Tuchel-Debüt bei Chelsea: Neuer Rekord und "kein Grund für Zweifel"

Thomas Tuchel war sehr zufrieden mit dem Auftritt der Blues
Thomas Tuchel war sehr zufrieden mit dem Auftritt der Blues / Sam Bagnall - AMA/Getty Images
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Die Stamford Bridge ist seit Mittwochabend Tuchel-Territorium. Der neue Blues-Coach stellte mit seinem Team gleich mal einen Premier-League-Rekord auf. Das Ergebnis gegen die Wolves blieb aber ernüchternd. Grund zur Enttäuschung und Zweifel gebe es aber nicht, meinte Tuchel im Anschluss. Er sei sehr glücklich und neugierig, wohin der Weg noch führt.

Thomas Tuchel gab am Mittwochabend sein Debüt auf der Trainerbank des FC Chelsea. Gegner an der Stamford Bridge waren die Wolverhampton Wanderers. Am Ende stand ein torloses Remis.

Viel Zeit hatte der deutsche Trainer nicht, seine Mannschaft auf das Duell mit dem Tabellen-13. der Premier League vorzubereiten. Die Handschrift des 47-Jährigen war dennoch schon zu erkennen: Dominant, mit viel Ballbesitz und taktisch variabel.

"Wenn das unser Beginn war, dann bin ich neugierig, wo wir noch landen."

Thomas Tuchel

Tuchel setzte bei seiner Startelf auf Erfahrung: Hinten rechts verteidigte Ex-Kapitän Azpilicueta, Thiago Silva bildete mit Rüdiger die Innenverteidigung. Ganz vorne bot Tuchel Stürmer-Routinier Giroud auf. Auffällig: Timo Werner saß über 90 Minuten auf der Bank, Kai Havertz blieb die volle Spielzeit auf dem Platz.

Werner ohne Einsatz: Fingerzeig oder dem Gegner geschuldet?

Ein echter Fingerzeig auf künftige Personalentscheidungen war Tuchels erstes Spiel aber nicht. Er selbst sprach vor der Partie von der "unfairsten Aufstellung" seiner Trainerkarriere. Schließlich habe er nur eine Trainingseinheit Zeit gehabt seine neuen Spieler kennenzulernen.

Vor allem Werners Reservistenrolle dürfte viele überrascht haben. Ein genauer Blick auf den Gegner lohnt dabei jedoch: Die Wolves spielen ebenfalls eine enttäuschende Saison, hatten zuletzt einen Negativlauf. Dementsprechend defensiv durfte man sie erwarten und dementsprechend defensiv stellte sich ihr Auftritt im Spiel dar. Räume bot man Chelsea kaum. Gerade für Timo Werner wäre es schwer geworden, Akzente mit seiner Schnelligkeit und seinen Tiefenläufen zu setzen.

Timo Werner musste Tuchels Debüt 90 Minuten von der Bank aus verfolgen
Timo Werner musste Tuchels Debüt 90 Minuten von der Bank aus verfolgen / Catherine Ivill/Getty Images

Tuchel dagegen deutete bereits die Bandbreite seiner taktischen Klaviatur an. Zunächst im 4-2-3-1 agierten die Blues spätestens nach der Pause in einer 3-4-2-1-Formation. Havertz und Ziyech gaben hinter Stoßstürmer Giroud die beiden Zehner. Mehr Durchschlagskraft brachte die Systemumstellung aber nur bedingt. Die Wolves verteidigten gut, Chelsea versuchte vergeblich gefährlich vor das Tor zu kommen.

Ballsichere Blues mit neuem Premier-League-Rekord - aber ohne Durchschlagskraft

Dennoch: die Blues wirkten deutlich ballsicherer als zuletzt, mit einer guten Raumaufteilung auf dem Feld. Ein neuer Premier-League-Rekord unterstreicht den Eindruck. Noch nie spielte ein Team in der ersten Halbzeit so viele erfolgreiche Pässe wie Tuchels Chelsea. 433 Mal fanden die Blues ihren Mitspieler. Seit Beginn dieser Datenerfassung 2003/04 der Höchstwert in Englands Oberhaus. Am Ende des Spiels waren es 820 Pässe, bei einem Ballbesitz von 78,9 Prozent!

"Ich bin gerade in die Kabine gegangen und habe allen gesagt, dass es keinen Platz für Enttäuschung gibt. Es gibt keinen Platz für Zweifel. Im Gegenteil, ich war sehr glücklich mit der Leistung", kommentierte Tuchel im Anschluss der Partie. "Der Einsatz hat gestimmt, die Energie. Wir hatten 16 Balleroberungen im vorderen Drittel. Es ist schade, dass wir keine Unterstützung von den Fans hatten. Sie hätten uns bei vielen Halb-Chancen helfen können, um das entscheidende Tor zu schießen und die Räume etwas mehr zu öffnen", so Tuchel weiter.

Sein Fazit fiel dementsprechend positiv aus - und lässt noch viel Raum nach oben: "Wir haben nie die Intensität verloren. Ich bin sehr glücklich. Wenn das unser Beginn war, dann bin ich neugierig, wo wir noch landen."

Tuchel über Pulisic und Kanté

Tuchel sprach nach der Partie auch über die Spieler seiner Mannschaft. Insbesondere das deutsche Trio, aber auch N'Golo Kanté war ein Thema. Der Franzose konnte am Mittwochabend nicht dabei sein. "Ich habe jahrelang um Kanté gekämpft und auf einmal ist er da", so Tuchel.

Über Kanté in seinem Team freut sich Tuchel ganz besonders
Über Kanté in seinem Team freut sich Tuchel ganz besonders / Shaun Botterill/Getty Images

Mit Christian Pulisic steht dazu ein Spieler im Kader, mit dem Tuchel schon in Dortmund zusammenarbeitete. Er habe dem US-Amerikaner erklärt, dass es unfair sei, dass er nicht von Beginn an spielt. Aber er wisse eben, dass er auch von der Bank viel bringen könne. Bei den anderen Spielern wisse er das noch nicht, so Tuchel. In der 76. Minute wurde Pulisic für Ben Chilwell eingewechselt.

Man darf gespannt sein, wie sich der FC Chelsea unter Tuchel weiter entwickelt. Auf Havertz dürfte er uneingeschränkt setzen, auch Rüdiger scheint sehr gute Karten zu haben. Die Situation bei Timo Werner bleibt ungewiss. Und "Wunschspieler" N'Golo Kanté dürfte in Zukunft wieder eine ganz zentrale Rolle einnehmen.

Thomas Tuchel, auch wir sind alle neugierig, wo der FC Chelsea noch landen wird!