Werder als Spaßverderber der Liga: 5 Erkenntnisse nach dem Remis in Frankfurt

Fünf Spiele unbesiegt: Werder schleicht sich weiter aus der Krise
Fünf Spiele unbesiegt: Werder schleicht sich weiter aus der Krise / Alex Grimm/Getty Images
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Mit dem hart erkämpften 1:1 bei Eintracht Frankfurt führt der SV Werder Bremen seine ungeschlagene Serie von zuvor vier Partien in Folge weiter fort. Den Grund für den starken Saisonauftakt bilden neben der neuen Taktik auch einzelne Akteure des Klubs. 90min präsentiert fünf Erkenntnisse nach dem Auswärtsspiel bei den Adlerträgern.

1. Als Spaßverderber der Liga zum Erfolg

Nicht schön, dennoch effektiv starteten die Bremer in die neue Bundesliga-Spielzeit
Nicht schön, dennoch effektiv starteten die Bremer in die neue Bundesliga-Spielzeit / Alex Grimm/Getty Images

Glorreiche Europapokal-Nächte sowie Torschützenfeste am Bundesliga-Wochenende gehören beim SV Werder längst der Vergangenheit an. Die bittere Realität der letzten Jahre lautet Abstiegskampf. Spätestens seit der vergangenen Seuchensaison dürfte kein einziger Fan am Osterdeich von der Europa League sprechen.

Nichtsdestotrotz kann Cheftrainer Florian Kohfeldt nach sechs Spieltagen zumindest temporär durchschnaufen. Die Formkurve der Bremer lässt sich durchaus sehen: drei Unentschieden, zwei Siege, eine Niederlage. Allzu schönen Fußball legten die Hanseaten dabei zwar nicht aufs Parkett, die nötigen Punkte wurden dennoch eingefahren.

Mit der nötigen Cleverness stibitzen sich die Grün-Weißen nach dem Remis gegen Europa-League-Teilnehmer Hoffenheim auch gegen wuchtige Frankfurter ihr nächstes Pünktchen. Ein Journalist fragte Kohfeldt im Anschluss der Partie gar, ob Werder der neue "Spaßverderber der Liga" sei - eine ziemlich passende Beschreibung für die aktuell äußerst defensiven Bremer.

2. Neue Taktik führt Werder zurück in die Spur

Florian Kohfeldt setzt den Fokus mehr und mehr auf das Defensivverhalten
Florian Kohfeldt setzt den Fokus mehr und mehr auf das Defensivverhalten / Alex Grimm/Getty Images

Dass Werder überhaupt zum Spaßverderber der Liga avanciert, haben die Spieler der veränderten Spielphilosophie ihres Cheftrainers zu verdanken. Das langfristige Ziel, attraktiven Offensivfußball zu spielen, verliere er zwar nicht aus den Augen, dennoch "müssen wir dieses Jahr den Weg andersherum gehen. Wir müssen extrem viel in der Defensive investieren, um da sehr kompakt zu sein und uns auf einzelnen Positionen unterstützen zu können", erklärte Kohfeldt im Anschluss der Partie auf der Pressekonferenz.

"Bremen steht in dieser Saison nicht mehr für den ansehnlichen Kombinationsfußball von früher, sondern konzentriert sich darauf, taktisch diszipliniert aufzutreten", erkannte auch Eintracht-Coach Adi Hütter die Reform seines Gegners. "Das haben sie über 90 Minuten durchgezogen und sich den Punkt somit verdient."

3. Oops! He did it again: Pavlenka rettet Werder-Punkt

Stets wach und konzentriert: Werder-Schlussmann Jiri Pavlenka
Stets wach und konzentriert: Werder-Schlussmann Jiri Pavlenka / Martin Rose/Getty Images

Den Hauptgrund der starken Defensivarbeit bildet Schlussmann Jiri Pavlenka. Der tschechische Keeper ließ in dieser Saison noch rein gar nichts anbrennen, sicherte den Bremern stattdessen häufig die Punkte und war auch in Frankfurt erneut hellwach und stets zur Stelle. So auch in der Nachspielzeit, als Kapitän Niklas Moisander nach einem Luftduell mit Bas Dost den Ball beinahe ins eigene Tore bugsierte.

"Er hat sehr konzentriert gearbeitet und ist in einer sehr guten Verfassung. Sein Spiel mit Ball wird besser", lobte Kohfeldt seinen Torhüter im Anschluss der Partie. Während der 28-Jährige im letzten Jahr zu dieser Zeit eine Formkrise durchlief, bildet er nun die absolute Rückendeckung seines Teams. Positiv fallen nicht nur seine immer besseren Abstöße, sondern insbesondere seine intensivere Kommunikation mit seinen Vordermännern auf - mittlerweile sogar auf Deutsch.

4. Endlich! Sargent ackert nicht nur, sondern belohnt sich auch

Ist der Knoten geplatzt? Josh Sargent mit seinem ersten Ligatreffer dieser Saison
Ist der Knoten geplatzt? Josh Sargent mit seinem ersten Ligatreffer dieser Saison / Alex Grimm/Getty Images

So manch ein Werder-Fan bekam vor dem Schlagabtausch im Frankfurter Deutsche Bank Park ziemlich zittrige Knie. Torgarant Niclas Füllkrug sowie dessen Joker Davie Selke fielen als gelernte Mittelstürmer verletzungsbedingt aus. Lediglich US-Boy Josh Sargent konnte den Job als zentraler Angreifer in der Anfangsformation der Grün-Weißen übernehmen.

Doch der fiel in dieser Saison bis dato noch gar nicht auf. Dabei hatte der Jungspund vor wenigen Wochen noch große Töne gespuckt und das Ziel des vereinsinternen Torjägers ausgesprochen. Sargent arbeite zwar enorm viel, habe sich bisher aber noch nicht belohnt - so die Argumentation der Bremer Verantwortlichen. Das Vertrauen seines Trainers genoss er weiterhin. Eine Startelf ohne Sargent könne er sich gar nicht vorstellen, betonte Kohfeldt bereits vor einigen Wochen.

In der 51. Minute dann die große Erleichterung: Sargent lief nach hervorragender Vorlage von Christian Groß allein auf das Gehäuse von Kevin Trapp zu und behielt die Nerven. Ein abgezockter Abschluss in das kurze Eck beschert den hoffentlich geplatzten Knoten für die kommenden Spiele.

5. Mbom trotz Fehler immer wichtiger

Mit Robustheit und Wille in die Startelf: Jean Manuel Mbom bildet mittlerweile einen festen Bestandteil der Profis
Mit Robustheit und Wille in die Startelf: Jean Manuel Mbom bildet mittlerweile einen festen Bestandteil der Profis / Oliver Hardt/Getty Images

"Was macht der denn da? Der hat doch so viel Zeit!" - So oder so ähnlich dürfte ein jeder Fan den Ballverlust von Youngster Jean Manuel Mbom kommentiert haben. Trotz zuvor weniger Schnitzer kostete genau dieser Fehler den Bremern in Minute 65 den Gegentreffer zum 1:1-Endstand.

Werders Eigengewächs schlug unmittelbar nach der Aktion die Hände über den Kopf zusammen, wusste genau, wer am Gegentor Schuld war und bekam nach Abpfiff der Partie aufmunternde Worte seines Trainers. Dass die Aktion den Deutsch-Kameruner nach hinten werfen wird, glaubt Kohfeldt nicht - eher im Gegenteil.

Mbom arbeitet weiterhin hartnäckig an sich, bringt eine Mentalität an den Tag, den nur wenige Jungprofis heutzutage noch besitzen. Er möchte seinen Traum unbedingt erfüllen und gestandener Bundesligaprofi werden. Mit seiner Variabilität, Abgeklärtheit, Robustheit, Unberechenbarkeit und dem ansonsten starken Zweikampfverhalten zeigen sich gleich fünf Gründe auf, wieso Mbom für Grün-Weiß immer wichtiger wird.