Das Konglomerat der 12: Bruch mit der Gesellschaft, dem Fußball und der Identität - wer wird der Superliga folgen?

Auch Manchester United will der Superliga beitreten
Auch Manchester United will der Superliga beitreten / Pool/Getty Images
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Am Sonntag wurde bekannt, dass zwölf europäische Top-Clubs den Plan zur Gründung einer Superliga abgesegnet haben. Die Verbände reagierten empört auf diesen Entschluss und kündigten an, diese Vereine aus allen Verbands-Wettbewerben auszuschließen. Und das ist die Geburtsstunde des Konglomerats der 12, die mit allem gebrochen haben, wofür sie, wofür die Fans, wofür dieser Sport steht.


Vorab: eine Moral-Predigt über Profite und Umsatz muss im Fußball niemand mehr halten. Dieser Zug ist abgefahren. Doch die Entscheidung der Gründung einer Superliga hat eine ganz andere Qualität. Jetzt geht es nicht mehr um ungleich verteilte Gelder oder fehlende wirtschaftliche Balancen. Nein, jetzt geht es darum, dass zwölf Vertreter entschieden haben, dass sie besser als alle anderen sind und mehr verdienen sollten.

Und damit sind die Grundidee des Fußballs und die Wertvorstellungen dieses Sports ad absurdum geführt. Und nicht nur das: Vereine wie der FC Liverpool, Manchester United - das sind Arbeiterclubs, die schon immer für den einfachen Menschen da waren, die Fußball-Romantik gelebt haben. Das ist jetzt Geschichte. Die Superliga wird nicht mehr aus Vereinen mit Fans und Emotionen und dergleichen bestehen, sondern mit reichen Menschen, die im gegenseitigen Wettkampf noch reicher werden möchten.

Superliga und Verbandsfußball: Niemand kann in beiden Lagern existieren

Die Entscheidung, sich abzuspalten, wird weitreichende Folgen haben. Spieler, Fans, Trainer, Investoren, Unternehmer - alle, die irgendwie mit dem Fußball verwoben sind, werden sich entscheiden müssen: schließen wir uns dem Konglomerat der 12 an oder bleiben wir bei dem Fußball, wie wir ihn kennen und lieben. Niemand wird in beiden Lagern existieren können, schon gar nicht Fans und Spieler. Nein, mit der Gesellschaft hat die Superliga nichts, nein gar nichts mehr am Hut.

Und auch nicht mit der eigenen Identität. Die wurde mit der Bereitschaft, dieser Liga beizutreten, verkauft. Das Konglomerat der 12 ist die Besatzung der einen Rakete, die es noch gibt und die davonfliegt, während alle anderen auf einem verrottenden Planeten zurückbleiben. Diese zwölf Vereine haben sich dazu entschieden, zu brechen - und ob die Superliga nun kommt oder nicht: so schnell wird ihnen das nicht verziehen werden.

Nicht schnell genug jedenfalls, damit es keinen endgültigen Bruch zwischen der Superliga und den Fußballverbänden gibt, sollte die Liga tatsächlich gegründet werden. Dementsprechend muss sich das Konglomerat der 12 vollkommen selbstständig organisieren und ist darauf angewiesen, dass Fans, Spieler und Investoren den Weg mitgehen. Das harte Statement der Verbände hat bewirkt, dass die Superliga plötzlich ganz alleine dasteht und nicht mehr so sexy ist, wie sich das die feinen Herren vielleicht gedacht haben.

Chance für die Verbände: Lasst den Fußball Fußball sein!

Aus dieser Position heraus wäre es sogar denkbar, dass das Konglomerat der 12 zurückrudert und doch auf die Gründung der Superliga verzichtet. In diesem Fall wurde das Ansehen dieser zwölf Vereine trotzdem massiv beschmutzt und allein das könnte sehr weitreichende Folgen haben. Die daraus resultierende Entfremdung wird nicht wegzudiskutieren sein.

Die Chance, die sich dem Fußball in dieser Situation bietet, ist die Erkenntnis, dass die komplette Fokussierung auf wirtschaftlichen Erfolg dem Sport mehr schaden könnte, als dass er dadurch lukrativer wird. Gerade die Verbände könnten nun einsehen, dass die traditionellen Werte des Fußballs es vielleicht wert sind, auf den ein oder anderen Taler (Stichwort: Conference League, WM- und CL-Reformen, etc.) zu verzichten.

Eines ist sicher: Vieles wird sich ändern. Das hat das Konglomerat der 12 mit ihrer Entscheidung, sich abzugrenzen, bereits bewirkt.