Trainer-Ikone Wenger: Deshalb hat Deutschland ein Stürmer-Problem

Sorgt sich um die deutschen Stürmer: Arsene Wenger
Sorgt sich um die deutschen Stürmer: Arsene Wenger / Boris Streubel/Getty Images
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Seit dem Karriereende von Miroslav Klose fehlt im deutschen Fußball ein klassischer Mittelstürmer auf Spitzenniveau. Arsene Wenger ist darüber verwundert und präsentiert bei BILD einen Lösungsansatz.

Wenn Arsene Wenger über die besten Stürmer in der Geschichte des deutschen Fußballs spricht, gerät der langjährige Trainer des FC Arsenal (1996 - 2018) ins Schwärmen. Ob Gerd Müller, Uwe Seeler, Klaus Fischer, Dieter Müller, Horst Hrubesch, Uli Hoeneß, Jupp Heynckes, Jürgen Grabowski oder Bernd Hölzenbein - der heute 70-Jährige erinnert sich an viele Angreifer, die einst das Licht der Fußballwelt erblickt und im Laufe ihrer Karriere zur Weltspitze gezählt haben.

Umso verwunderter ist er über die heutige Stürmer-Problematik in Deutschland: "Ich erinnere mich an die Zeit, als jeder Klub in Deutschland einen deutschen Stürmer von internationaler Klasse hatte. So etwas existiert heute gar nicht mehr", kritisiert Wenger. Der FIFA-Direktor für globale Fußballförderung schlägt Alarm, sagt, es sei "nicht normal für ein Land, in dem fünf Millionen Menschen Fußball spielen, dass man keine Stürmer mit internationaler Klasse mehr produziert." Robert Lewandowski etwa sei der beste Stürmer beim FC Bayern, Erling Haaland bei Borussia Dortmund und Alassane Plea oder Marcus Thuram bei Borussia Mönchengladbach - ein deutscher Angreifer sei auf diesem Niveau allerdings nicht vorhanden.

Wenger schlägt spezifischeres Training vor

Die Gründe dafür kann Wenger nur erahnen. Seine Vermutung: "Ich glaube, die Jugendakademien haben heutzutage viele gute Passspieler und viele gute Spieler mit einer guten Technik. Aber keiner ist auf eine Position spezialisiert, so wie es früher war." Daher schlägt er ein "positionsspezifisches" Training für Nachwuchsspieler im Alter von 16 bis 21 Jahren vor.

In seiner Rolle als FIFA-Direktor erwägt Arsene Wenger zahlreiche Änderungen im Weltfußball
In seiner Rolle als FIFA-Direktor erwägt Arsene Wenger zahlreiche Änderungen im Weltfußball / Jun Sato/Getty Images

Darüber hinaus empfiehlt er, früh mannorientiert gegen den Ball spielen zu lassen: "In Deutschland wurde Mann gegen Mann, also Manndeckung, gespielt. Daraus lernt man im jungen Alter, dass man den Ball nicht bekommt, wenn man sich nicht bewegt. Wenn man nicht kämpft, gibt’s keine Ballberührung. Daher produziert das System einfach weniger gute Stürmer - und weniger gute Verteidiger. Ich bin überzeugt, dass junge Kinder Manndeckung spielen sollten - für ein Jahr, für ihre Entwicklung."