Sheffield United: Aufsteiger auf dem Weg nach Europa

Mit Teamgeist und harter Arbeit ist Aufsteiger Sheffield United auf dem Weg in den Europapokal
Mit Teamgeist und harter Arbeit ist Aufsteiger Sheffield United auf dem Weg in den Europapokal / Visionhaus/Getty Images
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Vor einem Jahr ist Sheffield United in die Premier League aufgestiegen und galt gemeinsam mit Norwich City als erster Abstiegskandiat. Während es Norwich schon früh erwischte, ist Sheffield auf dem Weg nach Europa. Das Erfolgsrezept heißt harte Arbeit, Kameradschaft und ein progressiver Trainer.

Nach 12 Jahren in der zweiten und dritten englischen Liga kehrte Sheffield United im vergangenen Sommer zurück in die Premier League. Die Situation war vergleichbar mit 2006: Auch beim Aufstieg damals waren die Blades 12 Jahre lang in den unteren Ligen umhergewandert, bis es wieder ins Oberhaus ging - aber eben nur für ein Jahr. Und auch in der aktuellen Saison musste man damit rechnen, dass es schwer werden würde mit dem Klassenerhalt.

Doch dieses Mal kam es ganz anders: Drei Spieltage vor Schluss hat Sheffield noch beste Chancen auf Europa. Nur ein Punkt trennt sie vom sechsten Platz, der für die Europa League berechtigt. Wenn die Halbfinalspiele des FA Cups aber laufen wie erwartet, dürfte sogar der aktuelle Rang sieben reichen. Es sind zudem lediglich fünf Zähler Rückstand auf die Champions League - und gegen den Tabellenvierten Leicester City geht es am Donnerstag ins direkte Duell.

Es wird das dritte Aufeinandertreffen mit einem direkten Konkurrenten in den vergangenen vier Spielen sein, alle drei haben sie bisher gewonnen: Gegen Tottenham, Wolverhampton und zuletzt auch sogar 3:0 gegen den FC Chelsea. Können sie nun auch noch Leicester schlagen, ist Europa ganz nah. Es wäre die erste Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb in der 131-jährigen Geschichte des Klubs. In der kommenden Saison würde United dann erstmals europäische Spiele im ältesten Fußballstadion der Welt, der Bramall Lane, austragen.

Geheimnis des Erfolgs ist der Teamgedanke, der bei Sheffield groß geschrieben wird. Stars gibt es keine, den größten Namen hat wahrscheinlich Torwart Dean Henderson, der von Manchester United ausgeliehen ist und als Kandidat für die Nationalmannschaft gilt. Ansonsten steht das Team für Kameradschaft und unermüdlichen Einsatz, es besteht hauptsächlich aus Briten und Iren, einige spielen bereits seit der dritten Liga zusammen.

Identifikation steht ganz oben, wie der Norweger Sander Berge schnell erfahren hat, als er im Januar für die Rekordablöse von 21,5 Millionen Euro aus Genk zu den Blades kam. Als der 22-Jährige das erste Mal die Kabine betrat, spielte Kapitän Billy Sharp, genau wie Trainer Chris Wilder in Sheffield geboren, einen Song ab, den die United-Fans bereits für Berge gedichtet hatten, und der Rest der Mannschaft stimmte lautstark mit ein. "Seit dem war es meine Heimat", sagte Berge dem Guardian.

"Ich komme von Vereinen, die hart arbeiten und bescheiden sind, aber hier ist das noch mehr der Fall", erklärte der Mittelfeldspieler weiter. "Es ist bei weitem die beste Kabine, in der ich je war. Das ist es, was ich an diesem Klub so liebe: Nicht nur die Spieler - es ist egal, ob du zum Staff gehörst oder ein Fan bist, jeder wird gleich behandelt."

Überlappende Innenverteidiger und herausragende Defensive

Doch es ist nicht nur harte Arbeit, die die Mannschaft von Sheffield United auszeichnet. Das 3-5-2-System von Trainer Wilder bietet auch den ein oder anderen progressiven taktischen Kniff: Beispielsweise bleiben die drei Innenverteidiger nicht ständig hinten zur Absicherung, man sieht vor allem die äußeren beiden auch immer mal wieder über den gesamten Platz spurten, das Mittelfeld überholen und plötzlich am gegnerischen Strafraum auftauchen, um eine Überzahl zu schaffen. Die Stärke liegt aber vor allem in der Defensive: Im dann 5-3-2-System stehen die Blades sehr kompakt und stellen diszipliniert alle möglichen Räume zu, bei Zeiten pressen sie sogar. Unter dem Strich haben sie so erst 33 Gegentore kassiert und damit die zweitwenigsten hinter Meister Liverpool.

So möchte sich Sheffield United endlich wieder in der Premier League etablieren. Vor neun Monaten hat der arabische Prinz Abdullah bin Musa'ed bin Abdulaziz Al Saud den Klub übernommen und plant, vor allem die Rahmenbedingungen zu modernisieren, damit United auf Dauer in der ersten Liga Konkurrenzfähig bleibt. Seit dem 1. Juli gehören dem Verein wieder Stadion, Trainingsgelände, Hotel, ein Bürogebäude und die Nachwuchsakadamie, dies war ein erster Schritt in diese Richtung.

Das Erreichen des Europapokals nur ein Jahr nach dem Aufstieg wäre ein wahnsinniger Erfolg, der die geplante Entwicklung des Klubs schneller anschieben könnte als gedacht. "Hoffentlich können wir eine fantastische Saison zu einer denkwürdigen machen", sagte Wilder vor ein paar Wochen der Times. Am Donnerstag kann in Leicester der nächste Schritt gemacht werden.