Streit wegen Terminkalender: Rummenigge schmollt - DFB-Vize Koch mahnt!

"Keiner darf aussteigen!" Rainer Koch, DFB-Vizepräsident
"Keiner darf aussteigen!" Rainer Koch, DFB-Vizepräsident / Handout/Getty Images
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Mit der in Corona-Hochzeiten vielfach eingeforderten Solidarität im Fußball-Geschäft ist es so eine Sache. Sie mit Blick auf eine abstrakte Zukunft anzumahnen ist eines - sich ihrer Konsequenzen im Moment ihrer Konkretisierung bewusst zu werden, ein anderes. Wohl nur so ist es zu erklären, dass die erste Reaktion von Bayern Münchens Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge auf die Terminierung der Länderspiele seitens der UEFA Ablehnung war. Solidarität impliziert aber genau das - ein Geben und Nehmen.

Und für manche, zumal für die Großkopferten der Branche, kann es auch bisweilen nur Geben bedeuten. Oder zumindest mehr Geben als Nehmen. Doch genau dann wollen viele auf einmal nichts mehr hören von Zugeständnissen. So wie jetzt Karl-Heinz Rummenigge. Der hatte seinerzeit mindestens zwei Wochen Urlaub für seine Spieler gefordert. Der Rekordmeister wird beim Champions-League-Blitzturnier in Lissabon im besten Fall (dem Finaleinzug) bis zum 23. August gefordert sein. Die Bundesliga soll am 11. September in die Saison 2020/21 starten. Das würde neunzehn Tage Erholung für die Kicker bedeuten.

Doch durch diese Rechnung hat die UEFA nun einen Strich gemacht. Denn schon Anfang September plant sie, die ersten Spiele in der Nations League über die Bühne gehen zu lassen. Die deutsche Nationalelf spielt am 3. September gegen Spanien und muss drei Tage später in der Schweiz antreten. Und es ist nicht davon auszugehen, dass Jogi Löw für diese beiden Spiele auch nur auf einen Spieler verzichten will.

Eine starke Nationalmannschaft sollte im Interesse aller liegen

Wie auch DFB-Vizepräsident Reinhard Koch bestätigt: "Tatsächlich hat die Nations League auch für uns einen hohen sportlichen Stellenwert, allein schon mit Blick auf die WM-Qualifikation 2022, denn es werden Playoff-Plätze über die Nations League vergeben", erklärte er gegenüber der Sportbild.

Ein anderes Ereignis, nämlich die auf nächstes Jahr verschobene EURO 2020, hat Koch auch im Blick: "Man darf in der Diskussion über die Belastung für die Spieler nicht übersehen, dass bis dato in diesem Jahr noch kein einziges Länderspiel stattgefunden hat. Wenn die Nationalmannschaft nach neun Monaten wieder zusammenkommt, ist es für alle ein naheliegendes Ziel, die bestmögliche Mannschaft auf den Platz zu bringen. Angesichts der wenigen Spielmöglichkeiten, die Jogi Löw noch bis zur EM hat, um ein bestmögliches Team zu formen, liegt das doch auf der Hand." Für Karl-Heinz Rummenigge tut es das offenbar nicht.

Karl-Heinz Rummenigge (l.) sind die Länderspiele Anfang September ein Dorn im Auge
Karl-Heinz Rummenigge (l.) sind die Länderspiele Anfang September ein Dorn im Auge / Alexander Hassenstein/Getty Images

Schlechter Stil von Karl-Heinz Rummenigge

Tatsächlich ist es jetzt an den Klubs, den vollmundigen Ansagen nun auch Taten folgen zu lassen. Die UEFA hat mit ihrer Entscheidung, die EURO 2020 um ein Jahr zu verschieben, es schließlich erst möglich gemacht, dass alle nationalen Ligen (die es denn wollten!) ihre unterbrochenen Meisterschaften zu Ende spielen konnten. An zweiter Stelle wurde dann den europäischen Wettbewerben der Raum und die Zeit (Lissabon und Nordrhein-Westfalen im August) zugebilligt, ihre abgebrochenen Pokalwettbewerbe zu beenden. An dritter Stelle sollte dann auch dem Fußball auf Nationalmannschafts-Ebene die Bühne bereitet werden. Sich jetzt wieder in den Schmollwinkel zu verziehen und über mangelnden Urlaub zu klagen, ist schlichtweg eine Frechheit von Rummenigge.

Koch mahnt: "Müssen alle im gemeinsamen Boot bleiben!"

Ohne ihn namentlich zu benennen, dürfte Koch deshalb vor allem auch Rummenigge (und dessen weinerliches Klagen) im Kopf gehabt haben, als er abermals inständig um die Umsetzung der solidarischen Idee bat: "Die Rahmenbedingungen sind für alle schwierig. Ich appelliere daher, dass alle im gemeinsamen Boot bleiben. Keiner darf aussteigen, bloß weil seine Zielhäfen schon angelaufen worden sind."

Einen Versuch, den Terminkalender etwas zu entzerren, hat der DFB bereits mit der späteren Terminierung der ersten Runden des DFB-Pokals unternommen. Aufgrund des Abbruchs der Ligen unterhalb der dritten Liga stehen die 21 Vertreter der Landesverbände noch gar nicht fest. Und werden wohl auch bis September/Oktober nicht feststehen. "Auch für den DFB-Pokal gilt: wir sitzen alle in einem Boot, Profis und Amateure", kommentiert Koch die Plan-Spiele seines Verbandes.

"Dann müssen wir eben mit der ersten Pokalrunde warten, um den Landesverbänden eine Chance zu geben, hoffentlich ab September ihre Teilnehmer zu ermitteln. Klar ist aber auch, dass die erste Runde nicht zu einem so späten Termin stattfinden kann, dass Flutlichtspiele nötig würden."