Werder Bremen: Die Erkenntnisse nach der Niederlage gegen Union Berlin

Im neuen Jahr herrscht wieder Ernüchterung
Im neuen Jahr herrscht wieder Ernüchterung / Cathrin Mueller/Getty Images
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Werder Bremen nahm sich vor, mit einem gelungenen Endspurt in der Hinrunde, früh die Abstiegssorgen etwas zu vergessen. Die Pleite gegen Union Berlin zeigte allerdings, wie tief die Grün-Weißen noch immer im Schlamassel stecken. Die Erkenntnisse nach dem Spiel sind eindeutig.


1. Kaum Präsenz in den Zweikämpfen

Friedl ist das unfreiwillige Symbolbild einer schwachen Abwehrleistung
Friedl ist das unfreiwillige Symbolbild einer schwachen Abwehrleistung / Cathrin Mueller/Getty Images

Der erste negative Eindruck fiel sowohl Spielern als auch dem Trainer schon während des Duells auf. Es fehlte nahezu komplett an der Präsenz in den Zweikämpfen. Sowohl vor den Gegentreffern als auch in der Offensive agierten die Bremer zu zögerlich und ließen fragwürdige Abstände zu ihren Gegenspielern.

Zwar waren die Werderaner physisch komplett unterlegen, als Entschuldigung darf dies aber nicht herangeführt werden. Die Ängstlichkeit ist in dieser Form eine ganz neue Komponente. Gegen einen solchen Gegner ist das Spiel damit früh entschieden.

2. Werder kann den Schwung nicht mitnehmen

Die zwei Siege zum Jahresausklang sind bereits vergessen
Die zwei Siege zum Jahresausklang sind bereits vergessen / Cathrin Mueller/Getty Images

Mit einem knappen Erfolg in der Liga und der souveränen zweiten Pokalrunde schloss Werder das vergangene Fußballjahr ab. Von gesteigertem Selbstvertrauen oder größerem Aufschwung war allerdings nichts zu sehen.

Das macht deutlich, dass der SVW aus den eigenen Erfolgserlebnissen kaum etwas mitnehmen kann. Einzelne Punkte werden am Ende allerdings nicht ausreichen. Neben alle den Details müssen die Norddeutschen wieder lernen, wie man sich von Erfolg zu Erfolg hangeln kann.

3. Offensiver Komplettausfall

Die Bremer sind bemüht, doch das reicht am Ende nicht aus
Die Bremer sind bemüht, doch das reicht am Ende nicht aus / Cathrin Mueller/Getty Images

Kein Bundesligist hatte es gegen die Defensive der Berliner bisher einfach. Doch eine solche Harmlosigkeit rückt selbst den Werder-Angriff in ein noch schlechteres Licht. Von Josh Sargent, Romano Schmid und Yuya Osako kam einfach viel zu wenig.

Weiterhin stellt sich die Frage, wie das Gespann im Angriff überhaupt zusammen überzeugen soll. Die einzelnen Qualitäten ergänzen sich nicht, sondern limitieren den Mitspieler sogar etwas. Zwar macht die Rückkehr von Niclas Füllkrug Hoffnung, doch die Unterstützung der restlichen Angreifer macht weiterhin große Sorgenfalten.

4. Die Konter sind auf der falschen Seite gefährlich

Die eigenen Konter waren mau, die gegnerischen dafür umso gefährlicher
Die eigenen Konter waren mau, die gegnerischen dafür umso gefährlicher / Cathrin Mueller/Getty Images

So mancher Fan wunderte sich beim Heimspiel gegen Union auch darüber, welchen Matchplan Florian Kohfeldt mit seiner Mannschaft wohl verfolgt hatte. Da Bremen mit Ballbesitz überhaupt nichts anfangen kann, wurde wohl wieder das Konterspiel in den Vordergrund gerückt. Gefahr entstand dadurch kaum, auch wenn die Angreifer durchaus Tempovorteile hatten.

Doch entweder fehlte es am richtigen Timing oder der Präzision. Auf der Gegenseite geschah das genaue Gegenteil. Die Grün-Weißen überlagerten im Angriffsspiel eine Seite. Ein leichter Ballverlust rief Unions Angriffs-Duo auf den Plan und sofort entstanden Abschlusssituationen. Die Rückwärtsbewegung ist eine weitere große Baustelle.

5. Groß als Stabilisator, aber auch Lückenreißer

Groß hat trotz seines Status als Reserve-Abräumer die wichtigste Position inne
Groß hat trotz seines Status als Reserve-Abräumer die wichtigste Position inne / Cathrin Mueller/Getty Images

Ein echter Sechser fehlt den Grün-Weißen noch immer. Christian Groß übernimmt diese Aufgaben seit Wochen. Auch wenn er es in seinem Rahmen ordentlich macht, kann er doch nicht die großartige Qualität auf den Platz bringen. Die Rolle sorgt auch dafür, dass ein ständiges Ungleichgewicht herrscht.

Teilt er sich mit Maximilian Eggestein das Mittelfeldzentrum, kann sich der Gegner weit zurückfallen lassen und die Passwege zustellen. Umgekehrt fehlt bei Umschaltsituationen immer wieder ein Mann in der letzten Kette. Agiert Groß als zurückgezogener Innenverteidiger, entsteht eine riesige Lücke im Mittelfeld. Eggestein ist überfordert, der Gegner steht höher und nur die eigenen Pässe im eigenen Drittel werden gefördert. Um dem entgegenzuwirken braucht es eine klare Rollenverteilung, die eine schnelle Systemumstellung trotzdem nicht ausschließt.