Werder Bremen: Kohfeldt bleibt Trainer - Baumann übernimmt "Gesamtverantwortung für die Saison"

Wird Werder Bremen auch in der kommenden Saison trainieren: Florian Kohfeldt
Wird Werder Bremen auch in der kommenden Saison trainieren: Florian Kohfeldt / Pool/Getty Images
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Florian Kohfeldt bleibt Trainer von Werder Bremen. Das verkündeten die Verantwortlichen auf der Pressekonferenz am Freitag. Als Hauptursache für die "historisch schlechte Saison" nannte Sportchef Frank Baumann das große Verletzungspech. Gleichzeitig übernahm der 44-Jährige die Verantwortung.

Dank der 0:3-Niederlage von Fortuna Düsseldorf bei Union Berlin und dank zweier Auswärtstore in der Relegation gegen den 1. FC Heidenheim konnte Werder Bremen den Abstieg doch noch verhindern. 31 Punkte hatte die Mannschaft von Florian Kohfeldt über die gesamte Saison gesammelt, bis vor der Saisonunterbrechung schien der Traditionsverein den direkten Abstiegsplätzen nicht mehr zu entkommen. Der Klassenerhalt löste eine riesige Erleichterung aus, doch die Saison 2019/20 wird Konsequenzen nach sich ziehen.

Auf Florian Kohfeldt und Frank Baumann haben diese aber keinen Einfluss, der Trainer und der Sportchef bleiben in ihren Ämtern. "In der personellen Konstellation, wie wir hier sitzen, werden wir weiterarbeiten", verkündete Geschäftsführer Klaus Filbry auf der Pressekonferenz (via Sport1). "Für die vergangene Saison übernehmen wir gemeinsam die Verantwortung."

Bode: Keine Abstimmung über Kohfeldt

Laut Aufsichtsratsboss Marco Bode steht ein enger Spagat bevor. Einerseits dürfe es kein "Weiter so" geben, andererseits dürfe nicht alles auf den Kopf gestellt werden. "Werder muss Werder bleiben", sagte Bode - auch deshalb dürfen Kohfeldt und Baumann weitermachen. "Wir müssen uns treu bleiben, unseren Werten, unserer Philosophie. Wir sind geschlossen zu der Überzeugung gekommen, mit den Erkenntnissen aus der Krisensaison, dass wir mit diesem Führungsteam weiter machen wollen."

Zwar sei "kontrovers und kritisch" über die Besetzung des Trainerpostens diskutiert worden, allerdings habe - anders als von BILD berichtet - nie eine Abstimmung über Kohfeldts Zukunft stattgefunden. "Wir haben immer ein gemeinsames Ergebnis gefunden", sagte Bode.

Baumann macht Verletzungspech verantwortlich: "Hatten etwa 2000 Ausfalltage"

Im Anschluss sprach Baumann von einer "historisch schlechten Saison. Ich übernehme die Gesamtverantwortung für die Saison", so der 44-Jährige. Das schwache Abschneiden hänge hauptsächlich mit den vielen Verletzungen zusammen: "Die Verletzungsseuche war nachweislich die Hauptursache für unsere Probleme. Über die gesamte Saison hatten wir etwa 2000 Ausfalltage." Die Trennung von Chef-Physiotherapeut Uwe Schellhammer und die Versetzung von Athletik-Leiter Axel Dörrfuß in den Nachwuchsbereich hätten allerdings für eine rasche Besserung gesorgt: "Seit unseren Personalentscheidungen im Februar sind nahezu keine Verletzungen mehr dazugekommen", sagte Baumann.

Viele Verletzungen, schwache Leistungen: Sportchef Frank Baumann legte bei der Pressekonferenz den Finger in die Wunde
Viele Verletzungen, schwache Leistungen: Sportchef Frank Baumann legte bei der Pressekonferenz den Finger in die Wunde / DeFodi Images/Getty Images

Mit den vielen Ausfällen gehe auch mangelnde Fitness einher: "Vor der Corona-Pause waren wir im athletischen Bereich nicht wettbewerbsfähig", sagte Baumann. "Da haben die meisten Spieler ihre erste Vorbereitung absolviert. Wir hatten durch die Ausfälle einen Qualitätsverlust zu verzeichnen. Es kam zu taktischen Einschränkungen, auch das Nachlegen während eines Spiels war nicht mehr möglich."

Wirkungslose Neuzugänge, mangelnde Führungsspieler: "Alle Spieler sind hinter den Erwartungen zurückgeblieben"

Extern wurde auch die Kaderplanung kritisiert, die Neuzugänge allein wollte Baumann aber nicht für die ausbleibenden Ergebnisse verantwortlich machen. "Alle Spieler sind hinter den Erwartungen zurückgeblieben", sagte er. "Die Führungsspieler konnten keinen Halt und Stabilität gegeben. Viele Führungsspieler, wenig wirklich dominante Typen. Was uns auch gefehlt hat, ist ein Gegenpol wie Max (Kruse), der dem Trainer mal die Sicht der Mannschaft hinweist."

Auch sei womöglich zu lange am Saisonziel Europa festgehalten worden. "In der Rückschau hätten wir vielleicht auch über die Veränderung des Themas Zielsetzung reden müssen, um die Sinne noch mehr zu schärfen", räumte Baumann ein.

Werder ist zu Verkäufen gezwungen - Veränderungen im Trainer- und Betreuerstab

Im vergangenen Jahr habe man die Mannschaft bis auf Max Kruse zusammenhalten können, in diesem Jahr seien die Verkäufe mehrerer Leistungsträger aber nicht ausgeschlossen. "Das ist finanziell notwendig", sagte Baumann. "Es ist kein Spieler unverkäuflich. Aber wir müssen auch keinen Spieler unter Wert abgeben." Auch im Trainer- und Betreuerstab seien Veränderungen zu erwarten: "Wir werden auch weitere Entscheidungen treffen in den nächsten Wochen."

Kohfeldt räumt Fehler ein: "Getrieben von Ehrgeiz"

Trainer Kohfeldt soll "eine junge, entwicklungsfähige Mannschaft" zur Verfügung gestellt bekommen. Um Fragen nach der Kaderplanung wollte sich der 37-Jährige aber nicht kümmern. "Man darf nicht die Erwartung haben, dass in den nächsten zwei Wochen der Kader steht", sagte Kohfeldt, "wir müssen die Momente abpassen, in dem es die besten Möglichkeiten für uns gibt."

Vordergründig bedankte er sich bei den Verantwortlichen, der Mannschaft und den Fans für das Vertrauen und die Unterstützung in den vergangenen Monaten. "Ich habe auch viele Fehler gemacht in diesem Jahr", sagte Kohfeldt, "Trainingssteuerung und Überbelastung liegt im Endeffekt bei mir. Es war getrieben von einem Ehrgeiz, das athletische Level anzupassen an eine andere Spielweise." Dazu sei die Mannschaft allerdings "nicht bereit" gewesen. Des Weiteren habe er falsche Entscheidungen bei der Personalwahl hinter dem Team getroffen: "Ich wollte maximale Fachkompetenz. Was dabei auf der Strecke blieb, war die Teamfähigkeit."

Trotz einer kräfteraubenden Saison bleibt Kohfeldt im Amt
Trotz einer kräfteraubenden Saison bleibt Kohfeldt im Amt / DeFodi Images/Getty Images

Darüber hinaus erklärte er, keine Bedingungen für einen Verbleib gestellt zu haben. Stattdessen habe man gemeinsam in der Analyse festgestellt, "dass ich der richtige Trainer bin. Ich habe sehr viel Energie und sehr viel Lust, diesen Weg zu gehen." Auch habe er zu keinem Zeitpunkt der Saison an einen Rücktritt gedacht: "Nein, habe ich nicht. Ich habe den vollen Fokus auf die Spiele gerichtet. Das war nicht einfach, das zu schaffen."

"Ein Gespräch mit Frank - und dann war ich eigentlich durch."

Florian Kohfeldt

"Mir war immer klar, dass Florian auch für die neue Saison der richtige Trainer für Werder Bremen ist", sagte Baumann. "Diese Überzeugung haben wir auch am Dienstag Florian gegenüber zum Ausdruck bringen können." Und auch für Kohfeldt war offenbar früh klar, bei welchem Verein seine Zukunft liegt: "Ein Gespräch mit Frank - und dann war ich eigentlich durch."