Sorgen vor Ungereimtheiten bei der Ausgliederung des VfB Stuttgart

Der VfB Spielt seit diesem Jahr wieder in der Bundesliga
Der VfB Spielt seit diesem Jahr wieder in der Bundesliga / Christian Kaspar-Bartke/Getty Images
facebooktwitterreddit

Im Sommer 2017 stimmte die große Mehrheit der anwesenden Mitglieder des VfB Stuttgart für die anvisierte Ausgliederung. Im Nachhinein macht sich, aufgewühlt durch die Daten-Affäre, nun die Sorge breit, bei der Abstimmung könnten potenziell Fehler unterlaufen sein.

Gefühlt stolpert der VfB Stuttgart derzeit von einer Affäre in den nächsten etwaigen Skandal. Diskussion und Unruhe über und innerhalb der Führung des Vereins hier, Staatsanwaltschaft und Daten-Affäre dort. Nun gibt es offenbar Sorgen vor einem möglichen weiteren Eklat.

Diese Sorgen betreffen die Abstimmung zur Ausgliederung im Juni 2017. Damals stimmten 84,2 Prozent der anwesenden und stimmberechtigten Teilnehmer für die Ausgliederung, woraufhin die Daimler AG mit 41,5 Millionen Euro einstieg und sich dadurch 11,75 Prozent der VfB AG sicherte. Möglich wurde dieser Schritt, weil die notwendige Dreiviertel-Mehrheit erreichen worden war.

Vor allem für VfB-Präsident und AR-Vorsitzenden Claus Vogt ist es eine hektische Phase
Vor allem für VfB-Präsident und AR-Vorsitzenden Claus Vogt ist es eine hektische Phase / Thomas Niedermueller/Getty Images

Probleme mit dem Voting-System bei der Abstimmung zur Ausgliederung? Stuttgart rutscht von einem Problem ins nächste

Aber war sie das wirklich? Zur Einordnung: Derzeit ist die Firma Esecon damit beauftragt, die Umstände der Affäre um die Weitergabe von Mitgliederdaten aufzuklären und zu rekonstruieren - der kicker hatte diesen Fall erstmals enthüllt. Während es auch noch den Verdacht des Geheimnisverrats in dieser Untersuchung gab, weshalb Präsident Claus Vogt die Staatsanwaltschaft einschalten musste, berichtete der Spiegel vor ein paar Tagen von Verdachtsmomenten bezüglich der damaligen Ausgliederung. Man bezog sich dabei auf den Esecon-Bericht.

Der Spiegel sprach von Augenzeugenberichten über zu dem Zeitpunkt der Abstimmung vorherrschende Probleme mit der digitalen Wahltechnik. Die Veranstaltung sei dennoch fortgeführt worden, obwohl Verantwortliche über diese angeblich sogar flächendeckenden Probleme informiert wurden. Die VfB AG sah sich aufgrund des Berichts zu einer Klarstellung gezwungen. Darin wurde betont, dass der damalige Dienstleister keine Probleme mit der Technik hatte und auch schon ähnliche Veranstaltungen in noch weitreichenderen Größenordnungen abgehalten habe.

Der Knackpunkt: Die Firma, die in der Klarstellung nicht explizit genannt wird, ist die gleiche, die vom Verein aufgrund des sogenannten WLAN-Gates bei einer Mitgliederversammlung im Jahr 2019 anschließend vor das Landgericht berufen wurde. Diese MV musste aufgrund technischer Probleme abgebrochen werden, angeblich aufgrund von wichtigen WLAN-Problemen. Zahlreiche Videos der aufgehitzten Stimmung machten die Runde, die Schwaben waren das Thema schlechthin.

Ende Oktober 2019 teilte der Klub allerdings mit, dass das Problem das die Veranstaltung zum Abbruch zwang nicht mit dem Internet an sich, sondern mit der Überlastung des Voting-Systems zusammenhing. Der gleiche Dienstleister, der auch bei der Ausgliederungs-Abstimmung beauftragt worden war. Und im Juli 2019 hatte man es mit vergleichsweise nur 4677 Mitgliedern zu tun (via kicker), zwei Jahre zuvor - bei diesem so bedeutsamen Schritt - sollen rund 12.800 stimmberechtigte Mitglieder anwesend gewesen sein.

Somit tut sich der dringende Verdacht auf, dass die Berichte über Unstimmigkeiten bei der Ausgliederung nicht nur wahr sein könnten, sondern dass es auch einen festen und glaubhaften Grund zu dieser Annahme gibt. Nun soll der Geschäftsführer der inzwischen insolventen Firma als Leumund für die Richtigkeit der damaligen Voting-Entscheidung herhalten.