Sportliche und wirtschaftliche Dominanz: Wer soll den FC Bayern in naher Zukunft schlagen?

Der FC Bayern ist der nationalen Konkurrenz sportlich und finanziell Lichtjahre voraus
Der FC Bayern ist der nationalen Konkurrenz sportlich und finanziell Lichtjahre voraus / Stuart Franklin/Getty Images
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Ungeschlagen wollte Hansi Flick seine erste Halbserie als Cheftrainer des FC Bayern beenden. Seine Spieler folgten dieser Anweisung: Mit 4:0 wurde der VfL Wolfsburg abgefertigt, als Bonus beendeten die Münchner die Saison mit exakt 100 erzielten Toren. Es konnte gar nicht anders kommen. Diese Bayern sind unschlagbar - weil sie sportlich, vor allem aber finanziell Lichtjahre voraus sind.

Will man diese Bayern beschreiben, kommt man nicht um Superlative herum. Sie sind die beste deutsche Mannschaft, derzeit vielleicht sogar die beste Mannschaft Europas. Getrieben werden sie von einem extrem ehrgeizigen Trainer, der selbst nachdem der Titel gesichert war, auf Sieg spielen wollte, der nie erleben wollte, dass seine Mannschaft auch nur ein paar Prozentpunkte nachlässt. Denn noch steht das Pokalfinale am nächsten Samstag auf dem Programm, und im August die Champions League. Die Bundesliga war zum Ende hin das Aufwärmprogramm, in welchem die Münchner ihre Überlegenheit demonstrativ zur Schau gestellt haben.

Hansi Flick hat große Ziele vor Augen. Die Meisterschaft war nur der Anfang.
Hansi Flick hat große Ziele vor Augen. Die Meisterschaft war nur der Anfang. / Stuart Franklin/Getty Images

Diese Rückrunde ist historisch, die beste der Vereinsgeschichte. 49 von 51 möglichen Punkten hat die Flick-Elf geholt. RB Leipzig verlor als einziger Bundesligist nicht gegen diese Bayern, die 54 Tore erzielt und nur 10 Gegentore kassiert haben. 100 Tore haben sie insgesamt in dieser Saison geschossen, Robert Lewandowski hat mit 34 Treffern neue Höhen erreicht, Thomas Müller mit 21 Assists einen Rekord aufgestellt. Über das 4:0 in Wolfsburg konnte die Konkurrenz nur staunen, wie etwa BVB-Keeper Roman Bürki, der nach der eigenen 0:4-Niederlage gegen die TSG Hoffenheim konstatierte, dass seiner Mannschaft das Sieger-Gen fehlt.

Die Bayern spielen längst in ihrer eigenen Liga

Doch wer will oder kann auch mit dem FC Bayern mithalten? Ja, in der Saison 2018/19 hat Dortmund den Titel verspielt, auch in dieser Spielzeit war das Titelrennen lange spannend. Den längsten Atem haben aber die Münchner, weil sie genau zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Entscheidungen treffen - wie die Anstellung von Hansi Flick als Co-Trainer zum 01. Juli 2019 und der Beförderung zum Interims- beziehungsweise Cheftrainer im November - und weil sie, allen voran wegen der Champions League, erheblich mehr Geld einnehmen und investieren können.

Jugend forscht beim FC Bayern - mit Erfolg

Blieb der Erfolg in einer Saison aus, wurde auf dem Transfermarkt zugeschlagen - man erinnere an die Transfersommer 2007 oder 2012 -, seit Jahren aber reicht eine verhaltene Transferpolitik aus, um national zu dominieren. Mittlerweile wird der Fokus auf den Nachwuchs gelegt, der immer mehr Spieler hervorbringt, die bereit für den Profi-Kader sind. Und obendrein steht die U23 an der Tabellenspitze der 3. Liga.

Mamin Sanyang kommt zur neuen Saison aus Hoffenheim, Tanguy Kouassi von PSG. So soll das Spiel der großen Ablösesummen vermieden werden, nötig werden sie aber trotzdem, wenn man in fünf Jahren auch die 13. Meisterschaft in Folge feiern will. Vorhanden ist das Geld allemal. 713 Millionen Euro Umsatz hat der FC Bayern laut den jüngsten Kennzahlen der Deutschen Fußball-Liga (DFL) erwirtschaftet, Erzrivale Borussia Dortmund steht bei rund 476 Millionen Euro. Das Eigenkapital beträgt 497 Millionen Euro, der Jahresüberschuss liegt bei 53,1 Millionen Euro. Diese Zahlen sind unerreicht.

Für einen ausgeglichenen Wettbewerb braucht es Reformen bei der Verteilung der Champions-League-Gelder

Deshalb wird über eine Umverteilung der TV-Gelder debattiert, die DFL allein wird die Dominanz der Bayern aber nicht durchbrechen können. Es ist ein Systemproblem, ausgelöst durch die Verteilung der Fernsehgelder, die die UEFA mit der Champions League erwirtschaftet. In Frankreich ist PSG uneinholbar, in Italien Juventus Turin, und in Spanien tragen Real Madrid und der FC Barcelona seit vielen Jahren ungestört einen Zweikampf um den Titel in La Liga aus. Hin und wieder wackeln die Riesen, sodass Atlético Madrid oder die AS Monaco einst Meister wurden. Das ist aber nur eine absolute Ausnahmeerscheinung.

Will sich ein Verein wirtschaftlich weiterentwickeln, ist die Champions League ein Segen. Borussia Mönchengladbach feierte am Samstagnachmittag ausgelassen den Einzug in die Königsklasse, gegen Hertha BSC standen 20 Millionen Euro standen auf dem Spiel. Auf diese Mehreinnahmen hätte man verzichten müssen, hätte man sich nur für die Europa League qualifiziert.

Auf lange Sicht ist die Champions League allerdings ein Fluch, der die Schere zwischen Arm und Reich stetig vergrößert. Der Fußball zerstört sich von innen, begonnen hat der Prozess vor vielen Jahren. Finden keine Reformen statt, kennen die Fans in Europas Top-Ligen bald nur noch eine Handvoll Meister.