Vor 10 Jahren: Mit diesen Transfers rettete sich Gladbach vor dem Abstieg
Von Stefan Janssen

Heute ist Borussia Mönchengladbach ein Champions-League-Kandidat, doch im Januar 2011 sah das noch ganz anders aus: Die Fohlen waren Tabellenletzter und die Chancen auf den Klassenerhalt nicht besonders hoch. Im Februar kam dann Lucien Favre und rettete die Mannschaft noch in der Relegation, die Geschichte ist hinlänglich bekannt. Doch wichtig war nicht nur der Trainer, wichtig waren auch die Transfers, die die Gladbacher im Winter schon vor der Ankunft des Schweizers tätigten.
Die Borussia holte Spieler, die alleine schon dadurch, dass sie in dieser Situation nach Gladbach kamen und neuen Wind reinbrachten, einen guten Charakter bewiesen. Drei der vier Neuen kamen aber nicht nur als Retter, sondern blieben länger und läuteten die neue Ära ein, von der Gladbach noch heute profitiert. Es waren kluge Verpflichtungen von den genau richtigen Spielertypen. Vielleicht kann sich der FC Schalke dieser Tage etwas davon abschauen.
1. Martin Stranzl - Ablöse: 800.000 Euro
Nach seiner Zeit bei Spartak Moskau war Martin Stranzl froh, wieder in die Bundesliga zurückzukehren. Der Innenverteidiger entwickelte sich sofort zum Stammspieler und machte alle 17 Rückrundenpartien über die volle Distanz. Was darüber hinaus wichtig war: Stranzl war ein kompromissloser Abwehrrecke mit Führungsqualitäten, der die Defensive stabilisierte und mit seiner Einstellung und seinem Kampfgeist in der schwierigen Zeit voran ging. Nicht umsonst wurde der Österreicher später Kapitän der Fohlen und blieb bis zu seinem Karriereende 2016 am Niederrhein.
2. Mike Hanke - Ablösefrei
Von Hannover 96 kam Mike Hanke nach Mönchengladbach. Anders als Stranzl ein Stürmer, genau wie Stranzl aber ein Kämpfer und einer mit der richtigen Einstellung. "Ich hatte zuvor auch in Wolfsburg zwei Jahre gegen den Abstieg gespielt, für mich ist das also kein Neuland. Ich weiß, was es bedeutet, bin aber noch nie abgestiegen und ich will das auch nicht erleben, deshalb werde ich alles dafür tun, dass wir in der kommenden Saison auch in der 1. Liga spielen", verkündete er bei seiner Vorstellung auf der Homepage der Gladbacher. Dass Hanke kein Knipser war, war vorher klar. Doch sechs Torvorlagen und zumindest ein Tor kurz vor Saisonende gegen Freiburg halfen sehr dabei, am Ende das Ziel zu erreichen. Viel mehr gefordert waren ohnehin seine Erfahrungen im Abstiegskampf und eben sein Charakter. Hanke blieb nach dem Klassenerhalt noch zwei Jahre und erlebte die vielleicht beste Zeit seiner Karriere als fester Bestandteil von "Borussia Barcelona", indem er mit Marco Reus, Juan Arango und Patrick Herrmann zauberte.
3. Havard Nordtveit - Ablösefrei
Beim FC Arsenal schaffte Havard Nordtveit nicht den Durchbruch, bei einer Leihe zum 1. FC Nürnberg hatte der Norweger in der Bundesliga aber schon überzeugt. Gladbach konnte ihn im Winter 2011 schließlich sogar fest verpflichten und holte sich noch einen Spieler mit der richtigen Mentalität und dem nötigen Kampfgeist. "Nordfight" war sich nie zu schade, auch mal einen Gegner wegzugrätschen und im defensiven Mittelfeld sowie in der Abwehr (er kann auch heute noch hinten alles spielen) aufzuräumen. Mit damals 20 Jahren wurde er sofort Stammspieler und setzte mit seinem Einsatzwillen ein gutes Beispiel. Bis 2016 blieb Nordtveit am Niederrhein, ehe er zu West Ham United wechselte und sich endlich den großen Traum von der Premier League erfüllte.
4. Michael Fink - Leihgebühr: 700.000 Euro
Als Leihgabe von Besiktas Istanbul war Michael Fink der einzige der vier Winter-Neuzugänge, der nicht so richtig zündete. In erster Linie sollte er, wie Stranzl und Hanke, Erfahrung für den Abstiegskampf beisteuern und zudem den abgewanderten Michael Bradley ersetzen. Am Ende reichte es aber nur zu sechs Einsätzen, vor allem in der entscheidenden Phase unter Favre spielte er kaum noch eine Rolle. Im Sommer ging er zurück in die Türkei.