Werder Bremen braucht Vernunft - und Kohfeldt auch in Liga 2!

Stuart Franklin/Getty Images
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Es ist nicht zu fassen! Selbst nach wochenlanger Pause fällt Werder Bremen im ersten Spiel in alte Muster zurück. Die sportlichen Totalausfälle werden von den katastrophalen Zahlen begleitet und nur noch von der eigenen Angst überschattet. Der SVW muss zur Vernunft kommen und für die zweite Liga planen.

Ein Trauerspiel in vier Akten: Werders Auftritt gegen Bayer Leverkusen war für die Zuschauer nur schmerzerfüllt zu verfolgen. Die vereinzelt guten Ansätze gerieten schnell in Vergessenheit und spielten am Ende des Abends wohl auch kaum eine Rolle. Wer noch eine Bestandsaufnahme gebraucht hat, ist spätestens jetzt zu dem Schluss gekommen, dass Bremen in dieser Form nicht bundesligatauglich ist.

Zwar erwartete man vor leeren Rängen einen starken Gegner, doch die Schwächen hatten nichts mit der Übermacht der Werkself zu tun. Die komplette Mannschaft leidet am meisten unter sich selbst; keiner scheint sie noch einmal aufrappeln zu können. Nicht einmal Florian Kohfeldt, der aktuell noch einsamer seine Kreise an der Seitenlinie zieht und einfach nicht mehr weiter weiß.

Abstieg mit Umbruch

Wie Werder den Abstieg noch irgendwie verhindern will, steht in den Sternen. Wichtiger ist dagegen schon jetzt der Fokus auf die zweite Liga, die unweigerlich näher rückt. Erste Verträge wurden bereits auf einen Abstieg ausgelegt, auch der Trainer soll gehalten werden. Doch es braucht vor allem ein neues Werder, um schnellstmöglich aus dem Teufelskreis zu entfliehen.

Bremen muss eine Mannschaft aus den jungen Spielern formen
Bremen muss eine Mannschaft aus den jungen Spielern formen / Stuart Franklin/Getty Images

Es werden junge Spieler gebraucht. Unbesonnen und dafür mit Bock auf eine neue Mannschaft, die sich von alten Strukturen lösen muss. Einen Abstieg würde man aus dem Kopf der vielen Leistungsträger kaum noch herausbekommen. Doch viele Youngster könnten das Feuer in Bremen wieder entfachen, so wie es bereits vor etlichen Jahren war.

Bremen braucht ebenso keinen mehr, zu dem man hoch schauen muss. Ein Claudio Pizarro steht vor dem Karriereende. Dagegen sollen junge Neuzugänge wie Felix Agu eine neue Ära gründen. Alles richtig, sollte es zum Abstiegsfall kommen. Mit einer Mannschaft, die das Drumherum vergessen kann und einfach nur Fußball spielen will. Doch die wohl wichtigste Personalie sollte eine der wenigen Konstanten bilden.

Florian Kohfeldt muss bleiben!

Aus dem Verein erhielt Florian Kohfeldt immer wieder Rückendeckung. Das Fan-Lager steht kaum noch hinter dem Übungsleiter. Dabei ist die Krise einfach nicht an ihm festzumachen. Wechselndes Personal, unterschiedlichste Taktiken und die Notverpflichtungen im Winter zeigten, dass selbst die drastischsten Maßnahmen nicht die erhoffte Wende brachten.

Kohfeldt so kurz vor dem Saisonende freizustellen wäre demnach falsch. Falsch, weil niemand sonst seine Mannschaft so sehr in die Pflicht nimmt wie der 37-Jährige. Falsch, weil der engagierte und extrem clevere Fußballlehrer die Probleme kennt und Woche für Woche seine ganze Kraft für diesen Verein investiert. Und vor allem falsch, weil Werder ein großes Stück seiner Familie verlieren würde.

Würde ohne Kohfeldt alles besser sein?
Würde ohne Kohfeldt alles besser sein? / Stuart Franklin/Getty Images

Kohfeldt selbst ist sein ärgster Kritiker. Der Verantwortung, die er seit Monaten für eine ganze Stadt trägt, ist er sich bewusst. Doch anders als die vielen erfolglosen Trainer vor ihm wird er nicht ruhiger, verliert nicht die Motivation weiterhin alles zu probieren. Das einzige, worüber sich Werder wirklich glücklich schätzen kann, ist ein Trainer, der trotz dieses sportlichen Elends nie aufhören würde.

Menschlich war Kohfeldt schon immer ein Großer. Und auch sportlich hat er bewiesen, was aus einer so zerrütteten Mannschaft herauszuholen ist. Der Übungsleiter holte den SVW schon einmal aus der Krise. Wieso hat er dann keine Chance auf einen Neuanfang verdient? Denn diesen wird es definitiv geben - ob in der ersten oder der immer näher rückenden zweiten Liga.

Was man mit Konstanz auf der Trainerposition erreichen kann, zeigt sich im Süden der Republik eindrucksvoll. Dort ist ein gewisser Christian Streich mit dem Sport-Club Freiburg einst auch aus der Bundesliga abgestiegen...