicht erwünscht ist", erklärte sie seinerzeit. Dabei ging es zwar primär um die 3. Liga der Männer, in der das technische Hilfsmittel aktuell ebenfalls nicht zum Einsatz kommt. Michels Worte lassen sich aber eins zu eins auf die Frauen-Bundesliga übertragen.

VAR-Einführung zu teuer

Nach Informationen von Sportschau und kicker ist eine VAR-Einführung im deutschen Frauenfußball allerdings unwahrscheinlich. Einerseits würde in den meisten Stadien der Frauen-Bundesliga die Infrastruktur fehlen, um die erforderliche Anzahl an Kameras für den VAR zu installieren. Andererseits würden sich die Kosten für den VAR auf mindestens 2,5 Millionen Euro belaufen - eine sechsstellige Investition für jeden der zwölf Bundesligisten, die für die Klubs nicht zu stemmen ist. Der Frauenfußball ist trotz der positiven Entwicklung der letzten Jahre nach wie vor ein Zuschussgeschäft. So machten die Bundesligaklubs etwa in der Saison 2021/22 durchschnittlich einen Verlust in Höhe von 1,5 Millionen Euro, der in der Regel durch die Lizenzvereine, also die Einnahmen aus dem Männerbereich, ausgeglichen wurde.

Dazu passt auch eine Mitteilung des DFB, der am Tag nach der Fehlentscheidung von Frankfurt auf Sportschau-Anfrage erklärte: "Grundsätzlich stehen wir der Prüfung eines VAR-Einsatzes in der Frauen-Bundesliga positiv gegenüber und haben das Thema mittel- bis langfristig auf der Agenda. Aufgrund des komplexen Sachverhaltes, nicht zuletzt wegen der technischen Voraussetzungen und damit einhergehender Kosten, bedarf es allerdings einer detaillierten und umfassenden Betrachtung unter Einbindung aller Stakeholder, um zu einer tragfähigen Entscheidung zu kommen."

Ähnlich klang vor der Saison auch Christine Baitinger, die Sportliche Leiterin der Schiedsrichterinnen beim DFB. "Letztendlich ist damit ein großer Aufwand finanzieller Art verbunden. Der Frauenfußball wird immer professioneller. Wenn die Liga bereit ist, den VAR einzusetzen, dann sind wir auch bereit", sagte Baitinger. Gleichzeitig sprach die 49-Jährige davon, dass die Einführung des VAR im Frauenfußball "eine Frage der Zeit" sei.

Das gilt nicht nur für die deutsche Frauen-Bundesliga, sondern auch für die anderen nationalen Ligen. So müssen beispielsweise die Unparteiischen in der englischen Women's Super League (WSL), die in Europa als das Maß der Dinge gilt, ebenfalls noch ohne das technische Hilfsmittel auskommen. Erst am Wochenende hatte Chelsea-Trainerin Emma Hayes diesen Zustand als "lächerlich" bezeichnet. Als Vorbild bei dem Thema darf derweil die FIFA gelten, die bei der WM im Sommer in die nötige Infrastruktur investiert hatte. So fanden in Australien und Neuseeland alle Spielen mit VAR statt.


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