"Wenn ihm eine gute Mannschaft zur Verfügung steht..." - Schneider stärkt Wagner erneut den Rücken

Schalke-Trainer David Wagner ist längst angezählt. Sportvorstand Jochen Schneider stärkt dem 48-Jährigen dennoch den Rücken.
Schalke-Trainer David Wagner ist längst angezählt. Sportvorstand Jochen Schneider stärkt dem 48-Jährigen dennoch den Rücken. / Pool/Getty Images
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Schalke enttäuschte auch an Spieltag Nummer 33. Nach 90 Minuten musste sich Königsblau mit 1:4 gegen den VfL Wolfsburg geschlagen geben, seit unnmehr 15 Bundesligaspielen ist die Mannschaft von David Wagner sieglos. Dennoch hält Sportvorstand Jochen Schneider an seinem Trainer fest. Stattdessen verwies der 49-Jährige gegenüber BILD am Sonntag wieder einmal auf die Personalsorgen. Das ist aber nur eine der vielen Baustellen, die der Verein schließen muss.

Es war am Ende die nächste bittere Pleite für Schalke. 1:4 gegen Wolfsburg, die sechste Niederlage nach dem Re-Start im Mai. Nur zwei Zähler hat die Elf von David Wagner seither geholt, belegt mit 39 Punkten Rang 11. Hätte die 40-Punkte-Regel noch Bestand, wäre Schalke mitten im Abstiegskampf, doch der Klassenerhalt steht bereits seit dem vergangenen Spieltag fest.

Ein Grund zur Freude war der Klassenerhalt aber nicht. Im Gegenteil. Schalke wollte nach der starken Hinrunde um Europa mitspielen, fiel stattdessen aus ungeahnter Höhe und ist bis heute nicht auf dem Boden aufgeprallt. Seit Monaten ist die Kritik dieselbe: Das eigens geschaffene Torwart-Problem, eine wackelige Abwehr, ein ideenloses Offensivspiel und ein harmloser Sturm. Doch statt sich der Kritik anzunehmen, flüchtet Wagner Woche für Woche in Ausreden. Der Kader sei extrem von Verletzungen gebeutelt, seine Spieler würden alles geben - sie könnten nur nicht mehr.

Doch wenn es nicht einmal mehr gelingt, defensiv einigermaßen stabil zu stehen, was dann? 18 Tore hat S04 seit dem Re-Start kassiert, selber nur 5 Mal getroffen. Mehr als ein Tor schoss die Mannschaft letztmals beim 2:0 über Borussia Mönchengladbach am 18. Spieltag - dem letzten Bundesliga-Sieg unter Wagner.

Schneider: Wagner ist "ein guter Trainer", der "eine gute Mannschaft" braucht

Eine Trainerentlassung ist allerdings kein Thema. Sportvorstand Jochen Schneider sprach Wagner vor Wochen eine Job-Garantie für die kommende Saison aus, stärkte dem 48-Jährigen gegenüber BILD am Sonntag erneut den Rücken: "Wagner ist ein guter Trainer. Wenn ihm eine gute Mannschaft zur Verfügung steht, lässt er guten Fußball spielen."

Jochen Schneiders Aussage war mehr als deutlich: Die Misere liegt nicht an Wagner, sondern an den vielen Verletzungen
Jochen Schneiders Aussage war mehr als deutlich: Die Misere liegt nicht an Wagner, sondern an den vielen Verletzungen / MARTIN MEISSNER/Getty Images

Lieber verweist Schneider also auf die Personalsituation: Benjamin Stambouli, Salif Sané, Jean-Clair Todibo und Matija Nastasic fallen allesamt in der Innenverteidigung aus, seit Monaten fehlen Omar Mascarell und Suat Serdar im Mittelfeld, im Angriff müssen Amine Harit und Guido Burgstaller pausieren. Doch schon bevor die Personaldecke dünn wurde, begann Schalke zu schwächeln - nämlich schon zum Ende der Hinrunde.

Neben den vielen Verletzungen ist allerdings auch fraglich, ob die Macher ihrem Trainer zur neuen Saison einen ordentlichen Kader bieten können. Nübel wechselt zum FC Bayern, eine Vertragsverlängerung ist weder bei Stambouli noch bei Daniel Caligiuri in Sicht, und die Leihspieler Juan Miranda, Jonjoe Kenny, Michael Gregoritsch und Todibo können nicht gehalten werden. Insgesamt drohen sieben Abgänge, hinzu kommen möglicherweise Spielerverkäufe, um aus den Transfererlösen das eigene Budget aufzustocken.

Schalke: Ungewisse Zukunft - diese Fragen müssen beantwortet werden

Schalke steuert auf eine düstere Zukunft zu. Das täte der Verein auch ohne Wagner, aber trotzdem ist es kaum vorstellbar, dass der frühere Dortmunder Nachwuchstrainer eine langfristige Zukunft besitzt. "Wir müssen ganz ehrlich sagen, dass Wolfsburg im Moment ein anderes Level ist. Das ist mit dem, wie wir im Moment antreten müssen, nicht auf unserem Niveau", konstatierte er laut kicker nach der Klatsche am Samstag. Die momentane Situation sei "alles andere als angenehm", daraus müsse und wolle man "Lehren ziehen. Wir können es nur selber verändern. Es wird keiner kommen und es für uns verändern."

Die Verantwortlichen müssen mehrere Probleme auf einmal bewältigen: Wie wird der Kader zur neuen Saison aussehen? Wie können derart viele Verletzungen verhindert werden? Welchen Fußball soll die Mannschaft künftig spielen? Letzteres gilt allen voran für Wagner. Er wird eine Spielidee finden müssen, die zum Kader passt und die auch mit seinen Grundzügen einhergeht. Und er wird sich weiterentwickeln müssen. Ansonsten sind Schneiders Worte bald nur noch leere Hülsen.