Wie Alario: Tah will den Konkurrenzkampf bei Bayer Leverkusen annehmen
Von Florian Bajus

Spätestens mit der Verabschiedung der Dreierkette hat Jonathan Tah seinen Stammplatz bei Bayer Leverkusen verloren. Gegenüber dem kicker gibt sich der Innenverteidiger kämpferisch und zieht Parallelen zu Lucas Alario.
Bis zur Saisonunterbrechung im März hat Jonathan Tah so gut wie immer in der Innenverteidigung von Bayer Leverkusen gespielt, sofern er nicht gesperrt oder verletzt war. Das einst vom Hamburger SV verpflichtete Abwehr-Talent entwickelte sich unter'm Bayer-Kreuz zum deutschen Nationalspieler und soll zwischenzeitlich sogar das Interesse von Atlético Madrid geweckt haben, von seinem damaligen Status und den entsprechenden Leistungen ist Tah jedoch ein gutes Stück entfernt.
In der internen Rangordnung hat ihm Edmond Tapsoba längst den Rang hinter Sven Bender abgelaufen. In einer Dreierkette konnte Trainer Peter Bosz seine drei besten Innenverteidiger gemeinsam spielen lassen, doch seit der 2:4-Pleite gegen den FC Bayern am 30. Spieltag der abgelaufenen Saison präferiert der Niederländer eine Formation mit vier Abwehrspielern, in der nur zwei Innenverteidiger spielen - Bender und Tapsoba.
Seit dem Re-Start im Mai hat Tah erst sechs Bundesligaspiele absolviert, in dieser Saison durfte er nur zweimal als Joker eingreifen: Einerseits beim 1:1 gegen RB Leipzig am zweiten Spieltag, andererseits beim 4:2 über den SC Freiburg am Wochenende. Per Kopf erzielte Tah sein fünftes Profi-Tor, es war vermutlich der positivste Lichtblick der vergangenen Wochen.
"Es ist natürlich nicht einfach für mich", sagt er laut kicker über seine derzeitige Situation. "Ich möchte spielen, ich bin Sportler und will immer auf dem Platz stehen und gebe alles dafür im Training. Und vor allem im Spiel kann man sich zeigen. Und zeigen, dass man bereit und da ist. Das habe ich in der Vergangenheit oft gemacht. Genauso werde ich es auch weitermachen."
Parallelen zu Alario
Trotz seiner untergeordneten Rolle will Tah nicht aufgeben und auf seine Chance warten. Eine ähnliche Phase durchlebt Lucas Alario seit seiner Verpflichtung vor drei Jahren, aktuell ist der Argentinier in der Sturmspitze aber wichtiger denn je.
Aufgrund der Verletzung von Neuzugang Patrik Schick ist Alario der einzige verbliebene Stürmer im Kader, erstmals darf er sich wie ein Stammspieler fühlen. Sein Torriecher ist allgemein bekannt, zur Schau stellen konnte er ihn aber meist nur als Joker. In den vergangenen drei Bundesligaspielen spielte der 28-Jährige schließlich von Beginn an - und erzielte fünf Tore. Ohne sein Siegtor in Mainz (1:0) und seinen Zweierpacks gegen Augsburg (3:1) und Freiburg wäre Leverkusen mit sechs Unentschieden in die Saison gestartet, dank ihm rangiert die Mannschaft aber mit zwölf Punkten auf dem vierten Tabellenplatz.
"Er ist gut drauf, er hat Selbstvertrauen - bekommt vielleicht auch mehr Vertrauen als vorher", sagt Tah über seinen Mannschaftskollegen, "deswegen läuft es super." An Alarios sportlichem Aufstieg kann er sich orientieren. Es ist ein Paradebeispiel dafür, dass man den Glauben an sich niemals verlieren darf. Tah wird zwar auf eine weitere Chance warten müssen - aber wenn sie sich ihm bietet, wird er sie nutzen müssen. Dass und wie das geht, hat Alario eindrucksvoll aufgezeigt.