Werder im Abstiegskampf: Die neue Hoffnung heißt Yuya Osako

Findet Werder-Angreifer Osako (30) zurück in die Spur?
Findet Werder-Angreifer Osako (30) zurück in die Spur? / Simon Hofmann/Getty Images
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Yuya Osako avancierte im Pokal vom vielseits kritisierten Buhmann zum Man of the Match - wegen eines einzigen (Traum-)Tores. Brustannahme, quirlige Wendung, dynamischer Volleyabschluss - und zack: 1:0. Reichte für's Halbfinale. Nun soll aus seinem Tief ein langfristiges Hoch gedeihen. From Zero to Hero quasi. Doch findet der 30-Jährige beim weiterhin abstiegsbedrohten SV Werder noch einmal zurück in die Spur?


Die Länderspielpause war für Yuya Osako wahres Balsam für die Seele. Gegen Südkorea und die Mongolei schoss sich der Japaner mit drei Toren und drei Vorlagen den gesamten Frust von der Seele. Am Osterdeich kam er zuvor auf mickrige acht Einsatzminuten in fünf Ligapartien. Bei den Bremer Fans hatte und hat der Angreifer ein hartes Standing. Sein Ausrufezeichen im Nationalhemd sowie das schier überragende Tor gegen Regensburg schenken Hoffnung auf Besserung.

Kohfeldt: "Er wird noch sehr wichtig für uns werden"

Florian Kohfeldt verteidigte sein Sorgenkind bereits in der Vergangenheit ständig und stetig. Der Bremer Übungsleiter glaubt weiter an den Durchbruch seines Schützlings. "Yuya hat schon viele wichtige Tore für Werder geschossen. Und er wird noch sehr wichtig für uns werden." Wichtig, "weil er in der Lage ist, auch selber Tore zu schießen", so Kohfeldt, der anfügte, dass man genau an diesem Themenbereich weiter arbeiten würde.

"Spielerisch ist er einer unserer stärksten Spieler."

Kohfeldt nach dem Pokal-Viertelfinale

Am vergangenen Samstag gab es, vielleicht auch weil RB-Coach Julian Nagelsmann mit einem Einsatz des formstarken Asiaten gerechnet hatte, lediglich sieben Minuten Spielzeit für Osako. Das dürfte sich im Pokal-Halbfinale am 30. April radikal ändern. Auch am Sonntagnachmittag beim wichtigen Ligaspiel gegen den BVB stellt Osako eine absolute Startelf-Option dar.

Osako als Retter in wirkungsloser Offensive?

Denn mit einem formstarken Osako wächst die Hoffnung in der ansonsten häufig wirkungslosen Bremer Offensive. Milot Rashica kam und kommt über die gesamte Spielzeit überhaupt nicht in Fahrt, ist zuweilen aber - gemeinsam mit Romano Schmid - noch die trickreichste und wendigste Kraft im Offensiv-Verbund. Josh Sargent ackert zwar viel, wusste und weiß mit Ausnahme der drei aufeinander gefolgten Spiele (Frankfurt, Köln und Bielefeld) aber nicht, wo das gegnerische Tor steht.

Über die Leistungen von Davie Selke, der sich als absoluter Flop-Transfer entpuppt, muss ebenso wenig gesprochen werden wie über die (noch benötigte) Geduld bei den beiden Youngsters Eren Dinkci und Nick Woltemade. Wobei Letzterer mit einem Außenbandanriss sogar noch einige Spiele ausfällt. Das Licht am Ende des Tunnels könnte somit Osako heißen.

Osako hat gewiss die Technik, er ist ein Virtuose. Es gibt nur wenige Fußballer, die derart gekonnt in den Sechzehner schleichen, eine derart filigrane Drehung an den Tag bringen und derart abgezockt vollstrecken. Dass das nicht aller Tage und auch gewiss nicht gegen jeden Gegner gelingt, sollte aber ebenso klar sein. Mit der angesprochenen Portion Selbstbewusstsein flutscht das Leder dann aber doch einmal etwas entspannter über den Latschen. Das große Manko des Japaners bleibt aber die Physis. Osako wirkt in Zweikämpfen - sofern nicht spielerisch lösbar - nahezu immer unterlegen.

Werder-Angreifer Yuya Osako im Japan-Dress
Konnte bei der Nationalelf eine Menge Selbstbewusstsein tanken: Werder-Angreifer Yuya Osako (30) / Masashi Hara/Getty Images

Bleibt nur zu hoffen, dass Osako das besagte Selbstbewusstsein auch auf seine kommenden Einsätze übertragt und dabei nicht nur sich, sondern die gesamte Mannschaft in den Bann zieht. Denn der größte Fehler am Osterdeich wäre es jetzt, den Kopf in den Sand zu stecken. Werder braucht noch Punkte! Werder braucht noch Tore! Osako kann da helfen. Mit seinem Alter bringt der Japaner die nötige Routine und Erfahrung mit.

Als zentraler Angreifer kann sich Osako in Werders Formation dabei immer wieder aus dem Sturm auf die Zehnerposition fallen lassen. Damit bietet er sich bei eigenem Ballbesitz zwischen der gegnerischen Kette an und steht so auch bei langen Querpässen aus der Verteidigung frei zwischen den Ketten zur Verfügung, kann das Eins-gegen-eins-Duell suchen oder aber (wie in Regensburg) einfach mal abziehen.

Als vorderster Angreifer könnte Osako (gegen Dortmund) die höchste Position des Bremer Angriffsspiels bekleiden. Sargent und Rashica wirbeln entsprechend versetzt neben ihm und suchen vermehrt die Wege in die Tiefe, während Osako bei Ballbesitz nicht etwa in die Rolle des klassischen Stürmers, sondern technisch versierten Zehners bzw. Ballverteilers schlüpft. Verteidigen würden die Hanseaten so entsprechend im 5-2-3.