Spanien in der Einzelkritik: Flügelspielerinnen stark, aber dann keine Abnehmerin

Germany v Spain: Group B - UEFA Women's EURO 2022
Germany v Spain: Group B - UEFA Women's EURO 2022 / Anadolu Agency/GettyImages
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Deutschland konnte sich mit 2:0 gegen Spanien durchsetzen, La Roja war aber der erwartet starke Gegner und konnte Deutschland teilweise einschnüren. Besonders eine Außenverteidigerin, eine Mittelfeldspielerin und Linksaußen Mariona Caldentey konnten überzeugen. Unsere Einzelkritik.

Sandra Paños (Torhüterin): 3/10

Paños unterlief in der dritten Minute ein grober Patzer, als sie den Ball Klara Bühl direkt in die Füße spielte. Auf dem Niveau darf so ein Fehler eigentlich nicht passieren, zumal der Treffer Deutschlands Spielplan nützte. Paños hätte den Kopfball von Alexandra Popp noch entschärfen können, wenn sie mittiger positioniert gewesen wäre, im Gewusel der Ecke war es für sie aber auch schwer, den Überblick zu behalten. Sie wurde im Laufe des Spiels nicht mehr wirklich geprüft und konnte sich so auch nicht auszeichnen.

Ona Battle (Rechtsverteidigerin): 7/10

Ein sehr starkes Spiel der 23-jährigen Spielerin von Manchester United. Battle gelangen viele gute Kombinationen mit Sheila Garcia auf der rechten Seite und sie war oft vorne dabei. Zudem war sie passsicher (86% Genauigkeit) und gewann starke 71% ihrer Zweikämpfe.

Irene Paredes (Innenverteidigerin): 5/10

Eigentlich ein gutes Spiel der Innenverteidigerin, die gewohnt zweikampfstark (80% der Boden-Zweikämpfe und 75% der Luft-Zweikämpfe) auftrat und mit dafür sorgte, dass viele deutsche Konter versandeten. Bei einem wusste sie sich gegen Alexandra Popp aber als letzte Verteidigerin nur mit einem Foul zu helfen - eine Aktion, bei der sie sich über die Rote Karte nicht hätte beschweren können. Bei Bühls 1:0 versuchte sie noch, Paños' Fehler auszubügeln, hatte damit aber keinen Erfolg.

Mapi Leon (Innenverteidigerin): 7/10

Paredes' Nebenfrau Mapi Leon ist meist mehr für den Spielaufbau zuständig, die Barcelona-Spielerin ist für ihre präzisen langen Bälle und Flanken aus dem Halbfeld bekannt. Gegen Deutschland gelang das aber nur bedingt, keiner ihrer langen Bälle fand sein Ziel und drei von sieben Flanken kamen an. Dafür gewann sie jedes ihrer Luftduelle und war auch auf dem Boden stark, an den Gegentreffern traf sie keine Schuld.

Leila Ouahabi (Linksverteidigerin): 5/10

Ouahabi machte ein weitestgehend unauffälliges und unaufgeregtes Spiel, brachte sich über außen weniger ein als ihr Pendant auf der anderen Seite. Sie hatte gegen Huth ein paar Mal das Nachsehen, gewann weniger als die Hälfte ihrer Zweikämpfe. Die Linksverteidiger-Position ist bei Spanien eher eine Schwachstelle.

Laia Aleixandri (Mittelfeldspielerin): 6/10

Die Frage, wer neben Guijarro und Bonmati den dritten Mittelfeld-Platz belegen soll, war nach dem Kreuzbandriss von Alexia Putellas offen - aber das ist sie auch jetzt noch. Im ersten Spiel sollte Irene Guerrero sie ersetzen, sie war gegen Finnland aber eher blass. Gegen Deutschland bekam also die defensivere Laia Alexandri eine Chance, womit Guijarro weiter vorne spielte. Sie machte ein solides Spiel und war ballsicher, konnte aber auch mangels Offensivaktionen nicht so richtig Eigenwerbung betreiben.

Patri Guijarro (Mittelfeldspielerin): 8/10

Guijarro war eine der auffälligsten Akteurinnen auf dem Platz und vermutlich die beste Mittelfeldspielerin beider Teams. In einer etwas offensiveren Rolle war sie an vielen Angriffen beteiligt und versuchte sich auch selbst mit zwei Schüssen. Wie gewohnt mit 88% Passgenauigkeit sehr sicher, aber sie ging auch ins Risiko und versuchte einige Schnittstellenpässe. Mit ihrer Dynamik und Übersicht eine Bereicherung für das spanische Spiel.

Aitana Bonmati (Mittelfeldspielerin): 7/10

Bonmati war in der Anfangsphase sehr präsent, hätte fast mit ihrem perfekten Pass auf Lucia Garcia den schnellen Ausgleich eingeleitet. Danach etwas unauffälliger im Spiel nach vorne, riss aber immer noch viele Lücken und war im Pressing sehr aktiv.

Sheila Garcia (Rechtsaußen): 7/10

Eine couragierte Leistung der 25-Jährigen von Atlético Madrid, die Rauch vor einige Probleme stellte. Sie war an vielen Verlagerungen von Spanien beteiligt und ging ein paar mal ins Dribbling, was auch in sechs von sieben Fällen erfolgreich war. Dazu konnte sie mit einer phänomenalen Passquote von 93% ihre Mitspielerinnen in Szene setzen. Es fehlte nur die eigene Torgefahr, die Spanien angesichts des Mittelstürmerinnen-Problems gut getan hätte.

Lucia Garcia (Mittelstürmerin): 4/10

Seit dem Ausfall von Jenni Hermoso sucht Jorge Vilda nach einer neuen Mittelstürmerin, glücklich kann er mit den bisherigen Experimenten noch nicht sein. Weder Esther Gonzalez gegen Finnland noch Lucia Garcia gegen Deutschland konnten überzeugen, weitere Alternativen wären Claudia Pina oder Amaiur Sarriegi. Garcia vergab in der 10. Minute eine Großchance und tauchte danach ab, hatte bis zu ihrer Einwechslung in der 62. Minute nur 14 magere Ballkontakte.

Mariona Caldentey (Rechtsaußen): 8/10

Mariona Caldentey zeigte gegen Deutschland ihre ganze Klasse. Die Barcelona-Spielerin ist technisch sehr versiert und beschränkt sich nicht auf das typische Spiel einer Flügelspielerin von außen, sondern unterstützt immer wieder das Mittelfeld und sucht von dort die Pässe in die Tiefe. Sie bewies auch mit ihrem Torschuss in der 71. Minute, dass sie selbst für Torgefahr sorgen kann. Ihre 96 Ballberührungen zeigen schon, wie sehr sie in das Spiel eingebunden war.

Einwechselspielerinnen:

Claudia Pina (62., für Lucia Garcia, ohne Bewertung)

Pina bekam in der zweiten Hälfte noch die Chance, es besser zu machen als Lucia Garcia. Das 20-jährige Talent von Barcelona fügte sich gut in das spanische Spiel ein, kam auf fast genauso viele Ballkontakte wie Garcia. Nur mit der Torgefahr wollte es auch bei ihr nicht klappen, brachte keinen Schuss auf den Kasten von Frohms.

Marta Cardona (70., für Aleixandri, ohne Bewertung)

Ziemlich unauffällig, erledigte ihre Aufgabe zuverlässig und spielte keinen Fehlpass, aber auch keinen besonders gefährlichen nach vorne.

Athenea del Castillo (70., für Sheila Garcia, ohne Bewertung)

Del Castillo war weiter außen positioniert als Sheila Garcia und dementsprechend bei weniger spanischen Angriffen dabei. Sie kam in den zwanzig Minuten nur fünfmal an den Ball und konnte keinen Pass zu einer Mitspielerin bringen - wenig Grund für Vilda, sie gegen Dänemark in die Startelf zu beordern.

Irene Guerrero (80., für Mariona Caldentey, ohne Bewertung)

Sie konnte in den letzten Minuten nicht mehr viele Impulse setzen. Die Levante-Spielerin kam immerhin zu einem Abschluss, der aber geblockt wurde.


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